Der unsichtbare Feind (German Edition)
kann also nicht über das Internet gehackt werden. Es ist nichts als
eine lokale Ansammlung von Rechnern, die mittels Sterntopologie miteinander
verbunden sind.“
Haslauer kaute nachdenklich
am Bügel seiner Brille: „Vorausgesetzt Sie hätten all Ihre Unterlagen und ein
entsprechendes Labor, wären Sie in der Lage ein Virustatikum zu entwickeln?“
Schönborn schürzte
nachdenklich die Lippen: „Mit entsprechender Ausrüstung und professioneller
Hilfe könnte ich eine Betaversion entwickeln. Immer unter der Voraussetzung, all
meine Unterlagen und eine positive Probe des Virus wären vorhanden.“
Haslauer sah Stark tief in
die Augen: „Inspektor Stark, ich hoffe Sie fühlen sich einigermaßen wohl. Wir
müssen zurück in die Höhle des Löwen und diese Unterlagen besorgen.“
Starks Augen blitzten: „Dann
auf ein letztes Mal!“
„Ich bin dabei“, trat Tanja
zwischen die beiden hormongeladenen Männer.
Haslauer fasste ihr
aufmunternd an die Schultern: „Ihr Platz in dieser Geschichte ist von nun an
nicht mehr das Schlachtfeld. Sie müssen mit Herrn Schönborn das Gegenmittel
entwickeln. Bringen Sie ihn an einen sicheren Ort und treffen Sie alle
vorbereitenden Maßnahmen, um anschließend das Virustatikum entwickeln zu können.
Inspektor Stark und ich werden die notwendigen Unterlagen besorgen.“
Tanja machte keinen Hehl aus
ihrer Verärgerung, jetzt am Schluss in die zweite Reihe gedrängt zu werden,
aber Haslauer ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen: „Sehen Sie es nicht als
Abwertung. Sie retten damit Zehntausenden Menschen das Leben und um ehrlich zu
sein, ich kenne keine bessere Virologin, als Sie.“
Tanja starrte auf den Boden
und nickte zögernd.
„Wir treffen uns bei
Manuel“, keuchte Stark durch seine Maske und drückte ihre Hände, „er ist der Einzige,
den wir noch vertrauen können.“
Kapitel 31
Stark schloss die Beifahrertür
des Volvo XC90 Geländewagens hinter sich.
„Wie geht es Ihnen Inspektor
Stark?“, fragte Haslauer, als er den Schlüssel ins Schloss steckte.
„Ging schon besser“,
antwortete Stark mit heiserer Stimme.
„Das Rasseln in ihrer Lunge“,
fuhr Haslauer fort, „ist ein Zeichen für Phase drei. Es grenzt an ein Wunder,
dass Sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten können.“
Stark richtete seine
eingefallenen Augen auf Haslauer: „Dann wird es Zeit, die Sache zu beenden!“
Haslauer nickte und startete
den Motor, der röhrend zum Leben erwachte.
Starks Blick fiel auf das
eingeschlagene Seitenfenster in der hinteren Sitzreihe.
„Wie gesagt, ich musste mir
ein Auto borgen“, sagte Haslauer und fuhr sich durch seine silberne Mähne, als
er das Fahrzeug über den menschenleeren Parkplatz lenkte.
„Alles klar“, hüstelte
Stark.
Seine schweißbedeckte Stirn
war mit roten Flecken durchzogen, seine Augen zu kraftlosen Schlitzen
verkommen.
„Was denken Sie bezweckt HumanPharm?
Warum ließ man Schönborn an so einem gefährlichen Virus arbeiten?“
Haslauer schürzte nachdenklich
die Lippen: „Es gibt da durchaus eine mögliche Theorie“, sagte er, „Die
Entwicklung von Medikamenten gegen Viren oder Bakterien, erfordert immer
eines.“
„Und was ist das?“
„Das Virus, beziehungsweise
das Bakterium, muss in ausreichender Menge vorliegen, bevor man sich an die
Entwicklung von Medikamenten machen kann.“
„Ich verstehe nicht ganz
worauf Sie hinauswollen“, gestand Stark, der sich mit aller Kraft gegen seine
Erkrankung stemmte. Zumindest so lange, bis Tanja sicher war, musste er
durchhalten.
„Nun ja, durch Kopierfehler
verändern sich Viren ständig. Ein Beispiel: Das natürliche Grippevirus des
letzten Jahres sieht ganz anders aus, als das des Jahres zuvor. Genauso verhält
es sich auch mit den Impfungen. Sie müssen jedes Jahr zumindest neu adaptiert
werden. Für die Pharmafirmen bedeutet dies, einen ständigen Wettlauf mit der
Zeit“, er legte eine Kunstpause ein, „und gegen die Konkurrenz. Also
entwickelte man Strategien, Viren schneller zu erkennen, um Medikamente
möglichst rasch entwickeln zu können. Am Beispiel des natürlichen Grippevirus
erkannten die Pharmafirmen, dass das Virus meist im asiatischen Raum entsteht
und dann zeitverzögert zu uns gelangt.“
Stark verstand langsam, auf
was der Virologe hinauswollte.
„Die Verzögerung nutzen die
Firmen um Medikamente für die reichen Industriestaaten zu entwickeln. Dieser
Vorteil ist heutzutage aber längst nicht mehr geheim. Die Pharmafirmen kennen
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