Der unsichtbare Feind (German Edition)
Gebäuden unterschiedlicher Größe.
Als ich auf einem modernen, in Glas gehaltenen Gebäude in der Ferne ein großes
leuchtendes Logo vorfand, stockte mir der Atem.“
„HumanPharm“, stieß Tanja
hervor.
„Ja, HumanPharm“,
wiederholte Haslauer.
„Ich bin dann so schnell ich
konnte auf den davorliegenden Parkplatz gelaufen und habe das erstbeste Auto
aufgebrochen.“
Haslauer trat näher an Tanja
heran und sah ihr tief in ihre rehbraunen Augen: „Ich konnte Sie nicht ihrem
Schicksal überlassen. Alles in mir wollte nur eines – Sie retten! Der Gedanke
daran verlieh mir die nötige Kraft, die ich glaubte, verloren zu haben.“
Tanjas Augen wurden glasig,
ihre Gesichtszüge weicher, als sie ihren Mentor ansah.
„Ich hatte leider nie
Kinder, aber hätte ich welche, würde ich mir wünschen sie wären so wie Sie!“
Für einen Moment schwiegen
beide und sahen einander an, dann fuhr er fort, „Ich habe ein Auto aufgebrochen
und bin auf direktem Weg hier hergekommen.“
„Keine Sekunde zu früh“,
bemerkte Stark.
Dann folgte Stille, die kein
Ende mehr zu nehmen schien.
Stark räusperte sich unter
seiner Maske: „Wie sah das Gebäude aus, in dem sie festgehalten wurden?“
„Es war ein einstöckiges
Gebäude mit dicken Wänden, weißem Anstrich und massiven grünen Toren. Außerdem
war es im Gegensatz zu den Anderen fensterlos.“
Schönborn, der das Gespräch
aus der Ecke des Raumes beobachtet hatte, meldete sich nun zu Wort: „In diesem
Gebäude war mein Labor untergebracht.“
Alle Blicke wanderten zum
immer noch verstört wirkenden Biochemiker.
„Ich war es, der das Virus
kreiert hat“, sagte er mit zittriger Stimme.
Tanjas fixierte ihn mit
offenstehendem Mund.
„Ich habe das letzte halbe
Jahr in dieser Anlage auf dem Areal von HumanPharm an einem Virus gearbeitet.
Es sollte alle klassischen Eigenschaften eines Grippevirus haben, aber nicht
mit herkömmlichen Medikamenten behandelbar sein. Man sagte mir, wir würden
einen Quantensprung in der Medizin machen. Millionen von Menschen könnten in
Zukunft besser behandelt werden. Vor zwei Monaten war das Virus dann fertig. Es
war perfekt. Es war einfach aufgebaut, robust, der Natur nachgeahmt – ein
Meisterwerk“, lobte er sich selbst.
„Ein Meisterwerk? Sie sind
nichts weiter, als ein Massenmörder!“, fluchte Tanja, die von Haslauer
klammernd zurückgehalten werden musste.
Stark schüttelte den Kopf:
„Als Sie den Wert des Virus erkannten, haben Sie mit dem Verkauf an die
russische Mafia eine biologische Waffe geschaffen.“
Schönborns Gesicht wurde
aschfahl, als sich die Bedeutung dieser Worte in seinem Geiste widerspiegelte:
„Nein ich bin kein Mörder. Nach der Entwicklung des Virus habe ich an einem
Virustatikum gearbeitet. Ich versuchte die Russen bis zur Fertigstellung
hinzuhalten. Ich war mir sicher, HumanPharm hätte das Gegenmittel längst fertig,
wenn die Russen das Virus zum Einsatz bringen würden. Dann hätte die Mafia
nichts weiter als eine nutzlose Waffe gehabt und niemand hätte leiden müssen.“
„Das heißt Sie haben ein
Gegenmittel?“, warf Stark ein.
Schönborn schüttelte traurig
den Kopf: „Nein, es ging den Russen nicht schnell genug. Als sie begannen mir
zu drohen, sollte ich ihnen des Virus nicht sofort beschaffen, habe ich es aus
Angst einfach gestohlen.“
„Könnte HumanPharm bereits
ein Virustatikum besitzen?“, fragte Tanja und zupfte nervös an einer
Haarsträhne.
„Das glaube ich kaum. Die
meisten Unterlagen, die das Virus, beziehungsweise das Virustatikum betreffen, habe
ich mitgenommen, um im Bedarfsfall ein Druckmittel gegen HumanPharm zu haben.“
„Hat wohl nicht
funktioniert“, sagte Stark trocken und deutete auf die Leiche des schwarzen
Mannes.
„Haben Sie die Unterlagen
noch?“, wollte Haslauer wissen.
„Ja, sicher habe ich sie.
Sie sind aber nicht vollständig.
Als ich die Dateien auf
meine externe Festplatte kopierte, hat mich ein Sicherheitsbeamter überrascht.
Ich musste den Download bei neunzig Prozent abbrechen, um nicht überführt zu
werden. HumanPharm kennt das Wort vertrauen nicht.“
„Und die anderen zehn
Prozent?“, fragte Tanja, die die Antwort ohnehin kannte.
Schönborn schluckte: „Die
sind bei HumanPharm.“
„Manuel könnte in das HumanPharm
Netzwerk einbrechen, er hat es schon einmal bewiesen“, bemerkte Stark
zuversichtlich.
Schönborn schüttelte den
Kopf: „Das Netzwerk der Sicherheitsstufe fünf hat keinerlei Verbindung nach
außen. Es
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