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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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Menge machen.«
    »Ich hab inzwischen alles verkauft.«
    »Also, gute Frau, ich muss jetzt gehen. Ich komme ein andermal wieder.«
    »Wann immer Sie wollen. Ja, ja. Kommen Sie, wann Sie es wünschen.«
    Ich bewegte mich auf die Tür zu. Die Hunde steigerten ihr Gebell, und ich versuchte immer noch, so wenig wie möglich zu atmen. Die Dicke überholte mich und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Gerade so weit, dass ich hinauskonnte. Einer der Hunde versuchte zu entwischen, und sie schloss die Tür schnell wieder. Ich stand überrascht da. Sie sagte:
    »Schimpfen Sie mal mit ihnen! Auf mich hören sie nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Schimpfen Sie sie aus! Und zwar beide. Sagen Sie ihnen, dass sie nicht rauskönnen. Sie müssen sie kräftig ausschimpfen.«
    Ich nutzte die Gelegenheit. Ich war ohnehin kurz davor, ihnen ein paar Fußtritte zu geben und ihnen das Rückgrat zu brechen.
    »He, hört her. Hört auf zu nerven. Still jetzt. Macht Platz und hört auf zu nerven, verdammt noch mal! Platz, hab ich gesagt! Platz, verdammt noch mal, Platz!«
    Die Hunde schwiegen und legten sich hin, ganz flach auf den Boden. Ich fühlte mich sehr gut. Die Dicke erschrak über den Schwall von Flüchen, den ich losließ, machte aber gleich die Tür auf. Ich trat auf die Treppe, wollte mich verabschieden. Nichts da. Sie hatte die Tür schon wieder geschlossen. Uff, was für eine Erleichterung!
    Ich ging die drei Treppenstufen hinunter zum Vorgarten und atmete tief durch. Sog tief die Luft in meine Lungen. Einmal, zweimal dreimal. Ah, wie gut, frische Luft. Im Haus herrschte völlige Stille. Auch die Nachbarin war nicht mehr zu hören, die auf der anderen Seite der Mauer wohl immer noch ihren Bolero sang.
    Ich ging ein paar Schritte, gelangte zur Gartentür. Konzentrierte mich darauf, wie der schwere, rostige Riegel geöffnet werden musste. Direkt vor mir auf der Straße tat es einen trockenen Knall. Ich schaute auf und sah einen Mann auf dem Asphalt am Bürgersteig liegen, unter einem verbogenen Fahrrad. Das hintere Rad des Fahrrads war total hinüber. Ein modernes, braunes Auto hatte ihn angefahren, das sich jetzt schnell entfernte. Der Typ stand auf und sah benommen dem Auto hinterher. Dann machte er eine Geste mit den Armen, als fragte er: Was ist passiert? Endlich hatte ich den Mechanismus des Riegels begriffen. Man musste ihn anheben und gleichzeitig nach außen drehen. Er war einfach und praktisch. Ich öffnete die Pforte. Trat auf den Gehsteig hinaus und wusste nicht, was ich dem Typen sagen sollte. Auch ich war völlig benommen vor Schreck. Der Mann war sehr schlank, vielleicht vierzig Jahre alt, und der Kleidung nach schien er Maurer oder so etwas zu sein. Er konnte nicht sprechen. Ich auch nicht. Vom gegenüberliegenden Gehsteig kamen schnell drei, vier Leute gelaufen. Sie hielten ein Auto an, das in entgegengesetzter Richtung die Avenida herunterkam. Sie riefen dem Fahrer zu, dass jemand verletzt sei. Als sie ihm einsteigen helfen wollten, sah ich, dass seine Hose am Oberschenkel, unterhalb des linken Hinterteils, zerrissen war. Sehr rotes, dickes Blut drang dort heraus. Der Typ konnte mit dem Bein nicht auftreten, es baumelte an ihm herab, als gehörte es nicht zu ihm. Er sagte kein Wort. Sie halfen ihm ins Auto, und jemand sagte:
    »Fahrt ihn ins Krankenhaus!«
    Der Fahrer fragte:
    »In welches denn?«
    Keiner wusste eine Antwort. Einer sagte:
    »In die Notaufnahme der Frauenklinik.«
    »Die Frauenklinik?«
    »Die Frauenklinik in Marianao. Keine Ahnung. Andere Krankenhäuser gibt’s hier nicht. Oder ins Kinderkrankenhaus.«
    Der Typ sah sich, immer noch völlig benommen, um. Auf dem Asphalt sah man, neben dem verbogenen Fahrrad, eine Pfütze dunklen, roten Bluts. Ich atmete tief durch. Endlich frische Luft um mich herum. Ich presste die Lider zusammen und holte ganz tief Luft. Das Auto fuhr mit dem verletzten Typen davon. Ich warf einen letzten Blick auf die Blutlache und das schrottreife Fahrrad und ging unter den Bäumen weiter. Jetzt lief ich etwas schneller.

 
     
     
     
Nichts Heldenhaftes
     
     
    Die schwüle Hitze ließ mich kaum atmen. Es war vier oder fünf Uhr nachmittags. Die Sonne stand noch sehr hoch, und nach Süden hin baute sich eine Gewitterwand auf. Joseíto redete ohne Punkt und Komma über seinen Stand auf dem Gemüsemarkt von Cuatro Caminos. Er erzählt immer das Gleiche:
    »Die Bauern verkaufen sehr teuer, und wir müssen doch auch noch was verdienen.«
    Und auch ich sage immer das

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