Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
Vom Netzwerk:
Zukunft war eine Wüste, ihr einziger Wunsch war, da zu bleiben, wo sie war. Wieso eigentlich? Sie war nicht einmal glücklich.
    »All diese Wünsche«, sagte sie hoffnungslos. »All diese Wünsche nach Dingen, die sowieso niemals wahr werden.«
    »Wenn du dir wünschst, was das Beste ist, kannst du nicht verlieren.«
    Emerald hob den Kopf. Es war Ernest, der das gesagt hatte. Sein Anblick war so belebend wie ein Aufwärmtrunk an einem frostigen Morgen und wärmte fast so sehr. Ach, du lieber Himmel, dachte sie.
    Sie nahm das ihr dargebotene Messer, stieß es in den Kuchen und schloss die Augen, als erst die Glasur mit einem leisen Knirschen und dann der weiche Teig unter dem Messer nachgaben.
    »Ich wünsche mir, was das Beste ist«, sagte sie inbrünstig.
    Die Klinge stieß klirrend gegen den gläsernen Boden. Im gleichen Moment – bevor sie auch nur die Augen wieder öffnen konnte – stieß Traversham-Beechers ein wildes Heulen aus, so erschreckend wie eine herabsausende Axt, zur absoluten Verwunderung aller.
    Es war so laut, so hündisch, so wölfisch, dass die ganze Gesellschaft zusammenzuckte und den Mann schockiert anstarrte.
    Er heulte weiter, unmöglich hoch und lang. Es hörte sich an wie der verzweifelte, einsame Ruf eines Tiers in fernen, eisigen Gegenden; das traurigste, schrecklichste Geräusch, das eine menschliche Kehle von sich geben konnte. Es hielt unnatürlich lange an, bewirkte, dass sich die Härchen auf den nackten Unterarmen der Damen sträubten und Schauer über die Rücken aller Anwesenden liefen, und immer noch dauerte es an und verklang erst, als alles, was sich im Raum bewegte, längst erstarrt war.
    Dann – endlich – war es vorbei. Traversham-Beechers senkte das Kinn, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte leichthin, ohne auch nur im Geringsten außer Atem zu sein: »Das war, um den Teufel auszutreiben.« Und dagegen konnte niemand etwas sagen. Jeder Teufel wäre längst schreiend aus dem Raum gerannt.
    Florence nahm Emerald das Messer aus der Hand und schnitt für jeden ein Stück des Kuchens ab, und alle griffen nach den winzigen silbernen Gabeln und ließen es sich schmecken. Da ihr Abendessen größtenteils von Fremden verspeist worden war, waren sie nicht so übersättigt, dass sie den Kuchen nicht mehr zu schätzen wussten, und das war zumindest ein Vorteil.
    »Es gibt eben immer einen Silberstreifen am Horizont«, sagte Patience fröhlich. Neben ihr senkte Traversham-Beechers die Lider und musterte sie, als würde er am liebsten die Zunge hervorschnellen lassen und sich jede einzelne der Saatperlen schnappen, die ihre aufgetürmten blonden Haare zierten.
    Während sie den Kuchen aßen, hob im Studierzimmer, gerade noch zu hören, ein Lied an. Raue, leise Stimmen sangen:
    I likes me half a pint of ale … I likes a little bit of meat …
    little bit of fish … and half a pint of ale …
    Die Reisenden, satt, aber immer noch unzufrieden, hatten angefangen, ihre Stimmen aufs Neue zu erheben.
    Traversham-Beechers trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum, während er sich gleichzeitig den Kuchen gierig in den Mund schaufelte und den Frauen am Tisch immer wieder heimliche Blicke zuwarf.
    »Ausgezeichnet«, tat er kund.
    Die Gespräche umfluteten ihn zusammen mit den Gesangsfetzen.
    »Sie haben das alles wirklich wundervoll gemeistert«, sagte John noch einmal zu Emerald, die ihm gegenübersaß.
    Katy smiled with a twinkle in her eye,
    K-K-K-Katy, beautiful Katy …
    »Es ist interessant, auch einmal etwas Unerwartetes zu erleben.«
    »Oh doch, Salmonellen können einen Menschen schneller umbringen, als man denkt, auch wenn es Sie vielleicht überrascht, das zu hören.«
    But I gets much pleasure when I’m playing with me uke –
    Keep your ukelele in your ’and …
    »Ich glaube, ich habe noch nie einen besseren Zuckerguss gegessen. Er schmeckt überhaupt nicht grün.« (Das kam von Patience.)
    Traversham-Beechers griff nach dem Wein und entschied sich, zwischen Weiß und Rot hin- und hergerissen, für beides. Mit einer Vulgarität, die keiner der anderen je erlebt hatte, kippte er den Wein aus beiden Flaschen zweihändig in sein Glas.
    »Wie bitte soll ›grün‹ denn schmecken?«, sagte er barsch zu Patience und sprang, bevor sie antworten konnte, das Glas schwenkend, auf.
    Einen Moment starrte er auf den Wandteppich, der ihm gegenüberhing, und sagte dann plötzlich: »Wie wäre es mit einer Runde Treibjagd?«
    Alle hörten auf zu reden und sahen ihn

Weitere Kostenlose Bücher