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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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Wandverzierungen von Sterne.
    Ernest war unsicher, ob er sie zur Rede stellen sollte. Als sie ihn erblickten, drehten einige sich zu ihm um, und einer rief kämpferisch: »He, Mister, wie lange wird es denn noch dauern?«
    »Werden wir hier übernachten müssen?«
    Mit gesenktem Kopf drängte sich Ernest zwischen ihnen hindurch und murmelte etwas wie: »Das besprechen Sie am besten mit Ihren Gastgebern.« Dabei wurde ihm klar, dass er John Buchanan unbedingt davon abhalten musste wegzufahren, denn ohne ihn wären sie, sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, noch deutlicher in der Minderzahl.
    »Entschuldigen Sie, es tut mir leid«, sagte er, als er zwischen ihnen hindurchhastete. Schuldbewusst registrierte er ihre extreme Blässe und dass viele von ihnen, entgegen seiner früheren Wahrnehmung, merklich hinkten.
    In der Halle sah er noch einmal zurück zu dem etwa ein Dutzend, das auf der Treppe stand, und stieß auf dem Weg zur Tür mit einer weiteren armen Kreatur zusammen. Es war eine alte, einäugige Frau, die ihn schief anfunkelte und wissen wollte: »Wo sind die Betten?«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Ernest erneut und rannte geradezu nach draußen. Dabei hoffte er trotz der Tatsache, dass Patience die Tür abgeschlossen hatte, dass die Passagiere nicht versuchen würden, in die Schlafzimmer vorzudringen.
    Der Regen traf ihn wie ein Eimer voller Flusswasser. Auf der Stelle völlig durchnässt, lief er durch die Dunkelheit auf den Rolls-Royce zu.
    Als er John erreichte, schrie er über das Tosen des Regens hinweg: »John!«
    John, vom Wolkenbruch ebenfalls völlig durchnässt, drehte sich um.
    »Das verdammte Ding will nicht anspringen«, rief er aufgeregt. »Los, steigen Sie erst einmal ein.«
    Sie suchten Zuflucht im Inneren des Wagens.
    »Ich finde, Sie sollten wieder ins Haus kommen«, fing Ernest an.
    »Verdammt!«, rief John über das laute Trommeln des Regens auf dem Dach hinweg. Das Auto leckte – Wasser rieselte im Dunkeln über das schimmernde Walnussholz der Innenverkleidung.
    »Bei diesem Wetter werden Sie es nie schaffen, die Lampen anzuzünden«, sagte Ernest, ein vernünftiger Einwand.
    »Verdammt!«, rief John noch einmal. »Ich bleibe auf keinen Fall unter diesem Dach!«
    Ernest war klar, dass John sich etwas von der Seele reden wollte, also wartete er, während das Wasser von seinem Gesicht tropfte, obwohl er sich wegen der Kreaturen im Haus ziemliche Sorgen machte.
    »Eine Hure! Eine Dirne! Eine Hure!«, rief John aufgebracht. Dann: »Die Tochter einer Hure! Ich will verdammt sein, wenn ich noch irgendetwas mit ihr zu tun haben will – verdammt – ich …« Und er verstummte verstört.
    »Ah«, machte Ernest. »Es geht um Emerald.«
    »Sie kann doch nicht erwarten, dass ich sie jetzt noch heirate.«
    »Der Mann ist ein Flegel und ein Schurke.«
    John ging nicht darauf ein.
    »Ich hätte auf meinen Vater hören sollen. Der hat immer gesagt, dass die hier nicht hergehören.« In seiner Empörung war John in die Ausdrucksweise seiner Kindheit zurückgefallen.
    »Oh«, machte Ernest. »Bitte, John. Kommen Sie wieder mit ins Haus. Die Passagiere …« Aber John war nicht in der Stimmung zuzuhören.
    »Hier, ziehen Sie den Choke – so! Helfen Sie mir!« Damit sprang er aufs Neue aus dem Auto, und Ernest beobachtete, wie er eine Zeit lang an der Kurbel herumdrehte, ohne dass der widerspenstige Motor ansprang, bevor er wieder ins Auto stieg, dessen Scheiben durch die Hitze seiner Wut sofort beschlugen.
    »Haben Sie den Choke betätigt?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Nein«, sagte Ernest.
    »Was?« Ernest fürchtete, er würde ihn schlagen.
    »Es ist doch viel zu dunkel. Außerdem sind die Zündkerzen wahrscheinlich völlig nass. Gehen wir wieder ins Haus.«
    »Ins Haus?«, schrie John.
    »Sie können sie nicht im Stich lassen!«
    »Ich werde auf keinen Fall in diesem Haus schlafen!« Seine Stimme klang hart.
    »Dann hätten Sie das Auto nicht im Regen stehen lassen sollen«, sagte Ernest, inzwischen ebenfalls aufgebracht. »Bei all den vielen Leuten im Haus wäre es bedeutend besser, wenn wir zusammenhalten würden.«
    »Das alles geht mich nichts an.«
    »John, seien Sie doch vernünftig. Der Knecht und sein Sohn sind immer noch nicht zurück. Es sind Damen …«
    »Ha!«
    »Es sind Damen im Haus … und falls etwas passieren sollte …«
    »Was sollte denn passieren?« Endlich hörte John ihm zu.
    »Wir sind völlig in der Minderzahl.«
    »Verstehe. Also gut, gehen wir.«
    Damit gingen sie

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