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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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geäußert.
    »Natürlich nicht über eine Dame«, warf Clovis ein. Die beiden klangen wie ein eingeübtes Music-Hall-Duo.
    »O mein Gott, nein, nichts dergleichen. Verflixt, Clo, mit jedem Wort graben wir unsere Grube nur noch tiefer.«
    Clo?
    »Verstehe«, sagte Emerald. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber so leid es mir tut, das alles interessiert mich nicht im Geringsten. Ich wollte gerade die Eisenbahngesellschaft anrufen, um zu hören, ob bereits etwas in die Wege geleitet wurde, um Sie alle abzuholen, damit Sie endlich weiterkommen.«
    »Auch ich hoffe«, murmelte er, plötzlich ernst, » in Ihrem Interesse, dass etwas in die Wege geleitet wurde, um uns alle abzuholen, Miss Torrington.« Dann milderte er ab, was wie eine Drohung hätte klingen können – offen gestanden wie eine Drohung klang –, und fügte hinzu: »Wie schrecklich, dass so etwas ausgerechnet am Geburtstag einer jungen Dame passieren muss.«
    Das alles kam so glatt über seine Lippen, dass das Wort Geburtstag eine ganze Welt unerwünschter Intimität zu enthalten schien. Emerald war erneut zutiefst bestürzt.
    »Ach, komm schon, Em. Hab dich nicht so.« Clovis klang entschlossen. »Ich habe unseren Freund bereits zum Essen eingeladen, also wird er heute Abend sowieso nicht in einem Eisenbahnwaggon abreisen. Nicht heute Abend, Em. Er bleibt zum Essen.« Dann fügte er mit einem winzigen Schimmer seines normalen Selbst liebenswürdig hinzu: »Falls es dir recht ist, Geburtstagskind?«
    Es war ihr natürlich alles andere als recht, aber er hatte sie in die Ecke gedrängt, und sie sah nicht den geringsten Ausweg. Getrennt von Clovis war sie einfach verloren. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie zusammengehörten, selbst wenn sie miteinander stritten, und sie fühlte sich ohne ihn schwach und hilflos.
    Clovis’ neuer Freund neigte sich ihr entgegen, plötzlich verletzlich, während er auf ihre Antwort wartete. Er wippte auf seinen schimmernden, schmal geschnittenen Schuhen vor – obwohl er schockierenderweise keine Krawatte trug, war er recht elegant gekleidet, fast so, als wäre er auf dem Weg zu einem festlichen Abendessen gewesen –, und sein Gesicht war ohne das Feixen, das ihr so missfiel, durchaus charmant und offen wie das eines Kindes. Sie sah zwischen den beiden hin und her.
    »Du siehst übrigens wundervoll aus«, sagte Clovis. »Hübsches Kleid.«
    »Ja«, nickte der Gentleman. »Absolut wundervoll.«
    »In Ordnung«, hörte sie sich mit schwacher Stimme sagen. »Ich meine, natürlich würden wir uns freuen, Sie als Gast bei uns zu haben.« Damit verließ sie das Zimmer.
    »Famos. Großartig!«, rief einer der beiden hinter ihr her, aber sie hätte um nichts auf der Welt sagen können, wer von ihnen.
    Sie ging zurück zum Telefon, obwohl sie keine große Hoffnung hatte, an diesem Abend noch einmal den Kontakt zu Elsie Goodwin herstellen zu können, und tippte mehrmals auf die bewegliche Höreraufhängung.
    »Miss Torrington! Sterne!« Das misstönende Kreischen ließ sie zusammenfahren.
    »Ja, hier ist Emerald Torrington.«
    »Miss Torrington, ich habe einen Mr William Flockhart von der Eisenbahngesellschaft für Sie. Wenn Sie bitte einen Augenblick warten würden?«
    »Ja, danke …«
    »Danke Ihnen!«
    Clovis und sein neuer Freund waren in die Halle geschlendert gekommen, während sich Elsie Goodwin, unsichtbar in ihrem Wohnzimmer, umständlich daranmachte, die notwendigen Verbindungen herzustellen. Und Emerald hörte den fremden Gentleman hinter sich fragen: »Torrington? Sagten Sie Torrington?«
    »Ja«, bestätigte Emerald stirnrunzelnd.
    »Ich weiß nicht, wo ich die ganze Zeit mit meinen Gedanken war. Das ist ja unglaublich!« Ihr Gast lachte entzückt auf. »Gerade eben noch hatte ich das Gefühl – aber dann dachte ich – nein, es kann nicht sein!«, rief er, und noch einmal: »Nein, es ist unmöglich. Aber andererseits sehen Sie beide ihr so ähnlich! Sie sind natürlich dunkler als sie, aber die Kinnpartie, die Wangenlinie, die Stirn, die … Bitte, sagen Sie: Sind Sie Tochter und Sohn von Charlotte Thompson, inzwischen Torrington?«
    »Inzwischen Swift«, antwortete Clovis mit gepresster Stimme.
    »Ja, sind wir. Sie kennen unsere Mutter?«, versuchte Emerald, die das Telefon für einen Moment völlig vergaß, Genaueres zu erfahren.
    »Was für ein Zufall, nicht wahr?«, sagte er und schien ihr Gesicht minutiös in Augenschein zu nehmen, die Lippen halb geöffnet, als wollte er ihr Bild in sich

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