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Der Unheimliche

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Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sir?«
    »Schreiben Sie bitte einen
Abteilungsbefehl in Sachen Leila Cross. Mit sofortiger Wirkung.«
    Annabelle konnte nur mühsam ein
Lächeln unterdrücken, als sie ihren Stenoblock aufschlug. Erwartungsvoll sah
sie Lavers an.
    »Durchschläge an Inspektor
Martin von der Mordkommission, an Lieutenant Hammond und einen für die
Registratur. Die Untersuchung der Morde an Leila Cross und Angela Markon untersteht ab sofort dem Bezirk und wird von Lieutenant
Wheeler allein geführt.«
    Annabelle tat einen hörbaren
Atemzug, während ihr Bleistift über das Papier eilte. Sie blickte von Lavers zu mir. »Lieutenant Wheeler?« fragte sie mit
gedämpfter Stimme.
    »Alle Beamten sind ihm verantwortlich.
So. Und wenn Sie mal mit Ihrem Freund, Lieutenant Hammond, reden, Annabelle,
können Sie ihm auch gleich stecken, daß gegebenenfalls in der Verkehrsabteilung
eine Stelle frei wäre — als Wachtmeister.«
    Das Mädchen warf einen
erschrockenen Blick in meine Richtung und ging rasch zur Tür. Ich zerdrückte
meine Zigarette im Aschenbecher auf der Ecke des Schreibtischs.
    »Einverstanden?« fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf, trat
an den Schreibtisch und drückte den einen Knopf. »Schreiben Sie das Stenogramm
noch nicht in die Maschine, Annabelle«, sagte ich zu dem Mädchen. Dann
schaltete ich wieder ab.
    »Also doch nicht einverstanden?
Sie wollen immer noch weg?«
    »Nein, Sheriff. Ich möchte
diesen Fall zu Ende bringen. Aber ich glaube, das läßt sich leichter erreichen,
wenn Sie alles so lassen, wie es jetzt ist. Offiziell habe ich mit der Sache
nichts mehr zu tun, aber inoffiziell möchte ich weiterbohren. Ich glaube, daß
ich auf diese Weise mehr erreichen kann.«
    Lavers zuckte die Schultern. »Wie Sie
wollen. Haben Sie eine Ahnung, was Sie als nächstes anfangen wollen?«
    »Ich gehe heute
abend auf eine Gesellschaft. Vielleicht kommt mir dort ein Gedanke.«
    »Eine Gesellschaft«, knurrte
er. »Gedanken, die man auf einer Gesellschaft bekommt, nützen einem selten
etwas...« Er unterbrach sich, sah mich an und zuckte wiederum die Schultern.
»Aber wie Sie vorhin sagten, ich wollte ja einen Außenseiter haben. Es kann
niemand behaupten, mein Wunsch sei nicht in Erfüllung gegangen.«
    Was für mich diesen Vormittag
erst richtig abrundete, war Annabelles Gesicht, als ich an ihrem Schreibtisch
vorbei und zur Tür hinaussegelte. Er entschädigte mich für manches, was nicht
so ganz nach meinen Wünschen gegangen war.
     
     
     

SECHSTES KAPITEL
     
    Gegen fünf Uhr nachmittags gelangte
ich am gleichen Tag nach Vale Heights zurück.
    Ich fand ein kleineres Hotel — Sternenlicht — , sechs Blocks vom Strandräuber entfernt, und nahm
mir dort ein Zimmer. Ich ging noch etwas essen und hinterher in eine Bar, etwas
zu trinken. Mit der Zeit war es acht Uhr geworden.
    Ich hatte mir den Kopf schon
einigermaßen über den Fall zerbrochen, war mit mir selber uneins geworden, aber
schließlich zu einer Entscheidung gelangt. Keine Pistole, kein Abzeichen und
nichts. Ich ließ alles zusammen mit Frankies Notizbuch, das mit der frühen
Nachmittagspost, bevor ich von Pine City abfuhr,
gekommen war, im Hotel zurück.
    Ich stieg in meinen Healy und
fuhr die Küstenstraße durch Vale Heights entlang. Gleich außerhalb der Stadt
begann sie anzusteigen und sich auf etwa dreihundert Meter zu erheben. Von dort
aus hatte man einen sehr schönen Blick, wenn man gerade in Stimmung war. Ich
war es nicht und sah mich außerdem nach Kaufmans Haus um.
    Eine Viertelstunde später hatte
ich es gefunden; es war so, wie Frankie sagte, man konnte es gar nicht
verfehlen. Es stand am Rand eines Steilhangs, an dessen Felsen sich die
heranrollenden Wogen des Pazifiks brachen. Es war ein riesiges, zweistöckiges
Gebäude, das weit zurück von der Straße lag und zu dem man auf einem gewundenen,
von Bäumen gesäumten Weg gelangte.
    Zwei gewaltige schmiedeeiserne
Tore standen auf beiden Seiten der Anfahrt weit offen. Ich fuhr noch ein paar
hundert Meter die Anfahrt entlang weiter, bis ich um eine Kurve kam, wo ein
halbes Dutzend Autos vor mir parkte. Ich stellte mich mit meinem Healy dahinter
und stieg aus.
    Ich näherte mich dem Eingang,
ging die acht Marmorstufen hinauf und hörte drinnen die Musik dröhnen. Die
Eingangstür stand weit offen, und das ganze Haus war in Licht getaucht. Kaufman
gefiel es offensichtlich, wenn es lebhaft zuging.
    Ich trat in das Haus, blieb
einen Augenblick stehen und sah mich um. Es war niemand weiter zu sehen.

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