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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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nehme ich Sie gerne mit. «
    » Aber sicher. « Er wartete, bis sie gegangen war, und sah mich an. » Ich muss los. «
    » Bis später dann. « Das sagte ich nur ganz leise, damit niemand es hörte, und er antwortete ebenso leise.
    » Sicher nicht heute Abend. «
    Ich fragte mich, warum nicht, aber um nichts in der Welt hätte ich ihm das gesagt, und so verabschiedete er sich ohne große Worte.
    » Wo ist eigentlich Josh? « Godley sah sich um, als ob Derwent sich irgendwo in diesem trostlosen Raum versteckt haben könnte.
    » Er ist rausgegangen. Weiß nicht genau, warum. «
    » Er ist doch nicht ganz so gefühllos, wie er immer tut. Er kennt John Skinner schon eine ganze Weile. «
    » Aber befreundet sind sie ja wohl nicht « , warf ich ein.
    » Manchmal macht es das nur schlimmer. Er ist nicht daran gewöhnt, so etwas Mildes wie Mitgefühl zu empfinden. «
    » Cheyenne sieht Skinner nicht besonders ähnlich. «
    » Sie ist das Ebenbild ihrer Mutter. « Godley verzog schmerzlich das Gesicht. » Ich hätte lieber mitfahren sollen nach Hertfordshire. «
    » Ich bin sicher, dass DCI Redmond es ordentlich macht. «
    » Ehrlich? « Ein etwas unbehagliches Schweigen entstand, doch dann lenkte er ein. » Sie ist schon okay. Und ich denke auch, dass sie das mit Gayle einigermaßen gut machen wird. «
    » Schwaches Lob. «
    » Tut mir leid. Aber im Moment kann ich nicht gerade behaupten, dass ich beeindruckt bin. «
    Ich wollte sie nicht aus Prinzip verteidigen, aber ich konnte nicht widerstehen, ihn zu fragen: » Was hätten Sie denn anders gemacht? «
    » Wollen Sie das wirklich wissen? Alles. « Er wandte sich um und schaute noch einmal auf den Leichnam. » Natürlich weiß ich nicht, ob das zu einem anderen Ergebnis geführt hätte. «
    » Wahrscheinlich ist es besser, darüber nicht nachzudenken. «
    » Wahrscheinlich. Aber glauben Sie wirklich, dass mich das davon abhält? «
    Noch ehe ich antworten konnte, kündigte ein Klappern im Gang an, dass die Leute vom Leichenschauhaus mit einer fahrbaren Trage und einem zusammengefalteten Leichensack darauf eingetroffen waren. Ich wich einen Schritt zurück und stieß gegen die Wand. Ich muss grün ausgesehen haben.
    » Für diesen Teil brauchen Sie nicht hierzubleiben. Eigentlich sind Sie hier überhaupt nicht mehr vonnöten. « Godley nahm sein Telefon und scrollte durch sein Adressbuch. » Ich weiß, wo Sie nützlicher wären. «
    Die angerufene Person nahm ab, bevor ich Gelegenheit hatte, mehr in Erfahrung zu bringen.
    » Marla, sind Sie schon weg? Gut. Wäre bei Ihnen im Auto noch Platz für jemanden von meinen Leuten? «
    Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    Godley legte auf. » Sie warten draußen auf Sie. «
    » Gibt es etwas Bestimmtes, das ich dort tun soll? « Weil ich das Gefühl habe, dass Sie mich eigentlich nur loswerden wollen…
    » Finden Sie heraus, wie Cheyenne wirklich war. Ich glaube nämlich, dass ihr Dad keinen Schimmer hatte– aber andererseits haben Väter das ja nie. Sie waren doch auch mal ein Teenie-Mädchen. Das sollte Ihnen einen gewissen Einblick in ihren Charakter erleichtern. «
    Ich zog eine Grimasse. » Ist aber schon ein Weilchen her, dass ich ein Teenager war, Chef. «
    » Trotzdem. «
    Sinnlos zu streiten. Sein Entschluss stand fest. Ich folgte also dem verwinkelten Korridor zurück nach draußen, wobei ich mich so beeilte, wie es im Halbdunkel dieses verlassenen Gebäudes möglich war. Blinzelnd erreichte ich das Tageslicht und sah ein Fahrzeug, das mit laufendem Motor am Haupttor stand und auf mich wartete. Ich hob den Finger– einen Augenblick bitte– und rannte hinüber zu Godleys Wagen. Derwent lehnte von außen daran und telefonierte. Mit einer Hand deckte er es ab, als er mich sah.
    » Wo wollen Sie denn hin? «
    » Nach Hertfordshire. « Ich schnappte mir meine Tasche vom Rücksitz und warf sie mir über die Schulter. » Alles klar mit Ihnen? «
    Er bedachte mich mit einem Blick, dass ich meine Frage augenblicklich bereute. Auf eine herzliche Verabschiedung brauchte ich nicht zu warten, und mit einiger Sicherheit konnte ich davon ausgehen, dass ihm sein überstürzter Abgang aus dem Pausenraum peinlich war. Zu gern hätte ich erfahren, was passiert war, traute mich aber nicht zu fragen. Im Grunde genommen genügte es mir zu wissen, dass Derwent eben doch nicht so ausgekocht war. Und das entschädigte für einiges, so oder so.

14
    Zu viert machten wir uns auf den Weg zu Gayle Skinner, um ihr die traurige Nachricht von

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