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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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Blut floss
Starks Handgelenk hinunter, wo sich der scharfkantige Stahl der Fesseln in sein
Fleisch gebohrt hatte.
    Hahn hob ein Bein und trat
gegen den Holzstuhl an dem Stark gefesselt war. Starks Schwerpunkt verlagerte
sich nach hinten, bis der Sessel mitsamt dem Inspektor kippte und krachend zu
Boden fiel.

Kapitel 34
    Ein scharfer Geruch stieg
ihr in die Nase, bahnte sich in die Nebenhöhlen vor und vereinte sich mit dem
Pochen in ihren Schläfen zu einem dumpfen Schmerz. Instinktiv versuchte sie,
ihre Lungen mit Luft zu füllen und atmete tief durch ihren Mund ein. Ihre
letzten Kräfte brachten ein dumpfes Husten hervor. Die Schmerzen in all ihren
Gliedern ließen ihr bewusst werden, dass sie noch am Leben war. Sie überwand
sich zu einem Zweiten tiefen Atemzug. Tanja spürte, wie der Sauerstoff durch
ihren Körper strömte, aber das schmerzhafte Brennen in ihren Lungen nicht
nachließ.
    Plötzlich quälte sie ein
weiterer Schmerz. Er brannte in ihr wie Feuer. Der Geruch des Todes stieg ihr
wieder in die Nase und ließ alle anderen Eindrücke in diesem Moment verstummen.
Sie spürte ein Stechen in ihrer Brust, welches sich in die Oberarme verteilte
und langsam auch die Unterarme eroberte. Erst dann merkte sie, dass sie ihre
Hände zu Fäusten geballte hatte. Der Stromstoß aus der Elektroschockpistole,
der scheinbar vor wenigen Momenten durch ihren Körper gejagt war, tänzelte noch
immer wild in ihr.
    Sie ließ sich Zeit, bis die
Anspannung in ihren Muskeln zu verebben begann, bevor sie die Augen schließlich
zögerlich öffnete. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Licht, das
durch den Lichtschacht des Kellerfensters in den Raum eindrang. Erleichterung
flutete ihren Körper, als sie ihren Mentor und Vorgesetzten, Doktor Haslauer,
auf einem Stuhl sitzend vor sich sah. Das wehklagende Stöhnen von Dieter
Schönborn verstummte angesichts der Tatsache, dass sie ihren Mentor bei sich
hatte, zu einem Hintergrundsäuseln.
    Haslauer nahm einen tiefen
Zug von seiner Zigarette und blies ihn durch Mund und Nase in den Raum.
    „Gott sei Dank“, machte
Tanja aus ihrer Erleichterung keinen Hehl.
    Sie sprang auf und legte
ihre Arme um Haslauers Schultern: „Gott sein Dank sind Sie hier. Sie können
sich nicht vorstellen …“
    Mit einem Knurren löste
Haslauer Tanjas Griff um seinen Hals und stieß sie mit der flachen Hand auf
ihren Brustkorb wieder zurück in den schlichten Holzsessel, auf dem sie
aufgewacht war. Wieder nahm er einen tiefen Zug von seiner Zigarette und blies
den Rauch in Tanjas Richtung. Dann streifte er sich geringschätzig seine
frische Kleidung zurecht.
    „Ich verstehe nicht …“,
stammelte Tanja, deren Weltbild gerade zu bröckeln begann, „Doktor Haslauer?“
    „Halten Sie die Klappe
Doktor Pavlova!“
    Tanja traute weder ihren
Augen, noch konnte sie glauben, was sie hörte. Träumte sie noch? Sie wandte
ihren Blick zu Schönborn. Wortlos und gebrochen starrte er sie an.
    Der frisch behandelte
Holzdielenboden knarrte, als Haslauer seine Zigarette darauf mit dem Fuß
ausdrückte. In schnellen Bewegungen ließ Tanja ihren Blick durch den Raum
wandern. Frisch gestrichene, weiße Wände, kein Mobiliar, außer den Stühlen auf
denen die Drei saßen. Vor dem Fenster war ein Lichtschacht montiert, durch den
fahles Licht drang, was ihr nahelegte, dass sie sich in einem Keller befand.
Haslauer, sie wagte es nicht noch einmal den Blick auf ihn zu richten, trug ein
weißes Hemd, eine blaue Krawatte und einen schwarzen Anzug. Sein Haar war
sorgfältig zurechtgekämmt, alles an ihm war so, wie Tanja es seit Jaren kannte.
Einzig der gehässige Blick, der seinen Augen entsprang, war Tanja fremd. Dieser
Blick hatte sich in Tanjas Netzhaut gebrannt. Ohne Haslauer anzusehen, spürte sie
seine hasserfüllten Augen in ihrem Innersten.
    Tanja rang nach Luft, bis
sie gequält einzelne Worte zu einem Satz zusammenzufügen vermochte: „Doktor
Haslauer, ich verstehe nicht …“, die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    „Was gibt es da nicht zu
verstehen?“, schoss Haslauer zurück.
    „Ich dachte Sie und
Inspektor Stark …“
    „Halten Sie endlich die
Klappe“, unterbrach sie Haslauer zischend.
    Als er sich wieder gesammelt
hatte, fuhr er fort: „Also, es ist eigentlich ganz einfach. Sie und dieses
wimmernde Häufchen Elend“, er zeigte mit dem Finger auf Schönborn, „werden
gemeinsam ein Virustatikum entwickeln, und zwar auf der Stelle!“
    Noch immer konnte Tanja
nicht zuordnen, was hier gerade

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