Der ungezähmte Highlander
Bein sieht ganz gut aus«, meinte Sigimor und schenkte zwei Becher Ale ein. »Ein bisschen bleich vielleicht, und die Muskeln sind bestimmt geschrumpft. Aber die kannst du wieder kräftigen. Du hast Glück gehabt.«
»Das stimmt. Wenn Keira und Bruder Matthew mich nicht gefunden hätten, wäre ich elend krepiert.« Als Sigimor nickte, einen Schluck Ale trank und ihn bedächtig anstarrte, fragte er: »Was ist los?«
»Ach, ich denke immer noch über dich und die Frauen nach. Weißt du was? Ich glaube, du hast immer vorgehabt zu heiraten.«
»Nimmt sich das nicht jeder vor?«
»Die meisten schon, aber nur wenige ziehen eine solch klare Grenze wie du, wenn sie anfangen, an den Mädchen Gefallen zu finden. Vielleicht war dir der Grund selbst nicht klar, vielleicht hast du ihn auch vergessen, aber ich denke, du hast es getan, weil du vorhattest, eines Tages zu heiraten. In deinem Heim wird es dann keine Gegenüberstellungen geben mit Mägden, die du beschlafen hast, und du wirst mit deiner Ehefrau Dinge teilen, die du mit keiner anderen Frau gemacht hast. Ich vermute, du hast mit diesen Frauen noch einige andere Dinge nie gemacht.« Sigimor grinste, als Liam rot wurde, dann nickte er. »Das ist auch gut so, denn ich denke, du hast deine Braut bereits gewählt.«
»Das mag schon sein, aber ich greife ziemlich hoch. Ich bekomme alles, was sie hat, und sie bekommt nur mich.«
»Wenn sie zu dir passt, spielt das keine Rolle. Ich habe eine Engländerin geheiratet, die Tochter eines Lords aus den Marken.«
»Weil sie zu dir gepasst hat.«
»Richtig. Sie hat perfekt gepasst.«
»Keira hält mich für einen hemmungslosen Lüstling.« Liam grinste schwach, als Sigimor lachte. »Ich muss um sie werben und ihr Vertrauen wiedergewinnen, das ich verloren habe, als dieses dumme Weib mich aufgestöbert hat, und vermutlich auch, als wir in Dennys Wirtshaus übernachteten und Mary mich allzu stürmisch begrüßte.«
»Nun, sobald ihr verheiratet seid, kannst du Keira zeigen, wie viele Dinge du mit ihr teilst, die du nie mit einer anderen geteilt hast. Das wird ihre Eifersucht auf deine Vergangenheit mildern. Und jetzt zieh dich fertig an, damit wir in die Große Halle gehen und essen können, bevor uns die MacFingals alles wegfuttern.«
Liam hatte den Eindruck, dass Sigimor einen Plan hatte. Der Mann klang, als wäre seine Heirat mit Keira bereits ausgemacht. Doch bevor er ihn darauf ansprechen konnte, begann Sigimor, ihm beim Ankleiden zu helfen und von der bevorstehenden Schlacht zu sprechen. Erst als Liam an der Hohen Tafel saß und auf Keira wartete, ging ihm auf, dass er erfolgreich abgelenkt worden war.
Er warf einen Blick zu Sigimor, der nur verhalten lächelte, was sofort seinen Argwohn erregte. Doch als er seinen Cousin fragen wollte, was es denn zu lächeln gäbe, wurde er durch Keiras Auftritt abermals abgelenkt. Sie trug ein wunderschönes grünes Gewand, das ihre Augenfarbe bestens zur Geltung brachte. Ihr rabenschwarzes Haar war mit einem breiten grünen Band locker zurückgebunden und fiel in sanften Wellen auf ihren Rücken. Sie sah wahrhaftig wie eine prächtige Lady aus, und Liam spürte, dass sein Entschluss, um sie zu werben, ins Wanken geriet. Sie so zu sehen, machte ihm schmerzlich klar, wie wenig er ihr bieten konnte.
Keira errötete ein wenig bei dem begehrlichen Blick, mit dem Liam sie bedachte, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. Sie hatte sich endlich beruhigt und ihre neu entdeckten Gefühle für diesen Mann tief in sich vergraben. Bis zu ihrer endgültigen Trennung wollte sie alles tun, um ihm diese Gefühle nicht zu offenbaren. Es würde sicher helfen, sich nur zu Gelegenheiten wie im Moment zu treffen, dachte sie, als sie lustlos ihr Essen verzehrte. Solange sie Menschen umgaben und in muntere Gespräche verwickelten, würde es leichter sein, ihr ungebärdiges Herz zu kontrollieren, ihre Gefühle zu zügeln.
»Also habt Ihr unseren süßen Prinzen, der an der Schwelle des Todes stand, im Kloster wieder gesund gepflegt?«, fragte Sigimor.
Es fiel ihr schwer, nicht zu lächeln, als Liam laut seufzte und seine Verwandten zu kichern begannen, aber Keira blieb ernst, als sie erwiderte: »Auf dem Gelände des Klosters. Die Mönche haben uns ein kleine Kate am Rand ihrer Ländereien zur Verfügung gestellt.«
»Und ihr zwei seid dort ganz allein gewesen? Einen ganzen Monat lang?«
Die Eindringlichkeit, mit der alle auf sie und Liam blickten, fing an, den Schleier der Gelassenheit, in den sich
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