Der ungezähmte Highlander
es bestehe kein Grund zur Sorge, weil niemand diesen Kampf für sie kämpfen sollte, aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Liam hatte den Männern alles erzählt, nun war ihr Blut in Wallung, wie ihr Vater zu sagen pflegte.
Nachdem sie noch ein wenig über Belanglosigkeiten geplaudert hatten, begleitete Fiona Keira schweigend in eine Schlafkammer, unterbrach ihr Schweigen nur, um Keira ihre Kinder in deren Zimmer vorzustellen. Keiras schlechtes Gewissen wuchs mit jedem Schritt.
»Es tut mir sehr leid, Fiona«, sagte sie, sobald sie die Schlafkammer betreten hatten.
Fiona sah sie ein wenig erstaunt an. »Was tut dir leid?«
Keira setzte die Kätzchen aufs Bett und ließ sich auf die Bettkante nieder. »Dass ich die Männer in meine Schwierigkeiten hineingezogen habe.«
»Nay, dafür kannst du nichts.« Fiona setzte sich neben sie. »Es tut mir leid, wenn dich mein Grübeln zu der Annahme verleitet hat, dass ich dir die Schuld gebe. Das tue ich nicht, aber ich hasse den Gedanken, dass mein Ewan in den Krieg zieht. Doch ich werde bald darüber hinweg sein, schließlich tun die Männer das ständig. Gott sei Dank wägt mein Mann seine Kämpfe ab und tut alles, um einen Streit zu vermeiden. Er ist nicht wie sein Vater, der sich mit erstaunlicher Schnelligkeit Feinde machen kann. Zum Glück hat der alte Narr eingesehen, dass das nicht richtig ist. Nein, du kannst nichts dafür. Das brutale Schwein, das dein Land gestohlen hat, ist schuld.«
»Das hat Liam auch gesagt – dass es ein gerechter Kampf ist und dass Rauf bald versuchen wird, auch andere zu bestehlen, nachdem er jetzt einen Ort hat, wo er sich verstecken kann, und genügend Geld, um sich Männer und Waffen zu kaufen.«
»Genau. Es ist am besten, ihn auf Ardgleann zu stellen. Aber ich finde, du solltest deiner Familie möglichst rasch eine Nachricht zukommen lassen. Sie werden dich sicher unterstützen. Und außerdem werden sie bestimmt gern wissen, dass du noch lebst.«
»Wie meinst du das?«, fragte Keira bestürzt.
»Sie haben mehrmals bei mir nachgefragt, ob ich etwas von dir gehört hätte. Sie haben erfahren, dass dein Ehemann getötet worden ist, und wissen auch, von wem. Doch von dir wissen sie nichts.«
Keira schloss die Augen und rieb sich die Stirn. Warum hatte sie nie an diese Folge ihres Schweigens gedacht? »Ich hatte gehofft, dass keine Gerüchte zu ihnen dringen würden. Wie dumm von mir! Ich sollte für meine Gedankenlosigkeit ausgepeitscht werden.«
Fiona lachte, dann küsste sie Keira auf die Wangen. »Ich habe meiner Familie auch Sorgen bereitet. Als ich Ewan begegnete und er mich als Geisel nahm, habe ich ihm nicht gesagt, wer ich bin. Außerdem fand ich, dass Scarglas ein ausgezeichnetes Versteck war vor dem Verrückten, der mich verfolgte. Meine Familie hat lange nicht gewusst, ob ich noch am Leben war, und die ganze Zeit über habe ich nichts von mir hören lassen. Ich habe nur flüchtig daran gedacht, welche Sorgen mein Verschwinden bei Connor auslösen würde. Vermutlich wird Sigimor Liam auch Vorwürfe machen, dass er kein Wort darüber verlauten ließ, wo er steckte oder was passiert ist.«
»Ach, dann ist es wohl ziemlich weit verbreitet, sich nicht zu melden. Sucht meine Familie denn nach mir?«
»Aye. Sie waren vor Kurzem hier, und ich glaube, sie kommen bald wieder.«
»Dann sollte ich ihnen wohl so schnell wie möglich eine Nachricht zukommen lassen. Es ist wohl besser, wenn sie ein paar Tage Zeit haben, sich zu beruhigen, bevor sie mich sehen.«
»Jetzt nimm erst einmal ein Bad, ruh dich aus und iss mit uns zu Abend. Morgen können wir dann einen Boten mit einer Nachricht losschicken.«
Keira nickte, und Fiona ging und ließ ein Bad für sie bereiten. So schnell, wie sich der Zuber und das heiße Wasser in ihrem Zimmer befanden, hatte man wohl schon im Moment ihrer Ankunft damit gerechnet, dass sie gerne baden würde. Man brachte ihr auch eine Kiste mit Sand für die Kätzchen und ein hübsches, sauberes, dunkelgrünes Wollkleid. Sobald die letzte Zofe mit Keiras schmutzigen Kleidern die Kammer verlassen hatte, tauchte Keira mit einem wonnigen Seufzer in das heiße Wasser. Auch wenn sie es nur ungern zugab, gehörte die Tatsache, dass sie nichts dafür hatte tun müssen, zu den größten Freuden dieses Bads.
Erst als sie aus dem Zuber geklettert war und sich vor dem Feuer die Haare trocknete, merkte sie, dass ihr bei all diesen Annehmlichkeiten etwas fehlte: Liam war nicht da, und er würde sich wohl in
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