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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Marlene war lieb und gut und so ein netter Mensch, und du hast
sie umgebracht! Ein Teufel bist du!«
    Kaufman nahm eine Zigarette aus
einem Etui und zündete sie sich mit peinlicher Sorgfalt an. »Ein Teufel?« sagte
er. »Und Marlene war also lieb und gut und ein netter Mensch? Verstehen Sie,
ich habe sie geheiratet, weil ich glaubte, ich liebte sie. Und sie hat mich
geheiratet, weil sie sich eine schnelle Scheidung erhoffte und ein Vermögen als
Abfindung, Aber das habe ich erst später festgestellt.«
    »Du lügst!« rief Jo.
    »Still!« befahl ich ihr.
    »Bitte?« Sie blickte mich
überrascht an.
    »Ich sagte, du solltest still
sein!« wiederholte ich. »Ich möchte hören, was dieser Mann hier zu sagen hat.«
    Kaufman nickte. »Und das soll
geschehen, Lieutenant. Als ich entdeckte, daß das alles war, was sie von mir
erwartete — daß dies Anfang und Ende ihres ganzen Interesses an mir war, gab es
für mich nur noch eines: Sie sollte von mir nicht einen Cent als Abfindung
erhalten. Ich wollte ihr niemals Gelegenheit geben, sich von mir scheiden zu
lassen, und niemals wollte ich selber die Scheidung einreichen.«
    »Hältst du es für klug, vor
diesem Polizisten das alles breitzutreten?« warf Porky ein.
    »Es macht nichts«, entgegnete
Kaufman. »Ich möchte, daß er die Gründe kennt; er hat sich so bemüht, der Sache
auf den Grund zu kommen. Und ich möchte auch, daß Jo etwas klarer sieht.
Vielleicht wird sie ihre Freundin Marlene doch nicht als eine so blütenweiße
Lilie ansehen, wenn ich erst einmal fertig bin.« In seinen Augen leuchtete es
höhnisch auf, als er Jo ansah.
    »Als Marlene wußte, was ich
dachte, war sie nicht gerade begeistert«, fuhr er fort. »Und das war ja
verständlich. Ich fand immer ein besonders Vergnügen daran, sie daran zu
erinnern, daß sie unentrinnbar an mich gekettet war. So suchte sie in einer
Reihe von Liebesabenteuern mit verschiedenen Männern Zuflucht. Zuerst hatte sie
dabei wohl die Hoffnung, ich würde mich nun doch zur Scheidung drängen lassen,
aber ich lehnte es immer ab. Nach einer Weile hat sie ihre Affären mir
gegenüber nicht mehr erwähnt, und ich habe mich auch nicht dafür interessiert.
Und das war mein Fehler.
    Ihr letztes Verhältnis hatte
sie mit einem Mann, der ziemlich gerissen war. Er hatte Verbindung mit einigen
von Schlange Lannigans Mädchen in Vale Heights, und
schließlich bestach er zwei von ihnen, Erklärungen zu unterschreiben, in denen
sie einen Eid darauf leisteten, ich sei Schlange Lannigan .
Er gab sie Marlene, und sie legte sie mir vor.«
    Nun, da diese Erinnerungen
heraufstiegen, nahm sein Gesicht einen geistesabwesenden Ausdruck an.
    »Sie lachte. Sie sagte zu mir,
nun hätte sie gewonnen. Entweder fügte ich mich darein, daß sie sich von mir
scheiden ließe und ich ihr eine Abfindung von rund einer halben Million
aussetzte, oder sie würde dafür sorgen, daß diese Erklärungen der Polizei
übergeben würden. Sie würde auch dafür sorgen, daß sie entsprechende
Verbreitung fänden.
    Glücklicherweise ist Marlene
immer ein Dummkopf gewesen, und an diesem Tag bewies sie keineswegs das
Gegenteil. Sie hielt mir die Originalerklärungen unter die Nase und sagte
drohend, wenn ich sie zerrisse, könne sie die Mädchen ohne weiteres
veranlassen, eine neue Erklärung zu unterschreiben.
    Also zerriß ich sie, und sie stand da und lachte. Eines hatte sie nicht bedacht: Wenn sie
nicht in der Lage wäre, die Mädchen um eine neue Erklärung zu bitten, würden
sie es auch nicht tun.«
    Er blickte nachdenklich auf
seine Hände hinab.
    »Verstehen Sie, sie lachte noch
immer, als ich meine Hände um ihren Hals legte. Ich glaube, sie hörte erst auf
zu lachen, als sie auch aufhörte zu atmen!«
    »Du bist ja wahnsinnig!« stieß
Jo hervor. »Du hast völlig den Verstand verloren!«
    »Ich verhafte Sie wegen Mordes,
Kaufman«, erklärte ich scharf. »Und...«
    »Du verhaftest überhaupt
niemanden!« knurrte Porky . »Du hast deine Nase zu
tief reingesteckt, und wir müssen sie dir abschneiden — gleich hinten am
Nacken!«
     
     
     

ELFTES KAPITEL
     
    K aufman reichte mir ein Glas,
das ich dankbar entgegennahm. Ich fand, daß ich es brauchte, ja sogar verdient
hatte.
    »Was ist aus meinen zwei Leuten
geworden, Lieutenant?« fragte er leichthin. »Ich sehe sie nirgends.«
    »Die Stadtpolizei hat sie mit
ins Revier von Vale Heights genommen«, erwiderte ich ebenso leichthin. »Ich
nehme an, daß sie zur selben Zeit, wo wir hier sitzen, das Blaue

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