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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nur Ihnen, sondern auch mir zum Hals heraus,
Sheriff. Vielleicht habe ich mich entschlossen, hier auszusteigen.«
    »Das können Sie nicht«, brüllte
er mich an.
    Ich grinste traurig. »Ich habe
es bereits getan. Ich habe versprochen, morgen früh in Washington zu sein und
den Vertrag zu unterschreiben. Ich bin nur hier, weil ich den verschwommenen
Eindruck habe, das kleine Mädchen da draußen im Büro könnte tippen. Ich wollte
ihr meine Rücktrittserklärung diktieren.«
    Lavers starrte mich einen Augenblick
lang an. Er stand auf, trat zum Trinkbecken, in dem das Wasser leise vor sich hinsprudelte , und nahm einen Schluck. Er zerknüllte den
Papierbecher in seiner riesigen Tatze und warf ihn in den Papierkorb. »Ihren
Rücktritt nehme ich nicht an.«
    »Sie meinen, das hinge von
Ihnen ab? Warum wollen Sie mich denn überhaupt hier haben? Um manchmal lachen zu können? Dafür sollte Ihnen doch eigentlich Ihr
Operettenheld Hammond genügen, den Sie da draußen herumspazieren lassen.«
    Er trat wieder an seinen
Schreibtisch und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Schließlich gelang es ihm,
seine Stimme zu beherrschen, denn sie klang nun nicht mehr so polternd. »Ich
möchte, daß Sie sich das gut überlegen, Wheeler. Ich lege keinen Wert darauf,
daß Sie gehen.«
    Das war bei ihm schon ein sehr
starkes Einlenken.
    »Glauben Sie nicht, daß Sie
Leuten wie Hammond und anderen Eseln dieses Schlages sehr viel erklären müssen?
Denn die halten Sie doch für irre, einen Verrückten wie mich in Ihrem Amt zu
dulden?«
    »Verdammt noch mal, Hammond!«
entfuhr es ihm. »Ich brauche Sie doch. Aber ich will Sie auch hier sehen, wenn
ich Sie brauche. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollten hier sein, und zwar um...«
    »Da ich von diesem Augenblick
an ja nicht mehr für Sie arbeite, erlauben Sie mir, einiges klarzustellen. Ich
habe seit gestern, von etwa sechs Uhr früh an, an diesem Fall gearbeitet, und
zwar bis nach Mitternacht. Sie verlangen von mir, um neun Uhr hier zu sein. Das
bedeutet, daß ich um halb acht von Vale Heights aufbrechen muß und um halb
sieben aufstehen. Und warum? Nur damit Sie mich hier herunterputzen können?
Nein, danke, Sheriff. Sie wollen ja gar nicht, daß ein Mann mit den
Gewohnheiten eines Außenseiters für Sie arbeitet. Sie wollen einen Hampelmann,
der, sobald Sie nur pfeifen, da ist. Versuchen Sie es doch mal mit Hammond.«
    »Ich habe Ihnen doch eben
gesagt, daß ich Hammond nicht brauchen kann.« Er erhob sich, stampfte zum
Fenster und blickte die Straße entlang. »Einer der Wachtmeister, der gestern abend mit Hammond zusammen war, hat mir von Ihrem
Streit mit Hammond im Polizeirevier erzählt.«
    »Noch ein Vergehen, Sheriff?
Ich habe dem Trottel, der sich da als tüchtiger Beamter aufspielte, meine
Meinung gesagt.«
    Der Chef fuhr herum. »Treiben
Sie es nicht zu weit, Wheeler. Natürlich hatten Sie recht. Der Mann am anderen
Ende der Leitung hatte selbstverständlich Wind von der Sache bekommen. Kein
Mensch mehr da. Wir haben auch das Postamt unter Bewachung. Aber niemand hat
sich dem Schließfach genähert. Der Postbeamte sagt, es sei das erstemal , seitdem das Postfach gemietet wurde, daß es bis
zehn Uhr niemand geleert hat.« Er zuckte die Achseln. »Wir hätten die Sache so
aufziehen sollen, wie Sie es wollten.«
    Ich betrachtete das glühende Ende
der Zigarette und schwieg dazu.
    »Immer noch entschlossen, zum
Geheimdienst abzuwandern?«
    Jetzt zuckte ich die Schultern.
»Hier bleibe ich nicht. Nicht unter diesen Bedingungen.«
    Er nickte. »Unter welchen
Bedingungen denn?«
    Ich sah auf und begegnete seinem
Blick. »Hören Sie zu, Sheriff, ich bilde mir keineswegs ein, unfehlbar zu sein.
Aber ich kann nicht unter einem Menschen arbeiten, den ich nicht anerkennen
kann.«
    Die rote Farbe begann sich
wieder über sein Gesicht auszubreiten.
    »Sie meine ich nicht! Sie
wissen doch, wie ich zu Ihnen stehe. Aber Hammond — ich kann weder unter noch
mit ihm arbeiten. Sie wollen, daß dieser Fall geklärt wird. Aber wenn Sie
Hammond die Sache übertragen, haben Sie mehr oder weniger die Garantie, daß er
nicht geklärt wird.«
    Lavers nickte. »Ich hatte gestern abend unrecht, ihn zu unterstützen. Ich hätte sehen
sollen, was Sie beabsichtigten.« Er trat wieder an seinen Schreibtisch und
drückte einen Knopf. »Kommen Sie mal rein, Annabelle.«
    Gleich darauf öffnete sich die
Tür, und Annabelle eilte herbei. Triumphierend lächelte sie mich an und nickte
dem Chef anmutig zu. »Bitte,

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