Der ungezähmte Highlander
muss, welche Qualen meine arme Kleine erleiden muss. Mir ist, als laste ein Fluch auf mir, weil ich nichts tun kann, um ihr zu helfen. Ich starre auf die Burg und denke daran, wie gern ich diesen Dreckskerl töten würde. Wie oft habe ich mich schon auf den Weg gemacht, entschlossen, Rauf herauszufordern, und immer hat mich meine Feigheit zurückgehalten.«
»Nay, Euer gesunder Menschenverstand«, widersprach ihm Liam scharf, dann senkte er seine Stimme wieder. »Denkt Ihr denn, es würde Eurer Frau helfen, wenn sie zusehen müsste, wie Ihr vor ihren Augen abgeschlachtet werdet? Um wie vieles mehr würde sie leiden, wenn sie Euren Leichnam in Ketten von den Zinnen baumeln sehen müsste, neben all den anderen armen Seelen verrottend?«
Malcolm erblasste, zitterte und flüsterte: »Als er sie dort aufhängte, waren viele von ihnen noch gar nicht tot.«
Liam fluchte leise. »Er muss sterben.« Falls Malcolms banger Blick ein Zeichen war, dann hatte in dieser Feststellung all seine Wut und Verachtung für Rauf Moubray mitgeschwungen. »Ich werde meinen Cousins und auch Keiras Brüdern davon berichten.«
»Es wird sie nicht kaltlassen, oder?«
»Nay, es wird ihre Wut weiter steigern. Sie haben all die Gründe, die sie brauchen, um diesen Dreckskerl von Ardgleann zu vertreiben. Er hat einer der Ihren die Burg geraubt und sie zur Witwe gemacht. Aber was ich von Euch erfahren habe, wird ihre ruhige Entschlossenheit eiskalt und stählern werden lassen. Die Leichen an den Mauern waren der Anfang. Eure Geschichte bringt es zum Abschluss.«
Malcolm starrte auf seine Hände. »Ich bin kein richtiger Krieger, aber ich kann ein Schwert führen, M’laird.«
Als Malcolm ihn so anredete, stieg eine gewisse Freude in Liam auf. Die Schlacht war zwar noch nicht geschlagen, doch offenbar erkannte Malcolm ihn bereits als Laird von Ardgleann an. Einige Leute würden zwar wegen seiner plötzlichen Macht die Stirn runzeln, doch ausschlaggebend war die Meinung der Menschen von Ardgleann. Dieser erste Schritt auf dem Weg zu ihrer Anerkennung tat Liam sehr gut.
»Dann seid Ihr willkommen, Euch uns anzuschließen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Plan«, fügte er hinzu und küsste gedankenverloren Keiras Scheitel.
»Ihr liebt die junge Frau, stimmt’s?« Malcolm musste leicht grinsen, als er sah, wie Liam errötete.
»Ich glaube schon«, erwiderte Liam und machte eine Grimasse. »Aber es war nicht ihre Entscheidung, mich zu heiraten.« Er erzählte Malcolm in knappen Worten, was passiert war, bis er Keira geheiratet hatte. »Es ist ziemlich mühsam, sie davon zu überzeugen, dass ich ihr ein treuer Ehemann sein werde und dass der Reichtum, den ich durch sie errungen habe, nicht der Grund war, warum ich sie heiraten wollte.«
»Aye, das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Die Sorgen des armen Duncan haben sie wohl ziemlich verletzt, vor allem, weil er ihr nie den wahren Grund genannt hat.«
Liam nickte, dann lenkte er das Gespräch auf die bevorstehende Schlacht. Es war klar, dass Malcolm über Kenntnisse verfügte, die sich in den nächsten Tagen als überaus wichtig erweisen konnten. Als Malcolm noch einmal erklärte, dass er sich Liam und seinen Leuten gern anschließen wolle, verschwendete Liam keine Zeit mehr, und innerhalb weniger Augenblicke war er mit Malcolm auf dem Weg ins Lager. Dass er eine noch immer tief schlafende Keira tragen musste, verlangsamte seine Schritte nicht.
Keira sah sich blinzelnd um und runzelte die Stirn. Wann und wie war sie in ihr Lager zurückgekommen? Langsam richtete sie sich auf, als Liam zu ihr trat und ihr einen Becher reichte, den sie als einen von Malcolms Arbeiten erkannte. Sie bedankte sich mit einem Lächeln und trank genüsslich den kalten Apfelwein. Liam setzte sich neben sie.
»Ist das Malcolm dort drüben, der sich mit Sigimor unterhält?«, fragte sie.
»Aye.« Liam legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »Er hat gefragt, ob er sich uns anschließen kann. Seine Kenntnisse, wer sich wo im Keep aufhält, sind sehr wertvoll für uns. Leider ist er sich nicht sicher, welchen Durchschlupf sich Rauf offen gehalten hat.«
»Wird die Schlacht bald beginnen?«
»Sobald die anderen da sind oder kurz danach.«
»Jetzt gibt es kein Zurück mehr, oder?«
Er küsste sie auf die Wange. »Nay, Liebes. Und nach allem, was du hier gesehen hast, wirst du doch nicht wollen, dass wir unverrichteter Dinge abziehen, oder?«
Keira schüttelte langsam den Kopf. »Aber ich will,
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