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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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nicht«, stöhnte Reinhart. »Jetzt, wo wir gerade irgendwohin zu kommen schienen.«
    Moreno lächelte.
    »Es ist zwölf«, sagte sie.
    Reinhart setzte sich in seinem Sessel auf.
    »Ruf du ein Taxi«, sagte er. »Ich wecke Rooth.«
     
    Als er nach Hause kam, schliefen Winnifred und Joanna im Doppelbett. Er blieb in der Türöffnung stehen und betrachtete sie eine Weile, und dabei fragte er sich, womit er die beiden denn eigentlich verdient hatte.
    Und was er dafür würde bezahlen müssen.
    Er dachte an den Sohn des Kommissars. An Seika. An Vera Miller. Daran, wie Joanna in fünfzehn, zwanzig Jahren zu Mute sein würde, wenn junge Männer anfingen, sich für sie zu interessieren. . . alle Arten von Männern.
    Er merkte, wie sich die Haare an seinen Unterarmen sträubten, als er versuchte, sich das vorzustellen, und vorsichtig
schloss er die Tür. Nahm sich ein Dunkelbier aus dem Kühlschrank und ließ sich zum Nachdenken aufs Sofa sinken.
    Dachte darüber nach, was er in den Fällen Erich Van Veeteren und Vera Miller denn wirklich mit Sicherheit wusste.
    Und was er ziemlich sicher wusste.
    Und was er glaubte.
    Ehe er sehr weit gekommen war, war er eingeschlafen. Joanna fand ihn am nächsten Morgen um sechs Uhr auf dem Sofa.
    Zog ihn an der Nase und sagte: »Du stinkst.« Seine eigene Tochter.

30
    Winnifred hatte am Montag nur morgens ein Seminar und wollte gegen zwölf wieder zu Hause sein. Nach kurzer Überlegung rief Reinhart die Kinderfrau an und gab ihr frei. Verbrachte danach seine Zeit mit Joanna. Putzte Zähne, kämmte Haare, zeichnete, schaute Bücher an und machte zwischen neun und zehn ein Nickerchen. Aß Bananenjoghurt, tanzte und schaute sich zwischen zehn und elf noch mehr Bücher an. Schnallte sie um halb zwölf auf dem Kindersitz im Auto fest, und zwanzig Minuten später warteten sie vor der Universität auf Mutter und Gattin.
    »Wir machen einen Ausflug«, sagte er. »Das können wir brauchen.«
    »Herrlich«, sagte Winnifred.
    Es fiel ihm nicht schwer, nach dem Arbeitseinsatz der letzten Tage das Polizeigebäude für einige Stunden seinem Schicksal zu überlassen. Das Wetter bestand an diesem Dezembermontag aus gleichen Teilen Wind und drohenden Regenfällen. Aber trotzdem fuhren sie an die Küste. Ans Meer. Liefen die Strandpromenade von Kaarhuis auf und ab — Reinhart mit einer singenden und johlenden Joanna auf den Schultern — und
aßen bei Guiverts Fischsuppe, dem einzigen Restaurant im ganzen Ort, das geöffnet hatte. Die Touristensaison kam ihnen weiter entfernt vor als der Jupiter.
    »Zehn Tage bis Weihnachten«, stellte Winnifred fest. »Kannst du dir dann eine Woche freinehmen, wie du mir weismachen wolltest?«
    »Kommt drauf an«, sagte Reinhart. »Wenn wir unseren Fall lösen können, dann kann ich dir sogar zwei versprechen.«
    »Professor Gentz-Hillier leiht uns gern sein Haus oben in Limbuijs aus. Soll ich annehmen ... für zehn oder zwölf Tage über Weihnachten und Neujahr?«
    »Trapperleben?«, fragte Reinhart. »Du meinst mit Kaminfeuer, Glühwein und einem halben Meter Bücher, hoffe ich?«
    »Genau«, sagte Winnifred. »Kein Telefon und ein Kilometer zum nächsten Eingeborenen. Wenn ich das richtig verstanden habe. Ich schlage also zu, ja?«
    »Tu das«, sagte Reinhart. »Und ich setze mich heute Abend hin und löse diesen Fall. Das wird jetzt wirklich Zeit.«
     
    Als er sein Zimmer im Polizeipräsidium betrat, war es halb sechs. Der Stapel von Kassetten auf seinem Schreibtisch war noch ein wenig angewachsen, da Jung, Rooth und Bollmert tagsüber mit weiteren zehn Ärzten gesprochen hatten. Es gab auch schriftliche Mitteilungen, die erklärten, dass keine Vernehmung etwas Aufregendes ergeben habe. Krause hatte einen Bericht hinterlassen, nachdem er sich mit der Gerichtsmedizin unterhalten hatte; Vera Millers Mageninhalt war analysiert worden, sie hatte in den Stunden vor ihrem Tod Hummer, Lachs und Kaviar konsumiert.
    Und eine ziemliche Menge Weißwein.
    Da hat er ihr doch immerhin ein Festmahl spendiert, ehe er sie umbrachte, dachte Reinhart und steckte sich eine Pfeife an. Immerhin. Hoffentlich hat der Wein sie ein wenig abgestumpft, aber das hatten sie ja schon früher überlegt.
    Er ließ sich in seinen Sessel sinken und versuchte, an das Gespräch
anzuknüpfen, das er am Vorabend mit Moreno geführt hatte. Schaufelte eine Ecke auf seinem Schreibtisch frei und setzte sich mit Papier und Bleistift hin und fing an, mit eisenharter, logischer Systematik zu notieren und zu

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