Der und kein anderer Roman
zu nennen.«
Sie registrierte sein zynisches Lächeln. Als sie merkte, dass er lediglich einen Köder für sie ausgelegt hatte, runzelte sie abwehrend die Stirn. »Wir beide wissen ganz genau, dass der Tourismus diese Stadt nie und nimmer wird tragen können. Ohne Rosatech wird Telarosa sterben.«
»Ich bin Geschäftsmann und nicht Philanthrop. Meiner Verantwortung obliegt es, die Firma profitabler zu gestalten. Und momentan sieht es so aus, als ob die Zusammenlegung mit einer Firma in San Antonio die beste Möglichkeit ist, dieses Ziel zu erreichen.«
Sie unterdrückte ihren Ärger und beugte sich ein wenig vor. »Würden Sie es mir gestatten, Sie in der nächsten Woche auf eine Tour durch die Schulen mitzunehmen?«
»Um all diese kleinen Kinder zu sehen, wie sie bei meinem Anblick vor Schreck schreiend auseinander stieben? Diesen Kelch lasse ich wohl lieber an mir vorübergehen.«
Sein abfälliger Blick signalisierte ihr, dass in dieser Stadt als Außenseiter behandelt zu werden ihm nichts ausmachte.
Sie schaute auf ihre Hände in ihrem Schoß, dann sah sie wieder zu ihm auf. »Es gibt nichts, was ich sagen könnte, um Ihre Meinung zu ändern, nicht wahr?« Er musterte sie eingehend. Sie hörte die gedämpften Stimmen aus dem Vorzimmer, das leise Ticken der Wanduhr und ihren eigenen Atem. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Sie spürte so etwas wie eine Vorahnung. Seine Haltung versteifte sich kaum merklich, und sie fühlte sich bedroht.
»Möglicherweise schon.« Sein Stuhl knarrte, als er sich zurücklehnte, und die harten, unnachgiebigen Linien auf seinem Gesicht erinnerten sie an die wilden Granithänge, die man in diesem Teil von Texas finden konnte. »Wir könnten es bei einem Abendessen bei mir zu Hause am Sonntagabend besprechen. Ich schicke Ihnen um acht einen Wagen.«
Es war keine höfliche Einladung, sondern ein direkter Befehl und noch dazu auf beleidigendste Art und Weise vorgebracht. Am liebsten hätte sie ihm hingeschmettert, dass sie lieber mit dem Teufel zu Abend essen würde als mit ihm. Doch stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie beim Anblick dieser wütenden, aufgewühlten Augen abzulehnen gewagt hätte.
Sie nahm ihre Handtasche und erhob sich. »Also gut«, sagte sie leise.
Er hatte bereits wieder die Brille aufgesetzt und seine Aufmerksamkeit den Unterlagen zugewandt. Als sie sein Büro verließ, machte er sich noch nicht einmal die Mühe, sich zu verabschieden.
Als sie an ihrem Wagen angekommen war, kochte sie immer noch. Was für eine schreckliche Person! Sie besaß keinerlei Erfahrung, wie man mit jemandem seinesgleichen umging. Hoyt war offen und freundlich gewesen, das ganze
Gegenteil von Way Sawyer. Während sie nach ihren Autoschlüsseln suchte, fragte sie sich, was er von ihr wollte.
Luther Baines würde nach ihrer Rückkehr nach Hause ihren Anruf erwarten. Doch was sollte sie ihm sagen? Unmöglich konnte sie ihn darin einweihen, dass sie sich einverstanden erklärt hatte, mit Sawyer zusammen zu Abend zu essen. Das konnte sie niemandem erzählen, allen voran nicht Bobby Tom. Falls er jemals erfahren würde, wie Sawyer sie eingeschüchtert hatte, würde er wütend werden. Es stand zu viel auf dem Spiel, um seine Einmischung zu riskieren. Ganz gleich, wie beunruhigend es auch sein mochte, sie musste diese Angelegenheit ganz alleine mit sich abmachen.
»Lieber nicht, Bobby Tom.«
»Lass dich bitte nicht von den rosa Flamingos und den mit Autoreifen eingerahmten Steingarten beeinflussen, Gracie. Für Haare hat Shirley wirklich ein Händchen.«
Bobby Tom hielt die Tür zu Shirleys Hollywood-Haarsalon auf, der sich in der Garage eines kleinen, einstöckigen Hauses an einer staubigen Wohnstraße befand. Da er erst mittags auf dem Set erscheinen musste, hatte er angekündigt, den Vormittag dazu zu nutzen, ihr neues Erscheinungsbild zu kreieren. Er schob sie zielbewusst in den Salon, und sie bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Alle öffentlichen Orte in Texas waren luftgekühlt, und zwar fast bis zum Gefrierpunkt.
Drei Wände des kleinen Ladens waren grellrosa gestrichen, während die vierte mit schwarzen und goldenen Spiegelkacheln verkleidet war. Zwei Angestellte befanden sich in dem Salon, die eine eine schlanke Brünette mit hellblauem Kittel, die andere eine ausladende Blondine mit dem größten Busen, den Gracie jemals gesehen hatte. Ihre pummeligen Schenkel wurden von lila Stretchleggins gehalten, und ein enges lila T-Shirt umspannte ihre riesigen
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