Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Gruppe« (Jungs Begriff) gesprochen, aber keiner hatte sich auch nur im Geringsten verdächtig verhalten oder interessante Auskünfte erteilen können.
Blieben noch sieben. Einer in Urlaub. Vier dienstfrei, verreist. Zwei krankgeschrieben.
»Einer von denen ist es«, sagte Jung. »Einer der sieben. Klingt wie ein Film. Wollen wir wetten?«
»In dem Fall musst du dir jemand anders suchen«, sagte Moreno. »Ich glaube das nämlich auch.«
Als die anderen nach Hause gegangen waren, teilten Reinhart und Moreno die letzte Flasche Wein. Rooth war noch anwesend, aber er war in einer Ecke eingeschlafen.
»Das ist einfach übel«, sagte Rooth. »Und ich weiß nicht, wie oft ich das schon während dieser Ermittlung gesagt habe ... während dieser Ermittlungen! Wir stecken fest. Ich komme mir vor wie in einem blöden Statistikinstitut. Wenn wir sie noch nach ihren politischen Ansichten und ihren Alkoholgewohnheiten gefragt hätten, dann hätten wir das Material bestimmt an die Sonntagsbeilage der Gazette verkaufen können ... oder an ein Meinungsforschungsinstitut.«
»Hm«, sagte Moreno. »Der Kommissar hat immer gesagt, man müsse auch warten können. Geduld haben. Wir sollten vielleicht auch versuchen, so zu denken.«
»Er hat auch noch etwas anderes gesagt.«
»Ach«, fragte Moreno. »Was denn?«
»Dass man einen Fall so schnell wie möglich lösen sollte. Am besten gleich am ersten Tag, dann braucht man nachts nicht mehr daran zu denken. Seit wir seinen Sohn gefunden haben, sind doch verdammt noch mal über fünf Wochen vergangen. Ich gebe das nicht gern zu, aber bei meinem letzten Treffen mit Van Veeteren habe ich mich geschämt. Geschämt! Er hat mir erklärt, dass hinter allem eine Erpressungsgeschichte steckt ...
zweifellos hat er Recht, aber wir kommen trotzdem nicht weiter. Das ist einfach ... nein, ich muss mich in Zukunft damit begnügen, es nur zu denken.«
»Meinst du, sie war die Erpresserin?«, fragte Moreno. »Vera Miller, meine ich.«
Reinhart schüttelte den Kopf.
»Nein. Aus irgendeinem Grund glaube ich das nicht. Obwohl die Geschichte mit dem Arzt einen Sinn ergibt. Warum sollte eine Frau, über die niemand auch nur ein böses Wort zu sagen hat, sich zu so etwas herablassen?«
»Erpressung ist ein charakterlicher Fehler«, sagte Moreno.
»Genau«, sagte Reinhart. »Sogar Axtmörder und Frauenquäler genießen im Gefängnis einen höheren Status. Erpressung gehört zu den ... unmoralischsten Verbrechen, die es gibt. Nicht zu den schlimmsten, aber zu den niedrigsten. Erbärmlich, wenn es dieses Wort noch gibt.«
»Sicher«, sagte Moreno. »Das stimmt ja alles. Also können wir Vera Miller ausschließen. Wir können auch Erich Van Veeteren ausschließen. Weißt du, was uns dann noch bleibt?«
Reinhart goss die letzten Weinreste ein.
»Ja«, sagte er. »Das habe ich mir auch schon überlegt. Uns bleibt noch ein Erpresser. Und ein Mörder. Das Opfer ist identisch mit dem Mörder. Die Frage ist, ob der Erpresser sein Geld bekommen hat oder nicht.«
Moreno schwieg eine Weile und spielte mit ihrem Glas.
»Ich verstehe nicht, wie Vera Miller da hineingeraten ist«, sagte sie. »Aber wenn wir davon ausgehen, dass sie mit Erich zu tun hatte, dann haben wir ... ja, dann haben wir einen Menschen, der zwei Morde begangen hat, um nicht bezahlen zu müssen. Wenn der Erpresser nicht völlig bescheuert ist, dann hat er den Preis ein wenig erhöht ... und ich glaube, dann lebt er nicht ganz ungefährlich.«
»Glaube ich auch«, sagte Reinhart.
Er trank seinen Wein und steckte sich zum zehnten Mal in einer Stunde seine Pfeife an.
»Das verdammte Problem ist«, sagte er, »dass wir nicht wissen, was dahintersteckt. Das Motiv für die Erpressung. Wir haben eine Kette von Ereignissen, aber uns fehlt das erste Glied ...«
»Und das letzte«, sagte Moreno. »Wir haben vermutlich die letzte Runde zwischen dem Erpresser und seinem Opfer noch nicht gesehen, vergiss das nicht.«
Reinhart betrachtete sie und stützte den Kopf schwer auf die Hände.
»Ich bin müde«, sagte er. »Und leicht beschwipst. Nur deshalb sage ich, dass ich ein wenig beeindruckt bin. Von deiner Argumentationsweise, meine ich. Ein wenig.«
»In vino veritas«, sagte Moreno. »Aber natürlich können alle sich irren. Es braucht sich nicht um Erpressung zu handeln, und es braucht kein Arzt in die Sache verwickelt zu sein ... und Vera Miller und Erich Van Veeteren hatten vielleicht gar nichts miteinander zu tun.«
»Sag das
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