Der ungezähmte Highlander
Schließlich seid Ihr eine kleine Frau und wart nur wenige Monate mit einem bedauernswerten, bekümmerten Mann verheiratet gewesen. Wir haben Euch doch kaum etwas bedeutet, dafür war Eure Zeit hier doch viel zu kurz. Aber Ihr seid mit einem Heer starker Männer zurückgekommen und habt diesen Dämon in die Hölle geschickt, wohin er gehört.«
»Ihr habt wirklich nicht damit gerechnet, dass ich zurückkehre?«
»Warum auch? Und außerdem fürchteten wir, dass Ihr tot seid, schließlich wart Ihr verletzt und ganz auf Euch allein gestellt. Gelegentlich haben wir natürlich schon gehofft, Ihr seid am Leben und lasst Euch etwas einfallen, um uns zu helfen. Zudem hofften wir, dass Sir Ian die Bedrohung erkennen würde, die von Moubray ausging, und dass er versuchen würde, ihn loszuwerden. Aber wir haben wahrhaftig nicht damit gerechnet, dass unsere Hölle schon so bald enden würde.«
Keira spürte, wie das Schuldgefühl, unter dem sie so lange litt, von ihr abfiel. Joan wiederholte zwar nur, was ihr die anderen ständig gesagt hatten, doch da die Frau persönlich unter Rauf gelitten hatte, maß sie ihren Worten weit größeres Gewicht bei. Keira konnte sich sicher sein, dass sie die Wahrheit sprach und sie nicht nur trösten wollte.
»Euer Ehemann ist ein schöner junger Mann«, sagte Joan. »Und mein Malcolm hat gesagt, dass er auch ein rechtschaffener Mann ist. Ihr habt uns einen guten Herrn gebracht.«
»Ach, Malcolm.« Keira nahm Joans Hand. »Ich habe ganz vergessen, mit Malcolm über seine Hand zu reden.«
»Das ist natürlich eine traurige Sache.« Joan sah sich um, weil sie sich vergewissern wollte, dass niemand sie belauschte, dann fügte sie hinzu: »Aber Ihr wisst ja, dass es nicht seine Arbeitshand ist. Allerdings tut sie ihm ständig weh. Ich hoffe, Moubray leidet in der Hölle dafür tausend Qualen.«
»Ich habe mir seine Hand angesehen und glaube, dass ich ihm helfen kann. Wahrscheinlich wird sie nie mehr so sein wie früher, doch vielleicht könnte ich zumindest dafür sorgen, dass sie ihm nicht mehr so wehtut.« Sie verzog das Gesicht. »Leider müsste ich ihm erst einmal weitere Schmerzen zufügen.«
»Was müsstet Ihr denn tun?«
»Seine Finger noch einmal brechen, die Hand wieder einrichten.« Sie nickte, als Joan zusammenzuckte. »Die Knochen sind falsch zusammengewachsen, deshalb ist die Hand so verkrüppelt und schmerzt. Man sollte allerdings nicht mehr lange damit warten.«
Joan nickte. »Man muss es tun, bevor die Knochen dauerhaft falsch zusammenwachsen. Das leuchtet mir ein. Ich werde mit ihm reden, Herrin. Ein kurzer Schmerz, der den ständigen Schmerzen ein Ende bereitet, das ist doch eine gute Sache. Wenn er einwilligt, suche ich jemanden, der ihm die Hand noch einmal bricht, und dann könnt Ihr sie richtig einrichten.«
»Aber danach wird er die Hand gute sechs Wochen nicht gebrauchen können.«
»Er kann sie jetzt auch kaum gebrauchen, und ich bin ja da, um ihm zu helfen.«
Keira atmete tief durch, weil ihr der Mut wieder zu schwinden begann. »Ich weiß, wie sehr ihr alle gelitten habt. Doch eines wollte ich euch noch sagen: Wenn eine von euch schwanger geworden ist und es nicht ertragen kann, das Kind zu behalten, weil es sie an ihre Qualen erinnert, soll sie es zu mir bringen.«
»Ihr glaubt also nicht, dass ein Kind von seinem Erzeuger befleckt wird?«
»Nay. Nur weil der Mann eine Bestie ist und Dinge tut, bei denen sich einem der Magen umdreht, bedeutet das nicht, dass das Kind nach ihm schlägt – zumindest, solange er das Kind nicht aufzieht. Im Übrigen glaube ich nicht, dass Rauf geisteskrank war, auch wenn mir seine Untaten deshalb umso beängstigender erscheinen.«
»Ich weiß, was Ihr meint: Er war in der Seele krank, weniger im Kopf. Auf jeden Fall werde ich den Frauen Bescheid sagen. Aber ich denke, dass nicht sehr viele Kinder gezeugt worden sind, und wenn, dann werden die Frauen das Kind behalten wollen. Ich kann ihnen ja sagen, dass Moubray und seine Männer ein Rudel wilder Hunde waren, dass aber ein Welpe, wenn er in liebevollen Händen ist, zu einem guten Begleiter erzogen werden kann. Wahrscheinlich fällt es vor allem den Männern schwer, ein Kind zu akzeptieren, das durch eine Schändung gezeugt worden ist.«
»Herrin! Gut, dass Ihr da seid!«
Keira begann zu lächeln, als sie Kester, gefolgt von Meggie, auf sich zueilen sah. Doch dann bemerkte sie seinen besorgten Ausdruck im Gesicht. »Was ist denn los, Kester?«, fragte sie.
»Es geht um Sir
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