Der ungezähmte Highlander
sagte er. »Vielleicht reden wir jetzt noch einmal kurz darüber, was wir tun können, um Ardgleann zu befreien.«
»Gibt es keinen Erben?«, fragte Ewan.
»Nur Keira«, sagte Artan. »Das war Teil des Ehevertrags. Der Mann war der Letzte seiner Linie. Er suchte eine Frau, um einen Erben zu zeugen, doch falls das nicht gelingen sollte, würde Keira alles bekommen. Er dachte, sie hätte genügend Verwandte, die ihr dabei helfen könnten, das Land zu erhalten und sich um seine Leute zu kümmern, wenn er nicht mehr da sein würde. Jetzt wird sie auch noch einen Ehemann haben. Vermutlich werden sich die Leute darüber freuen.«
»Das hoffe ich«, meinte Liam. Und er hoffte auch inständig, dass Keira nicht dachte, er wolle sie nur wegen ihres Landes heiraten.
»Doch zuerst müssen wir das Ungeziefer vertreiben«, meinte Sigimor und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf den bevorstehenden Kampf.
Keira hätte am liebsten die Schlafzimmertür zugeknallt, doch das wäre kindisch gewesen. Sie begann, herumzulaufen und verzweifelt zu versuchen, sich etwas einfallen zu lassen, um den Plänen zu entkommen, die alle für ihre Zukunft schmiedeten, als Fiona hereinkam. Das Mitgefühl in ihrem Blick tröstete sie zwar, half aber sonst nicht viel. Keira freute sich darüber, aber über eine Lösung hätte sie sich mehr gefreut.
»Er wird dir ein guter Ehemann sein«, sagte Fiona und schenkte zwei Becher Wein ein.
»Ein zögernder«, sagte Keira, als sie den Becher in Empfang nahm.
»Ich weiß nicht, ob er zögert. Richtig gewehrt hat er sich jedenfalls nicht.«
Das stimmte, aber Keira unterdrückte rasch die Hoffnung, die sich in ihrem Herzen regte. »Er war in der Unterzahl.«
»Willst du ihn denn nicht?«
»Natürlich will ich ihn. Welche Frau würde ihn nicht wollen? Welcher Frau würde er nicht gefallen? Welche Frau würde nicht auf den Gipfel eines hohen Berges klettern und laut verkünden wollen, damit es alle Frauen in Schottland hören: ›Ha! Jetzt habe ich ihn, und ihr nicht!‹« Sie lächelte schief, als Fiona lachte, dann seufzte sie. »Aber das trifft auf sehr viele zu, nicht wahr? Dass sie ihn gehabt haben, meine ich.«
»Aye. Kein Mann, der so gut aussieht wie er, wird unberührt ins Ehebett klettern, Keira. Selbst mein Ewan, den die Lasterhaftigkeit seines Vaters so angewidert hatte, dass er seine Leidenschaften mit eiserner Faust zügelte, war nicht ständig keusch. Auch Sigimor war sehr zurückhaltend. Nur mein Bruder Connor, der deine Cousine Gillyanne geheiratet hat, hatte davor drei Frauen im Keep, die er beschlief, wann immer ihn die Lust befiel.«
Keira verschluckte sich beinahe an ihrem Wein. »Oh bitte, erzähl mir nicht, dass ich mit so etwas rechnen muss.«
»Nay. Soweit ich weiß, hat Liam sich nie eine Frau zur Geliebten genommen, die auf Dubheidland arbeitet oder lebt, und auch hier nicht, im Heim seines Cousins. Vielleicht war ihm klar, dass er eines Tages heiraten würde, und er wollte möglichen Ärger vermeiden.«
»Vielleicht brauchte er ja auch nur eine kleine Pause.«
Fiona lachte so heftig, dass sie ihren Becher abstellen musste. Das war so ansteckend, dass Keira trotz ihrer düsteren Stimmung einstimmen musste. Vielleicht war es töricht, sich den Kopf über die Vergangenheit zu zerbrechen, aber sie konnte einfach nicht darüber hinwegsehen, was Liams Vergangenheit über ihn aussagte. Der Mann hatte viele Frauen bestiegen, und wahrscheinlich waren ihm viele schnell gefällig gewesen. Frauen reisten ihm ja sogar nach. Ihre Zukunft versprach nicht rosig zu werden.
»Keira, womöglich hat der Mann ein wenig rasch zugegriffen, wenn ihm etwas angeboten wurde«, sagte Fiona, die wieder ernst geworden war. »Aber angeboten wurde es ihm bestimmt. Es würde mich nicht wundern, wenn selbst diejenigen, die sonst ein paar Münzen dafür verlangen, es ihm umsonst gegeben haben. Welcher Mann würde ein solches Geschenk schon zurückweisen? Du musst es einfach vergessen. Ich bin mir sicher, dass er es bereits vergessen hat. Er wollte nie eine dieser Frauen heiraten, und er war auch nie verlobt, also musste er auch keiner treu bleiben«
»Vielleicht kann er das gar nicht, treu sein.«
»Oh doch, das glaube ich schon. Er hat fünf Jahre lang im Kloster enthaltsam gelebt. Außerdem befolgt er einige Regeln, wie sie nur wenige Männer befolgen – keine Unschuldigen, keine Lügen, keine falschen Versprechungen, keine Ehefrauen oder Verlobte. Er bricht kein Versprechen. Das halten viele
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