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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Das Jackett hatte ich allerdings so weit zugeknöpft, dass das Top kaum auffiel– zumindest hatte ich mich dessen vergewissert, um meine letzten Bedenken zu zerstreuen, bevor ich die Wohnung verließ. Selbstverständlich musste ich als Nächstes im Treppenhaus Brody in die Arme laufen, auf dessen anerkennendes Pfeifen hin ich beinahe kehrtgemacht und mich umgezogen hätte. Allerdings musste ich so zeitig bei der Arbeit sein, dass das nicht mehr ging. Hinzu kam, dass ich im Grunde mehr an dem Fall Cheyenne Skinner interessiert war als an der Frage, welche Garderobe ich bei der Arbeit trug, auch wenn ich das Bedürfnis verspürt hatte, mir etwas mehr Mühe zu geben als sonst. Und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Kollegen das nicht anders sahen.
    Womit ich mich allerdings glattweg irrte. Als Erstes begegnete ich Liv Bowen, die ihre Augenbrauen hochzog. » Schick. Was steht denn heute an? «
    » Vernehmungen. «
    » Für Belcott kann das ja wohl kaum gedacht sein. « Sie verschränkte die Arme und sah mich abschätzig aus zusammengekniffenen Augen an. » Hmm. Als du reinkamst, hast du da rübergeschaut, nicht wahr? Das ist Robs Schreibtisch. Er ist aber noch nicht da. «
    » Das sehe ich. « Ich ließ meine Tasche auf den Stuhl fallen. » Wenn ich dir versichere, dass ich von deinem Großinquisitor-Auftritt beeindruckt bin, hörst du dann auf damit? «
    » Vielleicht. « Sie schaute wieder zu Robs leerem Stuhl. » Es wäre ja so eine Schande, wenn er dich heute gar nicht zu sehen bekäme. Du hast dir sogar die Haare gemacht und alles. Ich frag mich echt, wo er bleibt. «
    An einer rothaarigen Anwältin kleben geblieben, vermutlich.
    » Keine Ahnung « , sagte ich ungerührt. » Und ich will es auch nicht wissen. «
    » Oh, kein Problem. Ich schreib ihm schnell eine SMS . « Noch ehe ich sie davon abhalten konnte, hatte sie ihr Handy gezückt und eine Nachricht abgeschickt.
    » Danke, Liv. Sehr hilfreich. « Ich zog meinen Ausschnitt zurecht, damit auf keinen Fall zu viel Dekolleté zu sehen war, und ging los, um an Godleys Tür zu klopfen. Er saß an seinem Schreibtisch, und es sah ganz so aus, als wäre er schon seit etlichen Stunden da.
    » Maeve. Kommen Sie rein. Nette Frisur. «
    » Oh, ähm, danke. « Damit hatte er mich völlig aus dem Konzept gebracht. » Ich wollte mich erkundigen, womit ich heute anfangen soll. «
    » Josh wird den ganzen Vormittag mit Vernehmungen zu tun haben. Gehen Sie am besten mit. «
    Schon wieder dieser Derwent, seufzte ich innerlich. Aber ich setzte einen aufgeräumten, konzentrierten Blick auf. » Mit wem sind wir denn verabredet? «
    » Wir haben einen Aufruf gestartet, dass Leute sich melden sollen, die in diesem Club waren. Etwa 100 haben wir auch ausfindig gemacht– manche haben sich direkt gemeldet, und auf andere sind wir von kooperativeren Clubgästen hingewiesen worden. Einige davon sind vorbestraft. Mit denen müssen wir reden. Josh hat schon den ersten Termin ausgemacht. «
    » Was ist mit William Forgrave? «
    » Was soll mit ihm sein?
    » Sein Tatmuster als aktiver Pädophiler entspricht der Art und Weise, wie Cheyenne ins Visier genommen wurde. « Plötzlich war ich mir meiner nicht mehr so sicher. » Hat Derwent Ihnen das nicht gesagt? «
    » Doch, hat er. Und ich habe DS Mortimer gebeten zu überprüfen, was Forgrave seit seiner Gefängnisentlassung so getrieben hat. « Die von Morty vorgelegten Spitzenleistungen waren gemeinhin wenig beeindruckend, und meine diesbezüglichen Bedenken mussten sich auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Godley lächelte. » Keine Sorge. Bryce wird ihm ein bisschen auf die Sprünge helfen. «
    » Ich bin sicher, dass die beiden das gut machen. «
    » Hm. Also, Sie konzentrieren sich einfach auf Ihren Teil der Arbeit, und ich halte Sie über Forgrave auf dem Laufenden. « Godley legte eine kurze Pause ein. » Besonders sympathisch fanden Sie ihn nicht, oder? «
    » Ich fand ihn irgendwie verstörend. «
    » Das hat Josh auch gesagt. «
    » Wirklich? Er kam mir aber gar nicht verstört vor. «
    » Solche Sachen kann er gut verbergen. Und weil wir gerade vom Verbergen reden: Ganz oben auf der Liste steht ein Besuch im Büro der Nachtclub-Organisatoren. «
    » Oh, die Brothers Grim. Ich kann’s kaum erwarten. «
    » Ich will eine Kopie von deren Adressliste. Bei dem Material, das Marla Redmond gestern Abend noch hergeschickt hat, ist die nämlich nicht dabei. Heute Morgen habe ich sie noch nicht erwischt, aber ich ahne schon,

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