Der unsichtbare Feind (German Edition)
vergnügt: „Mal sehen, ob sie uns jetzt helfen will.“
„Warten wirs ab“, knirschte
Haslauer.
Der kleinste der maskierten
Männer im Nebenraum zog einen schwarzen Strumpf über Starks Kopf. Danach nahm
er das Handtuch auf und spannte es fest darüber. Ein tiefes Husten ertönte unter
dem Baumwolltuch. Der Mann drückte es noch fester gegen Starks Gesicht.
Währenddessen nahm der zweite Mann den milchig weißen Kanister auf und
schraubte den roten Verschluss ab. Dann verharrte er und wartete auf weitere
Instruktionen aus dem Nebenraum. Hahn deutete dem Mann, noch zuzuwarten. Der
Mann nickte.
Tanja konnte sich nicht
erklären, was die Männer vorhatten. Wollten sie Stark ersticken? Dann hätten
sie bestimmt kein Handtuch verwendet. Und was hatte es mit dem Wasser auf sich.
Oder war es gar kein Wasser? Konnte es Gift sein, mit dem der Behälter gefüllt
war? Oder gar Säure? Ihre Gedanken wirbelten wie eine Windmühle im aufkommenden
Sturm umher. Sie war so damit beschäftigt, zu enträtseln, was die Männer
vorhatten, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Haslauer den Griff an ihrem Haar
vollständig gelöst hatte.
„Was Sie hier gleich sehen
werden“, durchschnitt Hahn die Stille im Raum, „ist ein hervorragendes Mittel,
Widerstand zu brechen. Sowohl Geheimdienste weltweit, als auch Terroristen
vertrauen auf diese Methode.“
„Was ist in dem Kanister?“,
fauchte Tanja.
Hahn legte die Stirn in
Falten: „Wasser, was sonst?“
Haslauer brach in Gelächter
aus: „Was haben Sie denn gedacht Doktor Pavlova? Säure? So primitiv arbeiten
wir hier nicht.“
„Was haben Sie dann vor?“,
schäumte Tanja.
„Wir haben uns etwas Elegantes
ausgedacht“, philosophierte Hahn, „etwas, das gut mit seiner Erkrankung
harmoniert.“
Tanja spürte, wie ihre
Handflächen feucht wurden. Das verzehrende Gefühl von Zorn wich schlagartig unbändiger
Angst. Tanja kam sich einen halben Meter kleiner vor.
Hahns Stimme wurde um eine
Nuance kühler: „Haben Sie schon einmal etwas von Waterboarding gehört?“
Tanja wich erschrocken
zurück.
„Eigentlich ist es ganz
einfach“, erläuterte er, „Ihr Inspektor Stark ist liegend an diese, zugegebener
weise, schlichte Platte gefesselt. Der Kopf befindet sich an der abschüssigen
Seite. Ihm wurde ein Handtuch über das Gesicht gespannt.“
Hahn gab den Männern, die
Stark flankierten ein Zeichen. Der Folterknecht mit dem Kanister begann in
kleinen Rinnsalen, Wasser über Starks Gesicht zu kippen, während Hahn
unbeeindruckt mit seinen Ausführungen fortfuhr: „Noch niemand hat diese Form
der Folter, eine sogenannte weiße Folter länger als eine Minute durchgehalten.
Sie sollten sich also mit Ihrer Entscheidung tunlichst beeilen. Das elegante an
Waterboarding ist, dass es körperlich nicht nachweisbar ist. Allerdings führt
es bereits nach kurzer Zeit zu massiven Schädigungen der Psyche, bis hin zu
irreparablen Nervenschäden. Wenn Sie also nicht wollen, dass ihr Lover bald
sabbernd in einem Stuhl sitzt und Hilfe beim Arschauswischen benötigt, sollten Sie
besser kooperieren.“
Tanja blieb stumm.
Hahn nickte: „Also gut, wie
sie wollen.“
Auf ein Zeichen von Hahn
kippte der maskierte Mann den Kanister weiter, bis ein satter Strahl aus dem
Behältnis floss.
„Wenn das Handtuch völlig
durchnässt ist“, kommentierte Hahn die Geschehnisse, „beginnt sich die Nase mit
Wasser zu füllen.“
Als hätte Hahn gerade eine
Weissagung getätigt, verkrampften sich sämtliche Muskeln in Starks Körper. Er
wand sich in seinem fast vollständig eingeschränkten Bewegungsfeld unter seinen
Fesseln hin und her.
Es überlief Tanja eiskalt.
„Dies ruft ein erstickendes,
beziehungsweise ertrinkendes Gefühl hervor. Das Herz beginnt wie wild zu
schlagen. Das Opfer ist zuerst unfähig einzuatmen, bis ein Reflex einsetzt und
es tief Luft holt. Schließlich gelangt dadurch Wasser in die Lungen.“
Von Verzweiflung und
Bestürzung geplagt, fiel Tanja auf die Knie. Ihr Blick wirkte leer und stumpf,
schließlich brach ihr der Schweiß aus allen Poren: „Also gut, hören Sie auf!
Ich werde es machen. Ich werde helfen ein Virustatikum zu entwickeln.“
Tanja klopfte mit ihren
feuchtkalten Händen gegen die Glasscheibe. Die Männer dahinter ignorierten sie
vollkommen.
„Ich sagte ich werde Ihnen
helfen. Hören Sie endlich auf!“, flehte sie.
Auf Hahns Zeichen hin
stoppten die Männer abrupt ihr Tun. Der Wasserkanister wurde zu Boden gestellt
und das Handtuch von Starks
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