Der ungezähmte Highlander
töten. Wenn er mich nicht hätte demütigen wollen und mir zeigen, was er meinem Ehemann angetan hat, wäre ich ihm wahrscheinlich nicht entkommen. Er war so siegestrunken und sich so sicher, dass keine Frau etwas anderes tun würde, als seinen Befehlen zu gehorchen. Deshalb hat er mich nicht sorgfältig bewacht.«
»Aber er hat Euch verletzt. Matthew hat mir erzählt, dass Ihr übel zugerichtet wart.«
»Das stimmt. Ich habe versucht, mich gegen ihn zu wehren, und das hat ihn erzürnt. Doch dann gelang es mir zu entkommen, und ich fand Hilfe bei meiner Flucht aus Ardgleann. Danach habe ich mich im Kloster versteckt.«
»Eure Wunden mussten heilen«, sagte Liam, auch wenn er davon überzeugt war, dass diese schlichte Wahrheit nicht ausreichen würde, die Schuldgefühle zu lindern, die bei jedem ihrer Worte mitklangen. »Und was habt Ihr jetzt vor?«
»Ich muss mir etwas einfallen lassen, um mein Versprechen zu halten und den Menschen von Ardgleann zu helfen. Es sind friedfertige Leute, die nichts anderes wollen, als in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen – Weber, Schreiner, Handwerker eben, keine Krieger. Ich habe sie schon viel zu lange Raufs brutaler Herrschaft überlassen. Es ist höchste Zeit, dass ich mein Versprechen erfülle und ihnen helfe.«
»Es ist Zeit, dass wir dieses Versprechen erfüllen.«
»Wir?«
Keira musste sich beherrschen, seine Hilfe zu bereitwillig anzunehmen.
»Aye, wir. Ich werde Euch helfen.«
»Nay, das ist mein Kampf. Ich habe das Versprechen gegeben, also muss ich mich auch den Gefahren stellen.«
Liam wunderte sich nicht, dass sie sein Angebot ausschlug. Bruder Matthew hatte ihm erklärt, dass sie nicht einmal ihre Verwandten in den Kampf hatte hineinziehen wollen. Doch er hatte sich schon einige Argumente überlegt, und außerdem hatte er sich vorgenommen, nicht mehr von ihrer Seite zu weichen, ob sie wollte oder nicht.
»Frau, Ihr seid nur knapp mit dem Leben davongekommen, wie mir Euer Cousin berichtet hat. Ihr braucht Hilfe und ich biete sie Euch an.«
»Das ist nicht Euer Kampf.«
»Ich mache ihn zu meinem.«
»Liam, Ihr habt ein krankes Bein.«
»Es ist so gut wie ausgeheilt. Bis die Männer zusammengetrommelt und die notwendigen Vorkehrungen für die anstehende Schlacht getroffen sind, wird es heil sein. Süße Keira, wollt Ihr einem Mann das Recht verweigern, sich dafür erkenntlich zu zeigen, dass Ihr ihm das Leben gerettet habt? Wollt Ihr ihm die Gelegenheit verweigern, an Eurer Seite zu kämpfen?«
»Aye«, erwiderte sie. »Ich verwehre Euch auf alle Fälle das Recht, Euch in den Tod zu stürzen.«
»Wenn Ihr meine Hilfe ablehnt, wie wollt Ihr dann Ardgleann von diesem Tyrannen befreien? Ich glaube nicht, dass er stillhalten wird, wenn Ihr Euch anschleicht, um ihm einen Dolch ins Herz zu stoßen.«
Keira wollte nicht zugeben, dass sie keinen Plan hatte. Sie hatte vor allem darüber nachgedacht, wie sie ihre Familie abhalten konnte, sie in dem Kampf gegen Rauf zu unterstützen. Schließlich hatte sie gesehen, was dieser Mensch den Menschen antat, die sich mutig gegen ihn stellten, und sie wollte keinen ihrer Verwandten auch nur in seine Nähe kommen lassen. Aus ähnlichen Gründen wollte sie auch nicht, dass Liam den Helden für sie spielte. Sein Leben war ihr inzwischen viel zu teuer, doch das wollte sie ihm natürlich keineswegs gestehen.
»Ihr braucht gar nicht so höhnisch zu sein«, murmelte sie. »Mir wird schon noch etwas einfallen. Vielleicht stoße ich ihm einfach einen Dolch in den Leib, wenn er noch einmal versucht, mich zu schänden.« Doch gleich darauf verfluchte sie sich, dass sie dieses kleine Geheimnis offenbart hatte.
Liam packte ihre Zügel und hielt ihr Pferd an. »Auf diese Weise seid Ihr also verletzt worden? Er schändete Euch?«
»Er versuchte, mir Gewalt anzutun. Ich wurde verletzt, als ich mich wehrte. Dann beschloss er, mich noch mehr zu demütigen. Er wollte es im Dorf tun und alle Bewohner zwingen, ihm dabei zuzusehen.«
Liam schaffte es nur mit Mühe, nicht auf der Stelle nach Ardgleann zu reiten und Rauf Moubray zu töten.
Er wollte, dass der Mann litt, weil er Keira verletzt hatte.
Er wollte, dass er schwer litt für das, was er ihr hatte antun wollen. Doch die Stimme der Vernunft übertönte diesen wahnwitzigen Drang. Wenn er jetzt in blinder Wut lospreschte, würde er wahrscheinlich nur eines erreichen – getötet zu werden.
» Wir werden Rauf bekämpfen«, sagte er entschlossen.
»Es ist nicht richtig, das Leben
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