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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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können? «
    » Vielleicht ja nicht. Aber deshalb will ich noch lange nicht, dass es von Ihnen kommt. Wir müssen uns bemühen, Informationen kontrolliert rauszugeben. Wir werden mit den Medien kein leichtes Spiel haben, machen Sie es also bitte nicht noch schwerer, als es so schon sein wird. «
    Dem war kaum etwas entgegenzusetzen. Und obwohl ich nicht der Meinung war, etwas Falsches getan zu haben, konnte eine gut platzierte Entschuldigung nie schaden. » Tut mir leid. Ich werde in Zukunft besser aufpassen. Am besten, ich gehe jetzt los und rede mit den Nachbarn. Mal sehen, ob die was gehört haben. «
    » Nicht nötig. «
    » Das können Sie unmöglich schon getan haben. « So lange hatte ich nun wirklich nicht gebraucht, um hierherzukommen.
    » Nicht ich. Colin Vale. Ich hab den Chef gefragt, ob wir ein bisschen zusätzliche Hilfe bekommen können, und da hat er ihn hergeschickt. «
    Colin war ein guter Ermittler, mehr als gewissenhaft. Ich nickte. » Gutes Gefühl, ein bisschen Unterstützung zu bekommen. «
    » Und ich hatte gedacht, Sie würden sauer sein. « Ich bildete mir also nicht nur ein, dass Derwent enttäuscht aussah. Er schaute an mir vorbei, und als ich mich umdrehte, bückte sich der schlaksige DC gerade, um unter der Polizei-Absperrung hindurchzutauchen. » Und da ist er auch schon. Wie sind Sie vorangekommen? «
    Der im günstigsten Falle schwermütige Colin wirkte regelrecht elend. » Gar nicht gut. « Er benutzte seinen Stift zum Zeigen. » Links nebenan: auf Arbeit. Die betreiben den Laden drüben an der Ecke, verlassen das Haus bei Tagesanbruch und kommen jeden Abend erst sonst wann wieder. Ich bin trotzdem rübergegangen und hab im Laden mit ihnen gesprochen, aber sie haben nichts gesehen, nichts gehört, nichts gewusst. Rechts nebenan: Die Frau ist so taub wie ein Laternenpfahl und außerdem fast völlig stumm. Soweit ich das einschätzen kann, hat sie nichts mitgekriegt. Die Wohnung obendrüber steht leer, und zwar schon seit Monaten. Links davon wird gerade renoviert, und die Handwerker haben den ganzen Vormittag ab ungefähr sieben mit lauten Maschinen gearbeitet. Haben keinen kommen oder gehen sehen. War allerdings nicht leicht, mich verständlich zu machen, wegen der Sprachbarriere. Sind Ukrainer. «
    » Und oben rechts? «
    » Claire Halperin heißt sie. Krankenschwester im Schichtdienst. Diese Woche hatte sie Nachtschicht. Sie geht abends um sieben aus dem Haus und ist normalerweise gegen acht zurück. Heute war sie ein bisschen später dran, weil sie auf dem Heimweg noch im Supermarkt war. Kam hier an, kurz nachdem Mrs. Driscoll den Notruf gewählt hatte, hat die Einsatzfahrzeuge gesehen und geahnt, dass was nicht stimmt. Hat in den letzten Tagen niemanden hier herumschleichen sehen und definitiv weder gestern noch heute Morgen etwas Ungewöhnliches bemerkt. Ich würde sagen, dass sie von den ganzen Nachbarn die beste Zeugin ist. Zwar noch jung, aber passt auf. «
    » Hat sie das Opfer gekannt? «
    » Ja. Hat ab und zu bei ihm vorbeigeschaut. Mrs. Driscoll hat einmal bei ihr angerufen, als es Mr. Kinsella irgendwann plötzlich schlecht ging. Miss Halperin hatte ihn sich angesehen und ist wohl bei ihm geblieben, bis die Sanitäter da waren– so in der Art. War nicht so schlimm, hat sie gesagt, nicht mal über Nacht hätten sie ihn dabehalten. Aber er war ein bisschen hinfällig, und sie hatte sich angewöhnt, alle paar Wochen auf einen Schwatz bei ihm vorbeizukommen. Sie mochte ihn. War entsetzt, als sie von seinem Tod erfuhr. « Colin sah mich bedrückt an. » Über die Umstände hab ich ihr nicht allzu viel gesagt. «
    » Das war sicher gut so. «
    Derwent wirkte ungehalten. » Der Mann hat in einem Schuhkarton gelebt, mit 20 anderen Leuten quasi auf Tuchfühlung; die Wände sind hier aus Papier! Und keiner hat irgendwas bemerkt, verdammt noch mal? Er wurde erschossen und keiner hat was Verdächtiges gesehen. Keiner will sich an irgendwas Brauchbares erinnern. Kein mysteriöser Fremder, der früh um neun blutüberströmt die Straße langgerannt ist, kein unbekanntes Auto mit laufendem Motor. Vielleicht hat ja wenigstens jemand einen lauten Streit gehört? Oder einen Hilfeschrei? Oder einen Schuss aus einer gottverdammten Schrotflinte? «
    » Offenbar nicht. Allerdings bin ich noch nicht in den Häusern auf der anderen Straßenseite gewesen. « Colin seufzte tief. » Ist aber eher unwahrscheinlich, wäre meine Vermutung. Nicht bei diesen Wohnungen, so wie die geschnitten sind. Man

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