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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gerade in Reno einen Mann abgeschüttelt und dachte, ein
Monat Seeluft würde mein Inneres wieder in Ordnung bringen.«
    »Handelt es sich um einen
Ehemann?«
    »Mein dritter«, erklärte sie
leichthin. »Ich mag Männer gern — aber als Ehemänner werden sie leicht etwas
monoton.«
    »Das muß ich mir merken!«
    »Für den Fall, daß Sie heiraten
wollen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein,
für den Fall, daß irgendeine Biene mich dazu bringen will, sie zu heiraten.«
    »Biene?« Wieder rümpfte sie die
Nase. »Sie haben offenbar eine Vorliebe für vulgäre Formulierungen?«
    »Auf Sie gemünzt, würde ich
noch >flott< dazusetzen«, erklärte ich. »Flotte Biene!«
    Sie lächelte zufrieden. »Im übrigen haben Sie ganz recht. Kennen Sie übrigens einen von
den anderen hier, Mr. Wheeler?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir gleich
gedacht«, sagte sie verständnisinnig. »Und Eli haben Sie doch auch nicht
gekannt, nicht wahr? Nicht einmal entfernt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Keiner von beiden hat den
anderen erkannt. Eli glaubte, Sie gehörten zu mir und ich wäre Ihnen vermutlich
schon woanders begegnet, wahrscheinlich in meinem Haus. Was natürlich nicht
zutrifft. Ich glaube, Sie sind ein sehr geheimnisumwitterter Mann, Mr.
Wheeler.«
    Ich nahm mir Zeit, mein Glas
wieder zu füllen. Jo Dexter war ja sehr nützlich gewesen, um von Kaufman ohne
weitere Fragen hingenommen zu werden, aber nun wurde sie mir doch ein wenig zu
neugierig.
    Ich griff nach meinem frisch
gefüllten Glas und wandte mich ihr wieder zu. »Warum halten Sie nichts von
Ehemännern?«
    »Wechseln Sie nicht das Thema«,
erwiderte sie. »Ich möchte wissen, warum Sie hier sind.«
    »Weil hier eine Gesellschaft
ist«, antwortete ich. »Niemals kann ich der Verlockung von Essen, Trinken und
schönen Frauen widerstehen.« Ich sah sie fest an. »Flotten Bienen kann ich
schon gar nicht widerstehen.«
    Nachdenklich betrachtete sie
mich. »Ich glaube, Sie gehören zu diesen halbgebildeten Gaunern, denen man das
nicht sofort anmerkt. Nun, Eli ist ja eigentlich auch ein Gauner. Ich frage
mich nur, ob Sie ein Rivale von ihm sind?«
    Ich wollte gerade etwas
erwidern, kam jedoch nicht dazu.
    »Nein!« Sie schüttelte
entschieden den Kopf. »Wenn Sie sein Rivale wären, hätte er Sie gleich erkannt.
Aber jetzt weiß ich es!« Sie schnipste aufgeregt mit den Fingern. »Sein Rivale
in New York oder Chicago oder irgendwo im Osten hat Sie mit besonderer Absicht
hierhergeschickt. Sie sind eine ferngesteuerte Figur, eine Art Torpedo. Und Sie
sind hier, um Eli abzuknallen.«
    Ich spürte geradezu den
gequälten Ausdruck in meinem Gesicht. »Diese Sprache ist doch eigentlich mit Al
Capone ausgestorben«, sagte ich zu ihr. »Einen Kerl, wie Sie ihn zu beschreiben
versuchen, nennt man einen >Killer<. Und heutzutage werden Leute nicht
mehr einfach abgeknallt. Man ist höflicher geworden, ganz wie die
abknallbereiten Diktatoren, heute liquidiert oder erledigt man andere Leute!«
    »Sehen Sie!« rief sie
triumphierend. »Sie wissen genau Bescheid.«
    »Eine Liebhaberei von mir«,
sagte ich. »Natürlich kommt sie erst nach den Frauen.«
    Plötzlich hielt sie eine
Brieftasche in der Hand und öffnete sie. »Wir werden gleich feststellen, ob Sie
die Wahrheit sagen oder nicht.«
    »He!« Ich riß ihr die
Brieftasche aus der Hand. »Ist ja meine!«
    »Natürlich«, erwiderte sie
ungeduldig. »Deswegen wollte ich ja hineinsehen — um festzustellen, wer Sie nun
wirklich sind!« Ich steckte die Brieftasche in meine Innentasche zurück. »Wo
haben Sie die denn her?«
    »Sie lag so am Boden«,
antwortete sie unbestimmt. »Sie müssen sie fallen gelassen haben.«
    »Es ist nicht meine Art, Dinge
fallen zu lassen!«
    »Wissen Sie«, und sie lächelte
mich vielsagend an, »ich finde, Sie sind ein äußerst rätselhafter Mann. Das
wird heute abend hier ein ganz elendes Fest. Elis
Gesellschaften sind immer so. Warum gehen wir nicht in mein Haus hinüber und
veranstalten dort ein kleines Fest — nur wir beide?«
    »Klingt wunderbar«, erwiderte
ich. »Aber ich kann nicht gleich hier weg.«
    »Oh, warum nicht?« entgegnete sie,
und ihre Stimme klang ein wenig kühl.
    »Ich muß erst mit Kaufman
reden.«
    »Werden Sie ihn denn
liquidieren?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »Ich möchte nur mit ihm reden«,
antwortete ich. »Das tue ich gleich mal, und dann kann ich jederzeit gehen.«
    »Reden Sie nicht zu lange«,
mahnte sie. »Ich könnte es mir anders überlegen.«
    »Wahrscheinlich

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