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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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    » Wissen Sie was, es wäre mir doch lieber, wenn wir wieder zum vorherigen Status zurückkönnten. « Ich hielt mir die Hände über die Ohren. » Sehen Sie mich bitte doch nicht als irgendeinen Ihrer Kollegen an. Ich will kein einziges Wort mehr über Ihr Liebesleben hören. Es reicht vollkommen. «
    » Da gibt’s kein Zurück, Kerrigan. Und ich bin gerade sehr gesprächig. «
    Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir gar nicht schnell genug in Hampstead sein können. Glücklicherweise waren die Straßen erstaunlich leer, und als wir die Adresse schließlich gefunden hatten, war Derwent wieder ganz dienstlich.
    » Denken Sie dran, die Jungs sind schon mal befragt worden. Die wissen also einigermaßen, was auf sie zukommt. Fragen Sie irgendwas aus heiterem Himmel. Bringen Sie die ruhig ein bisschen aus der Fassung. «
    » Alles klar. Was hatten die Kollegen aus Brixton denn über sie zu berichten? «
    » Nicht viel. Offenbar waren sie halbwegs kooperativ. Ziemliche Labersäcke allerdings. ›Oh, wie schrecklich, dass so etwas bei unserer Veranstaltung passieren konnte, wenn wir Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein können, bla bla bla.‹ «
    Er drückte auf den Klingelknopf und wartete neben der Wechselsprechanlage. Eine geisterhafte Stimme meldete sich. » Ja? «
    » DI Derwent. « Die Tür klickte, und Derwent drückte sie auf. » War ja nicht gerade sehr einladend. «
    » Die sind sicher nicht scharf drauf, dass Sie Ihr Anliegen mitten auf der Straße kundtun « , flüsterte ich, als ich hinter ihm die Stufen hinaufstieg. » Keiner will, dass es überall die Runde macht, wenn die Polizei da war. «
    » Wahrscheinlich steht es längst bei Twitter. «
    Die dritte Etage kam mir unendlich weit oben vor, und ich japste wie eine Flunder auf dem Trockenen, als wir sie schließlich erreicht hatten.
    » Sie sollten mal was für Ihre Ausdauer tun « , sagte Derwent und klopfte an die Tür. » Klingt ja schrecklich. «
    » Ich weiß. « Ich versuchte, meine Atmung irgendwie unter Kontrolle zu kriegen. Es war zu warm im Treppenhaus, und ich bereute es bitter, statt meines Tops keine Bluse angezogen zu haben, denn so konnte ich meine Jacke keinesfalls ausziehen. Hi, ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zum Mord an einem Teenager zu stellen, und das hier sind übrigens meine Titten.
    Doch in dem Moment, als sich die Tür öffnete, hatte ich all das vergessen. Schlagartig setzte meine Konzentration wieder ein. Ich war dort, weil ich meine Arbeit zu machen hatte– und zwar möglichst gut. Diese Arbeit bestand darin herauszufinden, was die Person vor mir über die Nacht wusste, in der Cheyenne ihren Mörder getroffen hat. Diese Person war männlich, barfuß, trug knallbunte Shorts und ein T-Shirt der Marke Superdry, das ziemlich stramm über dem Brustkorb und den ausgesprochen muskulösen Oberarmen saß. Sein Haar war hellbraun, lockig und so lang, dass es sich korkenzieherförmig ringelte. Er war braungebrannt wie ein Surfer. Das alles war einigermaßen überraschend, wenn man bedachte, dass wir uns inmitten von London befanden. Eigentlich hatte ich eher jemanden wie Chris Swain erwartet. Ich hatte angenommen, dass die Brothers Grim Internet-Geeks waren, Social-Network-Nerds, aber bestimmt keine Sportler.
    » Kommen Sie rein. Angenehm. « Er hatte eine tiefe Stimme.
    Derwent betrat den Flur, wobei er seine mangelnde Körpergröße mit Selbstbewusstsein ausglich, aber es ödete ihn sicher an, dass er den Kopf zurücklehnen musste, um den Typ ansehen zu können. » Ich bin DI Derwent, und das ist DC Kerrigan. Welcher der Herren Bancroft sind Sie? «
    » Lee. « Er trat zur Seite, um den Weg ins Wohnzimmer der Wohnung freizugeben, wo ein weiterer Athlet neben dem Sofa stand, die Hände in den Hosentaschen. » Das ist Drew. «
    Sie sahen sich verblüffend ähnlich, aber als ich Drew aus der Nähe betrachtete, fielen mir doch ein paar Unterschiede auf. Er war etwas kleiner und schlanker als sein Bruder, sein Kinn war schmaler und sein Gesicht länger. Nase und Mund glichen sich, aber Drews Augen standen enger zusammen. Er wirkte freundlich und ungefähr genauso durchtrainiert wie sein Bruder, obwohl er nicht ganz so massig aussah wie dieser. Außerdem hatten sie die gleichen Haare.
    Derwent drehte sich und bestaunte das Zimmer. » Und wer von Ihnen wohnt hier? «
    » Ich. « Lee ging wohl eher sparsam mit Worten um, wie es aussah.
    » Nicht übel. Einen hübschen Blick die Straße runter haben Sie. Und groß ist es

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