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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzwingen.«
    Insgeheim hatte er sich über diese grandiose Proklamation amüsiert, genau wie über all ihre anderen säbelrasselnden Ankündigungen in der Vergangenheit. Was auch immer sie mit den Informationen gemacht hatte, die er ihr gegeben hatte, ihre Sache hatte nicht eine einzige Schlagzeile damit errungen. Nicht dass es ihn interessiert hätte. Seine eigene Sache – sie zu besitzen, wann immer er konnte – blieb seine erste Priorität.
    »Dafür würde ich dich mit dem größten Orgasmus deines Lebens belohnen«, war sie fortgefahren und hatte in sein Ohr geschnurrt, und er hatte ihr bereitwillig zugestimmt.
    Als er seinen Bus entdeckte, der weiter vorne gerade von der Haltestelle losfahren wollte, spornte ihn die Aussicht, dass sie heute Nacht dieses Versprechen erfüllen könnte, zu einem solch untypischen Geschwindigkeitsausbruch an, dass er den Bus noch rechtzeitig erreichte, um an Bord zu klettern.
    Die Fabrik, die das Labor beherbergte, befand sich auf einem Morgen von Flutlicht beleuchteter Rasenflächen, Gebüsche und Bäume am Ortsrand, ungefähr einen Kilometer hinter der letzten Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs. Das Gebäude selbst war einstöckig, fensterlos und weitläufig ausgebreitet, mit beigefarbener Aluminiumfassade und von einem Dach bekrönt, das dicht mit Abzugsschächten besetzt war. Das Grundstück grenzte auf der Rückseite an die Felder eines Bauernhofs und hatte auf der Vorderseite eine Einfahrt mit einem übergroßen Stahltor. Ein bescheidenes Schild, das an den Gitterstäben angebracht war, trug die Aufschrift Agriterre Inc. was Gaston jedes Mal ein zynisches Lächeln auf die Lippen zauberte. Die Bevölkerung am Ort glaubte immer noch, dass die Firma Düngemittel entwickelte, um die Ernteerträge zu steigern – eine geschickte Verdrehung der Wahrheit, und die Manager gaben sich große Mühe, diese aufrechtzuerhalten. Seit Gründung der Firma hatten sie dem Personal eine strikte Geheimhaltungsregelung verordnet und sie mit der Androhung empfindlicher Geldbußen bewehrt.
    Er stand jetzt im Nebel unter einer Videoüberwachungskamera, die sich über seinem Kopf befand, nahm die Chipkarte heraus, steckte sie in das automatische Schloss und schritt durch das Tor. Während er den Weg entlangging, der zum Haupteingang führte, spürte er die Feuchtigkeitströpfchen in der kühlen Luft auf seiner Haut und empfand das Gefühl als angenehm. Drinnen wünschte ihm der einsame Wachmann, der das schlechte Los gezogen hatte, in dieser einmaligen Nacht der Geschichte arbeiten zu müssen, Bonne Année , ein gutes neues Jahr. Gaston erwiderte den Gruß, trug sich ein und begab sich ohne weitere Erklärungen in sein Büro. Durch die Art seiner Arbeit war jedermann daran gewöhnt, dass er zu allen Stunden des Tages kam und ging.
    Er schloss den Schreibtisch auf und holte die Computerdiskette heraus, auf der die Erläuterung der Methode gespeichert war, die seiner Arbeit zu Grunde lag. Diese Kopie war für Ingrid bestimmt. Dann ging er in das Labor und fand die Phiole mit der Substanz selbst, die er in einem Kühlschrank unter einigen anderen Arbeitsproben versteckt hatte. Nur er hantierte mit ihnen. Das durchsichtige Röhrchen enthielt eine opake Flüssigkeit, die kaum anders als wässrige Milch aussah, und doch war ihm klar, dass sie möglicherweise die Welt verändern könnte. Dieses eine Mal, dachte er, liegt Ingrid mit ihrer Übertreibung vielleicht doch nicht so falsch. Wenn sie diesmal das, was er ihr gab, wirklich in die Medien brachte, würden ihre Enthüllungen wahrscheinlich die Gesetzgeber schocken. So sehr, dass sie den Gebrauch der Genvektoren, wie sie es verlangte, regulierten – was ihm allerdings egal war.
    Und Agriterre Incorporated würde rasen vor Wut, das war ihm klar. Schon als er damit angefangen hatte, Informationen an Ingrid weiterzugeben, hatte er begriffen, dass diese Firma Geheimnisverräter ins Gefängnis bringen würde. Speziell in diesem Fall hätten die Anwälte der Firma eindeutig die Möglichkeit, ihn des Diebstahls zu bezichtigen, wenn es ihnen gelang, die undichte Stelle bis zu ihm zurückzuverfolgen. Aber in letzter Zeit hatte er besondere Vorkehrungen getroffen, die ihm den Verhandlungsspielraum verschaffen würden, den er brauchte, um das Gefängnis zu umgehen – falls er jemals erwischt werden sollte. Taiwan und Oahu. Diese beiden Wörter betrafen jenen Teil des Geheimnisses, in den er noch niemanden eingeweiht hatte, nicht einmal Ingrid. Und

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