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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Das war alles, und ich weiß nicht, ob es ein Witz sein sollte oder ob mehr dahinter steckte. Mein Gott, haben Sie darauf wirklich so lange gewartet?«
    »Hm«, sagte Jung. »Wir sind ans Warten gewöhnt, machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
    Moreno dachte nach und machte dabei Notizen auf ihrem Block.
    »Was glauben Sie?«, fragte sie. »Was haben Sie sich gedacht, als Vera Miller das gesagt hat? Sie brauchen keine Angst zu haben, uns etwas Falsches zu sagen, besser, Sie antworten einfach ganz spontan, welchen Eindruck Sie hatten.«
    Edita Fischer biss sich in die Lippe und starrte ihre Hände an, die auf ihren Knien lagen und sich wanden.
    »Ich habe geglaubt, es sei etwas passiert«, sagte sie endlich. »Ja, wenn ich mir das recht überlege, dann habe ich das wirklich geglaubt.«
    »Sie wissen, dass sie verheiratet war?«, fragte Jung.
    »Sicher.«
    »Aber Sie halten es nicht für unvorstellbar, dass ... dass sie im Rumford einen Arzt getroffen und sich in ihn verguckt hat?«
    Verguckt hat, dachte er. Ich rede wie ein zweitklassiger Schauspieler. Aber egal. Edita Fischer zuckte mit den Achseln.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wie zum Teufel soll ich das wissen, es war doch nur diese eine Bemerkung ... und die Art, wie sie es gesagt hat.«
    »Und das Thema ist nie wieder erwähnt worden?«, fragte Moreno. »Keine weiteren Andeutungen, zum Beispiel?«
    »Nein«, sagte Edita. »Rein gar nichts. Deshalb sage ich ja, dass es nur eine Bagatelle war.«
    Jung dachte eine Weile nach.
    »Na gut«, sagte er. »Wir danken für die Auskunft. Sie können jetzt wieder an die Arbeit gehen.«

    Edita Fischer dankte und ging. Jung stand auf und lief zweimal durch das Zimmer. Setzte sich wieder.
    »Na?«, fragte Moreno. »Das wäre das. Was glaubst du?«
    »Was ich glaube?«, fragte Jung. »Ich weiß immerhin, was wir jetzt zu tun haben. Hundert neue Ärzte. Wir werden bis Weihnachten zu tun haben ... aber was soll’s, man sollte dankbar sein, dass man nicht Däumchen drehen muss.«
    »So spricht ein echter Polizist«, sagte Moreno.

28
    Es war zwanzig vor drei, als er die Sparkassenfiliale am Keymer Plejn mit zweihundertzwanzigtausend Gulden in der Tasche verließ. Sein Wunsch, alles in bar zu bekommen, hatte leichtes Stirnrunzeln hervorgerufen. Es gehe um ein Boot, hatte er erklärt, exzentrischer Verkäufer, wolle das Geld eben so. Sonst werde er nicht verkaufen.
    Er fragte sich, ob sie das wohl geschluckt hatten. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es war egal, so oder so. Wichtig war, dass er das Geld hatte. Und wenn die ersten Rückzahlungen für das Darlehen fällig wären, würde er nicht mehr greifbar sein. Nicht einmal annähernd. Wo genau auf der Welt er sich dann aufhalten würde, wusste er noch nicht. Ihm blieben nur noch zwölf Stunden bis zur Geldübergabe, und er hatte keine Strategie.
    Ich bin zu ruhig, dachte er und setzte sich ins Auto. Ich habe zu viel Medikamente geschluckt, das stumpft ab.
    Er fuhr den üblichen Weg nach Boorkheim. Das milde Wetter des gestrigen Tages hatte sich gehalten, und er fuhr ungewöhnlich langsam, weil ihm aufgegangen war, dass er diese Strecke vielleicht zum letzten Mal fuhr. Auf der er Tausende von Malen unterwegs gewesen war ... ja, es mussten Tausende gewesen sein. Vor fast fünfzehn Jahren war er mit Susanne in das Reihenhaus gezogen und würde es jetzt verlassen. Es wird wahrlich höchste Zeit, dachte er.

    Wahrlich.
    Vielleicht lag es an der geringen Geschwindigkeit und an dem Gefühl, die letzte Reise angetreten zu haben, dass er den Roller entdeckte.
    Einen ganz normalen roten Motorroller, der vor einem Mietshaus eine Zeile vor seiner eigenen Reihenhaussiedlung stand. Nur fünfundzwanzig Meter von seinem eigenen Haus entfernt also.
    Einen roten Motorroller.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Der Motorroller.
    Der Motorroller.
    Er hielt wie üblich in der Garagenauffahrt. Stieg aus und ging langsam zurück über die Straße. Seine Gedanken jagten wie Feuerwerkskörper durch seinen Kopf, und er musste alle Kräfte sammeln, um nicht stehen zu bleiben und das Fahrzeug anzustarren, das da vor ihm stand und in der blassen Sonne funkelte.
    Er ging vorbei. Ging zum Kiosk und kaufte sich eine Zeitung. Passierte das magische Zweirad ein weiteres Mal und kehrte dann zu seinem Haus zurück. Schaute sich kurz um und stellte fest, dass er den Roller auch von hier aus sehen konnte. Von der Garagenauffahrt und vom Auto her. Er dachte kurz nach und beschloss herauszufinden, ob es

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