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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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Korridors, aber zu Clovis’ Überraschung brach der Gentleman, kaum dass die Tür hinter ihnen geschlossen war, in ein herzhaftes, ansteckendes Lachen aus.
    Clovis merkte, dass auch er zu lächeln anfing, während er darauf wartete, über den Witz aufgeklärt zu werden, und Trevorish-Charlson tat ihm den Gefallen.
    »Sollen die da drin ruhig denken, dass sich jemand für ihr Anliegen einsetzt.«
    »Wie meinen?«
    »Beschwichtigungstaktik. Sie werden jetzt stundenlang Ruhe vor ihnen haben!«
    »Ah!«, machte Clovis. Der Gentleman lächelte erneut und tippte vielsagend mit dem Finger an seine Nase.
    Clovis hatte den Mann völlig falsch eingeschätzt; er war wirklich ein überaus charmanter Bursche.
    »Offensichtlich handelt es sich größtenteils um Passagiere der zweiten und dritten Klasse«, fuhr der Gentleman weltgewandt fort. »Sie denken oft nicht einmal daran, etwas zu verlangen, so wie unsereins es tun würde. Sie haben nicht dieselben Erwartungen. War es nicht lammfromm von ihnen, die ganze Zeit so geduldig zu warten?«
    »Vermutlich …«, sagte Clovis, der sich eingestand, dass er selbst die ganze Zeit keinerlei Notiz von ihnen genommen hatte. Dann fragte er, nur um irgendetwas zu sagen: »Haben Sie vielleicht irgendeine Vorstellung, wann man Sie alle abholen wird?«
    »Nicht die geringste«, erwiderte der andere unbekümmert.
    »Soweit ich weiß, wollte meine Schwester telefonieren. Vielleicht möchten Sie fürs Erste in der Bibliothek warten? Kommen Sie mit. Kann ich Ihnen vielleicht eine kleine Stärkung anbieten?« (Kaum ausgesprochen, bedauerte er sein Angebot, denn ihm graute vor der Vorstellung, die überarbeitete Myrtle oder, noch schlimmer, Mrs Trieves mit ihrer unterschwelligen Hektik um ein Stück Teekuchen oder sonst etwas Nahrhaftes zu bitten.)
    »Einfach nur hier zu sein, ist mir Stärkung genug, mein Guter«, lautete die beruhigende Erwiderung seines neuen Freundes, und Clovis merkte, dass er ihm immer sympathischer wurde.
    Gefolgt von seinem lächelnden Gefährten, ging er durch den Korridor. Hinter der Tür des Frühstückszimmers war es wieder still. Die Passagiere warteten geduldig auf weitere Entwicklungen.
    Nur unterstützt durch kurze Stippvisiten einer völlig abgehetzten Myrtle, hatte Emerald sich in ihr Abendkleid mit seinen diversen Stützen und seinem sonstigen Drumherum gekämpft. Das Kleid, in Frühlingsfarben – einem diesigen Grün, einem sanften Rosa –, wurde an der Schulter von zwei perlenbesetzten Schnallen gehalten; oberhalb der Büste war es kaum noch schicklich zu nennen, unterhalb schmiegte es sich eng an ihren Körper an und ging dann über in einen seidig fließenden, mit zahlreichen Blüten bestickten langen und sehr engen Rock, dessen untere Hälfte unter einem tulpenförmigen Überrock hervorlugte wie der Stiel einer Blume.
    Ihre Füße steckten in Schnallenschuhen, die von Zigeunern passend zum Kleid eingefärbt worden waren. (Die Zigeuner schlugen oft ganz in der Nähe ihr Lager auf und waren Meister im Schleifen von Messern, im Flicken von Töpfen und im Umfärben aller möglichen Dinge.) Myrtle hatte fünfzehn Minuten gebraucht, um die Knöpfe am Rücken des Kleids zu schließen. Es war bei Weitem das Schönste, aber leider auch das Umständlichste, womit Emerald je etwas zu tun gehabt hatte.
    »Wenn ich es nicht so lieben würde, würde ich es verbrennen«, sagte sie. »Und ich muss wirklich aufhören, Selbstgespräche zu führen.« Und sie ging nach unten, um es noch einmal bei der Eisenbahn zu versuchen, bevor sich die Gäste im Salon versammelten.
    Die Luft in der Halle war kalt. Als sie nach dem Hörer griff, überzog eine Gänsehaut ihre nackten Arme, sodass sich der Flaum auf ihnen in einer vergeblichen Verteidigungsbemühung aufrichtete.
    Dieses Mal prasselte Elsie Goodwins Stimme aus dem Hörer wie eine Ladung Schrotkugeln aus einer Kanone.
    »Vermittlung!«
    »Hallo, Elsie. Hier spricht Emerald Torrington, auf Sterne.«
    »Oh, auf Sterne!«, kreischte Elsie, für die Wiederholungen sowohl Gewohnheit als auch Vergnügen waren.
    »Könnten Sie mich bitte mit der Eisenbahnzentrale verbinden?«
    Plötzlich war die Leitung still. Sie war so still wie ein dunkler Teich in einer ruhigen Nacht, in der man auf das Wasser hinausblickt und sich fragt, was sich wohl unter seiner tintigen Schwärze verbirgt. Das heißt, Elsies Stimme war verschwunden, und auch keinerlei Knistern war mehr zu hören. Stattdessen ertönte das laute, tragende Lachen eines Gentleman,

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