Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
ungeklärte Todesfälle haben. Und Vermisstenfälle ... ist ja nicht sicher, ob das alles mit dem Krankenhaus zusammenhängt, auch wenn es sehr wahrscheinlich wirkt.«
»Wird gemacht«, sagte Moreno. »Hoffentlich kann Smaage uns etwas liefern, auch wenn ich mir nicht so recht vorstellen kann, was das sein sollte. Alles scheint sich doch hier um eins zu drehen.«
»Donnerstag?«, fragte Reinhart.
»Ja. Was zum Teufel ist am Donnerstagabend passiert? Offenbar sollte er da doch das Geld übergeben. Oder was sagst du?«
»Sicher«, sagte Reinhart. »Wäre doch seltsam, wenn wir niemanden finden, der seither von ihnen gehört hat — oder wenigstens
von einem von ihnen. Wir müssen einfach abwarten. Geduld haben, hat das nicht erst kürzlich jemand empfohlen?«
»Ich glaube, da irrst du dich«, sagte Moreno.
Sie brauchte nur eine Stunde, um die richtige Spur zu finden. Jedenfalls wusste sie instinktiv, dass es die richtige war, als der Name auf dem Bildschirm auftauchte. Ihr Herz machte einen zusätzlichen Schlag, und die Haare an ihren Unterarmen sträubten sich, was immer sichere Zeichen waren.
Die äußeren Kennzeichen der weiblichen Intuition. Ihrer jedenfalls.
Wim Felders, las sie. Geboren am 17. 10. 1982. Gestorben am 5. 11. 1998. Oder möglicherweise am 6.11. Auf der Straße 211 zwischen Maardam und dem Vorort Boorkheim gegen sechs Uhr morgens von einem Radfahrer entdeckt. Die Ermittlungen, die durch die Verkehrspolizei vorgenommen wurden (verantwortlicher Kommissar: Lintonen) ergaben, dass er vermutlich von einem Fahrzeug angefahren und gegen eine Zementröhre am Straßenrand geschleudert worden war. Die Fahndung lief über alle Medien, was aber kein Resultat gebracht hat. Keine Zeugen für den Unfall. Kein Verdacht. Fahrer beging Fahrerflucht und hat sich nicht gemeldet.
Sie erinnerte sich an den Fall. Ihr fiel ein, dass sie darüber gelesen und dass sie die Meldungen im Fernsehen gesehen hatte. Der sechzehnjährige Junge war auf dem Heimweg nach Boorkheim gewesen. Hatte seine Freundin in der Innenstadt besucht und vermutlich den letzten Bus verpasst.
War wohl am Straßenrand entlanggegangen, es war schlechtes Wetter gewesen, mit Regen und Nebel, und dann war er von einem Fahrzeug erfasst worden, dessen Fahrer danach Fahrerflucht begangen hatte.
Es hätte jeder sein können.
Es hätte Clausen sein können.
Keller könnte gleich danach gekommen und alles gesehen
haben. Oder neben Clausen im Auto gesessen haben, wenn sie sich kannten ... worauf bisher aber noch nichts hinwies.
Ein Verkehrsunfall?
Das war natürlich eine Möglichkeit. Bei genauerem Überlegen aber fiel es ihr schwer, sich ein abschließendes Urteil zu bilden. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Schuss ins Blaue, aber das spielte natürlich keine Rolle. Auf jeden Fall musste dieser Faden bis zu seinem Ende verfolgt werden.
Intuitiv, wie gesagt, wusste sie, dass es genauso gewesen war. Sie hatte das erste Glied gefunden. Zweifellos.
Sie sah, dass es inzwischen halb sechs war, und fragte sich, was sie tun sollte. Beschloss, nach Hause zu fahren und Reinhart später am Abend anzurufen. Wenn sich feststellen ließ, ob Clausen an diesem Tag und um diese Uhrzeit aus der Innenstadt losgefahren war ... von Wim Felders’ Freundin wussten sie, dass der Unfall um kurz vor Mitternacht passiert sein musste. . . ja, dann sollten doch alle weiteren Zweifel ausgeräumt sein.
Wie Clausen mit einer solchen Autofahrt in Verbindung gebracht werden konnte, stand natürlich noch in den Sternen, aber sie hatten ihm doch schon zwei andere Morde angehängt, und da kam es dann auch nicht mehr darauf an.
Andererseits — wenn er an diesem Abend in Maardam gewesen war, war er doch sicher irgendwem begegnet? Jemandem, der das bestätigen könnte?
Wenn es nur nicht Vera Miller war, dachte sie. Besser wäre einer von diesen Engeln. Wie hießen die doch gleich? Van Houtens. . .?
Wichtiger als das alles war es jedoch, Clausen zu finden. Natürlich.
Und Keller.
Mit diesem Gedanken schaltete Ewa Moreno ihren Computer aus und fuhr nach Hause. Und wie sie es auch drehte und wendete, sie fand, sie habe ein gutes Tagewerk vollbracht.
33
Sie hatte das Gespräch mit Reinhart gerade beendet, als die Türklingel ging.
Halb neun, dachte sie. Was zum Kranich?
Es war Mikael Bau, der in der Wohnung unter ihr hauste.
»Möchtest du einen Bissen essen?«, fragte er mit trauriger Miene.
Bau war um die dreißig und erst vor zwei Monaten in die Falckstraat
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