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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Cheyennes Tod zu überbringen: Rob, DCI Redmond, ein kleiner und ungepflegt wirkender Detective Sergeant namens Ray Small und ich. Zwei Leute vom alten Team und zwei vom neuen. Natürlich war diese Truppenstärke völlig überdimensioniert, aber Marla wollte Ray Small nicht zurücklassen. Außerdem war er der Fahrer. Ich fühlte mich überflüssig, was ich genauso wenig mochte wie den Gedanken, dass Godley mich aus unerfindlichen Gründen hatte loswerden wollen und Hertfordshire ihm dafür als Erstes in den Sinn kam. Fast sah es so aus, als hätte ich mich aufgedrängt mitzufahren, wie mir unangenehm bewusst wurde. Und auch Rob wirkte nicht so ungezwungen wie sonst, als der Wagen durch das große Fabriktor rollte und sich in den Feierabendverkehr einreihte.
    Zum Glück musste ich mich nicht besonders um Kommunikation bemühen. Vorn saßen Rob und DS Small, und Marla Redmond hatte schon die Rückbank für sich reklamiert gehabt, weil sie schlafen wollte. Ein bisschen verlegen entschuldigte ich mich bei ihr, dass ich diesen Plan zunichtemachen musste, aber sie schüttelte nur den Kopf.
    » Ich kann auch im Sitzen schlafen. Hier hinten ist es nur bequemer, weil man sich ausstrecken kann. « Zum Beweis legte sie die Beine hoch und lehnte sich hinten an die Kopfstütze. Umgehend fielen ihr die Augen zu, und noch ehe wir die Hauptstraße erreicht hatten, schlief sie tief und fest.
    Small gab sich so einsilbig, dass es fast schon unhöflich war– entweder weil er Marla nicht aufwecken wollte oder weil es eben seine Art war. Auch Rob hüllte sich in Schweigen, und so saß ich hinter ihm und lauschte dem beruhigenden Brummen des Motors, während Nordlondon am Autofenster vorüberglitt.
    Nachdem wir den zähen Verkehr im Stadtzentrum hinter uns gelassen hatten, dauerte die Fahrt gar nicht mehr lange. Hoddesdon war für Pendler von der Stadt aus noch gut erreichbar und komfortabel an das Schnellstraßennetz angebunden. Cheyenne hatte in einem ziemlich noblen Viertel dieser wohlhabenden Kleinstadt gewohnt; in einer breiten Straße mit viel Grün und schicken, zurückgesetzt liegenden Villen hinter hohen Sicherheitszäunen.
    Small beendete sein Schweigen: » Wir sind gleich da, Chefin. «
    Marla Redmond richtete sich auf und war von einer Sekunde zur anderen hellwach. Sie beugte sich nach vorn, warf einen Blick in den Rückspiegel, kämmte sich mit den Fingern notdürftig die Haare und kramte in ihrer Handtasche nach dem Lippenstift. Das diente als Schutzmaßnahme. Vor einer Runde hartgesottener Polizisten war das nicht nötig gewesen, bei Gayle hingegen unverzichtbar.
    Small bog in die Einfahrt ein, die zu Skinners Haus führte, und reckte sich hinaus, um auf den Knopf der Wechselsprechanlage zu drücken, wie er es wahrscheinlich schon öfter getan hatte. Während wir darauf warteten, dass sich auf unser Klingeln hin jemand meldete, musterte ich, ein wenig nach vorne gebeugt, das Gebäude aus hellgelben Ziegeln. Es war offenbar neu gebaut und hatte eine riesige von Säulen getragene Veranda und große quadratische Fenster. Das Haus war seitlich bis an die Grundstücksgrenzen herangebaut und deutlich größer als die bescheideneren Immobilien nebenan. Der Vorgarten war komplett gepflastert, damit der Fuhrpark der Familie besser präsentiert werden konnte. Vor der Eingangstür war ein silberner Range Rover geparkt, direkt neben einem schwarzen Audi TT , hinter dem das Heck eines Porsche 911 hervorschaute. Als sich das Tor öffnete, fuhr Small auf das Grundstück und hielt hinter einem nagelneuen Mercedes, dem er damit den Weg versperrte.
    » Dieser Wagen gehört nicht Gayle. « DCI Redmond beugte sich ebenfalls nach vorn, um einen Blick daraufzuwerfen. » Den habe ich hier noch nie gesehen. «
    » Gehört vielleicht der Putzfrau « , witzelte Small doch tatsächlich, wie ich erstaunt registrierte. Schulterzuckend fügte er hinzu: » Bei solchen Leuten weiß man doch nie. «
    » Stimmt. « Marla hatte wieder die Regie übernommen. » Also, das Gespräch werde ich führen. Wenn Sie Ihrerseits Fragen stellen wollen, können Sie das gern tun, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie damit warten könnten, bis sich bei Gayle die Nachricht ein bisschen gesetzt hat. «
    » Wir werden sie auf keinen Fall bedrängen « , versicherte Rob. Ich beschloss, mich nicht darüber aufzuregen, dass er mal eben für mich mitgesprochen hatte, hoffte aber, dass er sich das nicht zur Gewohnheit machte. Es reichte mir, dass Derwent sich so benahm.
    »

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