Der ungezähmte Highlander
anderer Menschen zu gefährden. Ich habe den Schwur geleistet, und ich ziehe den größten Gewinn daraus, wenn der Mann geschlagen wird.«
»Aye, Ihr werdet etwas davon haben, aber viele andere auch. Die Menschen von Ardgleann werden frei sein. Vermutlich werden die benachbarten Clans auch einen Nutzen daraus ziehen, und wenn er nur darin liegt, dass sie nicht mehr in Furcht vor dem Mann leben müssen. Ein Mann wie Moubray ist nicht nur für Euch eine Bedrohung. Solange er kein Land besaß und arm war, stellte er nur eine kleine Bedrohung dar, doch jetzt hat er einen starken Keep, der ihm Schutz bietet, und all den Reichtum, den er dem Land und den Menschen dort abpressen kann. Er hat Mauern, hinter denen er sich verstecken kann, und Geld, um Männer anzuheuern und zu bewaffnen. Er hat einen Laird getötet und Land beansprucht, das ihm nicht gehört. Jetzt ist er nicht nur ein Bandit der schlimmsten Art, sondern auch eine echte Bedrohung für alle um ihn herum. Wie lange dauert es, bis ihm ein Sieg und der Gewinn, den er daraus gezogen hat, nicht mehr reichen? Wie lange dauert es, bis ihn nach mehr gelüstet? Nay, Mädchen, wir werden ihn bekämpfen, und ich zweifle nicht daran, dass viele Männer bereit sein werden, sich diesem Kampf anzuschließen.«
Keira wusste, dass er recht hatte. Dennoch krampfte sich ihr Herz zusammen.
»Ich möchte nicht, dass jemand stirbt, weil ich einen Schwur geleistet habe«, wisperte sie.
Liam beugte sich zu ihr und küsste sie sachte. »Auch ich möchte das nicht, aber manchmal ist ein Kampf das Risiko wert. Aye, es ist Euer Land, und es sind Eure Leute, aber das ändert nichts daran, dass dieser Mann ein Fluch für alle ist. Denn das eine könnt Ihr mir glauben: Rauf Moubray wird Ardgleann bald ausgeblutet haben, und es wird ihn nach mehr gelüsten. Bestimmt rechnen die Leute an den Grenzen von Ardgleann bereits damit, dass er sich als Nächstes auf sie stürzt.«
Als Liam die Zügel ihres Pferdes losließ und weiterritt, beeilte sich Keira, an seiner Seite zu bleiben. »Glaubt Ihr, diese Clans werden sich uns anschließen?«
»Wenn es keine Narren und Feiglinge sind, schon.«
»Ihr scheint Euch sehr sicher zu sein, dass sich auch andere gegen Rauf stellen wollen«, murmelte sie. Es war ihr nach wie vor nicht recht, andere in diesen Kampf hineinzuziehen, den sie als ihren persönlichen betrachtete. Doch Liams Argumenten konnte sie nichts entgegensetzen.
»Rauf Moubray ist wie eine verwesende Gliedmaße, die abgetrennt werden muss, damit ein Mann nicht daran stirbt. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass viele meiner Verwandten bereit sein werden, gegen ihn in den Kampf zu ziehen. Manche werden es tun, weil sie gern kämpfen, doch die meisten werden es aus den Gründen tun, die ich Euch genannt habe.«
»Deshalb wolltet Ihr jetzt nach Scarglas?«
»Aye, das ist einer der Gründe. Eins, worauf sich mein Cousin ausgezeichnet versteht, ist, wie man kämpft und wie man überlebt.«
Keira hoffte inständig, dass er recht hatte; denn sie wusste, sie würde ihr Leben lang die Schuld für jede Verletzung und jeden Tod in der vor ihr liegenden Schlacht tragen.
8
Hier also lebt Fiona?«
Keira starrte mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Bangen auf den vor ihnen liegenden Keep. Alles daran weckte Gedanken an Verteidigung und Kampf. Jemand hatte viel Zeit, Mühen und Geld darauf verwendet, Scarglas so uneinnehmbar wie nur möglich zu machen. Nur eine ständige Bedrohung konnte der Grund für solch eine Mühe sein. Unwillkürlich fragte sie sich, was für einen Mann Fiona geheiratet hatte.
»Aye, das ist Scarglas. Sie hatten dort ein paar stürmische Jahre, aber jetzt ist Frieden eingekehrt«, erklärte Liam.
»Die Burg sieht aus, als ob ihre Bewohner ständig belagert worden sind.«
»In gewisser Weise war das so. Der alte Laird verstand es trefflich, sich Feinde zu machen. Ihr habt von Fiona nicht mehr viel gehört, seit sie geheiratet hat, oder?«
»Nay. Grand-mère steht mit ihr in Verbindung, und meine Cousine Gillyanne auch, aber ich habe nie etwas gehört, was mich auf diese Festung vorbereitet hätte.«
»Nun, dann werdet Ihr Euch wahrscheinlich auch über den alten Laird wundern. Er ist jähzornig, und bevor er seine letzte Frau geheiratet hat, schien er sein eigenes Heer zeugen zu wollen. Doch wenn Ihr ihn trefft, denkt daran – Hunde, die bellen, beißen nicht. Aber vielleicht haben wir Glück, und er ist gar nicht da. In letzter Zeit weilt er oft zu Besuch bei
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