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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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liebsten wäre sie auf der Stelle zu ihrem kleinen Unterschlupf im Wald zurückgerannt. Doch Ardgleann war jetzt ihr Zuhause, und es war ihre Pflicht, es von Raufs Gestank und all den Erinnerungen zu reinigen.
    Die Außenanlage wirkte bereits recht aufgeräumt. Von der Schlacht, die hier stattgefunden hatte, war kaum noch etwas zu sehen. Trotzdem sah man überall noch deutlich Raufs Spuren. Ihm und seinen Männern war Ardgleann völlig gleichgültig gewesen. Jetzt lagen etliche Wochen harter Arbeit vor ihnen, um Unrat zu beseitigen und all die Dinge zu reparieren, die unter diesen gedankenlosen und zerstörerischen Händen gelitten hatten.
    »Er war ein Schwein!«, murrte Liam. »Es sieht zwar alles ziemlich trist aus, aber man kann es wieder richten.«
    »Aye.« Keira musterte die Tür des Keeps, massive eichene Türflügel mit schönen Schnitzereien. »Immerhin haben sie die Tür nicht beschädigt.«
    »So wie die aussieht, ist sie recht robust. Eine gute Abwehr.«
    »Natürlich.«
    »Du musst irgendwann reingehen, Liebes«, mahnte er sanft. »Das Beste ist, du bringst es hinter dich.«
    Sie nickte, betrat den Keep, ohne Liams Hand loszulassen. Sie begriff sofort, warum man die schwere Türen einen Spalt breit hatte offen stehen lassen. Im Wohnturm stand der Gestank von groben Männern, die hier monatelang wie die Schweine gehaust hatten. Keira befürchtete, dass dieser Gestank zum Teil auch von den Leichen herrühren konnte, die an den Außenmauern verrotteten. Keira schauderte, dann straffte sie die Schultern. Ardgleann war jetzt von dieser Geißel befreit. Wahrscheinlich musste man sich über den Verlust einiger schöner Gegenstände grämen, aber schwerer wog der Verlust an Menschenleben. Ardgleann konnte repariert und gereinigt werden, doch die Toten waren nicht zu ersetzen.
    »Vielleicht sollte ich als Erstes in die Große Halle gehen«, meinte sie, und Liam führte sie dorthin.
    Schon auf der Schwelle der Großen Halle sah sie sich überrascht um: Ein halbes Dutzend Frauen misteten den Saal aus, säuberten den Boden von den schmutzigen Binsen und schrubbten ihn. Einige Möbel fehlten, doch die eleganten Wandteppiche sahen unbeschädigt aus. Als Joan mit den Frauen zu ihr trat, verspannte sich Keira, weil sie sich ihres Empfangs nicht sicher war.
    »Herrin – wir hatten gehofft, die Große Halle und ein paar weitere Räume vor Eurem Eintreffen gesäubert zu haben«, sagte Joan.
    Keira wurde ein wenig ruhiger, als sie das Willkommen in den Gesichtern der Frauen sah. »Du hättest nicht gleich mit dieser schweren Arbeit anfangen müssen, Joan«, meinte sie. Als sie bei mehreren Frauen Blutergüsse entdeckte, zog sich Keiras Herz vor Kummer über deren Leid zusammen. »Ihr braucht Zeit, und ihr solltet bei euren Familien sein.«
    »Herrin«, sagte Joan mit fester Stimme. »Die Spuren dieser Schweine zu beseitigen ist Genesung.« Die Frauen hinter Joan nickten und murmelten zustimmend.
    »Diesen Ort sauber zu machen ist eines der Mittel, um zu genesen«, sagte Claire, die Wäscherin. Plötzlich strich sie sich die Röcke glatt und drückte ihr Haar an. »Ist das der neue Herr?«
    Etwas verdutzt stellte Keira ihnen Liam vor. Es ging ihr sehr ans Herz, wie er jede Frau begrüßte, als sei sie eine vornehme Dame. Während er jede nach ihrem Namen, ihrer Stellung auf Ardgleann und nach ihrer Familie fragte, spürte sie, wie sie jemand sanft am Ärmel zupfte. Es war Joan, die sie zur Seite nahm.
    »Seht nicht so betrübt aus, Herrin«, meinte Joan.
    »Aber sie haben alle so schrecklich gelitten.«
    »Aye, und die Heilung einiger Wunden wird sich lange hinziehen. Alle Frauen von Ardgleann haben gelitten. Wir trösten und stärken uns jetzt gegenseitig, genau, wie in der Zeit, als wir hier gefangen waren. Einige sind auch entkommen, aber es waren wirklich nur wenige.«
    »Gibt es viele Witwen?«
    Joan nickte seufzend. »Von den Männern auf der Burg haben nur ein paar überlebt. Die Männer von Ardgleann, die überlebt haben, haben ihre Frauen zum Glück wieder mit Freuden aufgenommen. Macht Euch keine Sorgen, es wird sich schon wieder alles einrenken. Wir betrachten das Ganze als Feuerprobe, die wir bestanden haben.«
    »Ich hätte …«
    »Genau das tun sollen, was Ihr getan habt. Weglaufen – weit weg und schnell. Wir wissen doch alle, was diese Bestie mit Euch vorhatte. Er hat noch tagelang geflucht, weil es ihm nicht gelungen war. Es hat uns nur gewundert, dass Ihr überhaupt zurückgekehrt seid, Herrin.

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