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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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länger als ein paar Monate hier wohnen zu bleiben, was ich so natürlich nicht sagen konnte. » Aber ich kann mir nicht vorstellen, wieso es Ärger geben sollte. «
    » Nein. Aber …die Leute wollen zu Hause ihre Ruhe haben, verstehen Sie? Sie wollen nicht ständig strammstehen müssen. «
    » Mr. Green, ich habe bestimmt nicht vor, irgendwem Schwierigkeiten zu machen. Ich bin zwar verpflichtet, Gesetzwidrigkeiten anzuzeigen, aber auf dem Auge bin ich ziemlich blind. « Vor solchem Übereifer würde ich mich hüten. » Wenn jemand, nur mal als Beispiel, in seiner Wohnung hinter verschlossenen Türen Cannabis raucht, dann würde ich bestimmt nichts dazu sagen. «
    » Ach so? «
    » Solange es nur zum persönlichen Gebrauch ist. «
    » Ja klar, auf jeden Fall « , sagte er hastig. » Was anderes käme gar nicht in Frage. «
    » Wenn jemand damit dealt, sieht es natürlich schon anders aus « , fügte ich warnend hinzu.
    » Auf gar keinen Fall, ausgeschlossen. « Er kam ins Schwitzen.
    » Dann ist ja alles gut. « Ich wartete noch kurz. » Ist das alles? «
    » Ihr Freund. «
    » Der wird auch keinen Ärger machen. «
    Walter verzog das Gesicht. » Darum geht es nicht, zumindest nicht hauptsächlich. « Er fuhr sich mit der Zunge über den Mundwinkel, während er nach den richtigen Worten suchte. Angewidert wandte ich den Blick ab. » Hören Sie, eigentlich geht mich das ja nichts an, und ich kann Ihnen natürlich nicht verbieten, dass er hierherkommt. Ich glaube bloß, dass es besser wäre, wenn Sie sich woanders treffen würden. Er muss ja auch irgendwo wohnen. Gehen Sie doch zu ihm, wenn Sie mit ihm zusammen sein wollen. «
    » Das geht Sie wirklich nichts an, da haben Sie ganz Recht. « Empört starrte ich ihn an. » Warum um alles in der Welt sagen Sie mir das? Weil Sie sich neulich abends vor ihm erschreckt haben? «
    Nervös schüttelte er den Kopf. » Nein, es ist halt besser so. Das ist alles. Es ist mir lieber, wenn nicht so viele Fremde hier ein und aus gehen. «
    » Für mich ist er jedenfalls kein Fremder « , gab ich bissig zurück. » Außerdem ist mir aufgefallen, dass Szuszannas Freund fast immer hier übernachtet. «
    » Ja, ja, Sie haben ja Recht. « Schlurfend trat er den Rückzug an. » Vergessen Sie es einfach. Ich wollte es nur mal gesagt haben. «
    » Das haben Sie ja jetzt. «
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, hob er grüßend die Hand. Sprachlos schaute ich ihm hinterher. Ich dachte ja gar nicht daran, mich an seine Forderung zu halten. Natürlich hatte ich das Recht, in meiner Wohnung Besuch zu empfangen. Im Mietvertrag stand nichts Gegenteiliges. Und wir sorgten ja nun ganz bestimmt nicht für Lärmbelästigung. Ganz im Gegenteil.
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen und zog mir ein bisschen TV -Schrott rein. Dabei versuchte ich ohne Erfolg, mich zu entspannen. Auf dem Couchtisch lag mein Telefon und gab keinen Mucks von sich. Die Stunden vergingen, ohne dass jemand anrief oder an die Tür klopfte. Ich war ganz allein mit meiner Fernbedienung und einem Telefon, das nicht klingelte.
    Als ich schließlich aufgab und schlafen ging, starrte ich unruhig in die Dunkelheit. Ich war viel zu schlecht gelaunt, um die Augen zu schließen. Ich redete mir ein, dass ich mich noch maßlos über Walter ärgerte, und das stimmte ja auch zum Teil. Aber während ich vergeblich auf den Schlaf wartete, kam ich zu dem Schluss, Rob künftig ganz bewusst hier übernachten zu lassen– schon aus Prinzip, um klarzumachen, dass ich mich hier nicht herumkommandieren ließ.
    Vorausgesetzt, er legte überhaupt noch Wert darauf.

15
    Samstag
    Nachdem ich mich die ganze Nacht ruhelos im Bett hin und her gewälzt hatte, boten meine Haare am Morgen einen denkwürdigen Anblick. Zum Glück wachte ich so früh auf, dass ich mir die Zeit gönnen konnte, sie mit Hilfe des Glätteisens, das ich so gut wie nie benutzte, zu geschmeidigen Wellen zu zähmen. In aller Frühe und erhobenen Hauptes begab ich mich anschließend ins Büro. Ich trug einen anthrazitgrauen Hosenanzug, der mir wie angegossen passte, sich an Hüften und Taille perfekt anschmiegte und der Fantasie ungefähr so wenig überließ, wie Bürochic das nur konnte. Normalerweise war das exakt der Grund, weshalb ich ihn immer wieder zurück auf den Bügel schob, aber heute fühlte ich mich ausnahmsweise mal verwegen. Darunter trug ich anstelle meiner üblichen schlichten, weißen Bluse ein schwarzes Top, das ganz leicht transparent und definitiv tief ausgeschnitten war.

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