Der unsichtbare Feind (German Edition)
Gesicht entfernt. Die Männer verharrten in einer
wartenden Position.
Hahns Grinsen floss in die
Breite: „Ich hatte ja gesagt es wird funktionieren. Es funktioniert immer.“
Haslauer nickte.
Stark schnappte unter dem
Strumpf tief nach Luft, gefolgt von einem rasselnden Hustenanfall. Er klang
krank und schwach, Eigenschaften die Tanja nie mit ihm verbunden hatte.
„Der ist vollkommen am
Ende“, brach Hahn in bellendes Gelächter aus.
Haslauer legte die Stirn in
Falten: „Sie sind ein Sadist!“
Hahn blieb das Lachen in der
Kehle stecken.
„Nichtsdestotrotz“, fuhr
Haslauer fort, „ein brauchbarer Sadist. Seien Sie jetzt so gut und beseitigen Sie
die Schweinereien, die Ihr Killer in Schönborns Unterschlupf hinterlassen hat. Ich
würde mich nur äußerst ungerne wegen Ihrer Dummheiten in einer Zelle
wiederfinden, mit einem schwulen Knastbruder auf der Pritsche neben mir.“
Hahn schluckte. Dann
quittierte er den Befehl von Haslauer mit einem kaum merkbaren Nicken und
verließ mit schnellen Schritten den Raum.
„Nun zu Ihnen Doktor
Pavlova“, wandte er sich Tanja zu, „Ich denke es ist das Beste, wenn Sie und
Herr Schönborn gleich beginnen.“
„Das kann ich nicht“,
antwortete Tanja.
Haslauers Gesichtszüge
verhärteten sich: „Was soll das heißen?“
„Sie selbst haben gesagt,
dass das Virus mutiert ist. Da der Obdachlose, den ich untersucht habe, der
erste Infizierte war, habe ich nur das ursprüngliche Virus untersucht, nicht
aber das mutierte.“
Haslauer setzte einen
nachdenklichen Blick auf: „Was schlagen Sie also vor?“
Tanja räusperte sich: „Der
verstorbene Obdachlose, sein Name was Gipsy, hatte sich einen Schlafplatz mit
einem weiteren Mann namens Jonny geteilt.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“,
fragte Haslauer, während er am Bügel seiner Brille kaute.
„Ganz einfach Doktor
Haslauer“, führte sie aus und ließ ein wenige Spott in ihrer Stimme
mitschwingen, „wir können uns entweder auf monatelange Forschung und
Entwicklung eines Virustatikums einstellen und wohlgemerkt Zigtausenden Toten,
die man, sollte die Geschichte ans Tageslicht kommen, Ihnen anhängen wird, oder
…“, den Rest des Satzes ließ Tanja in der Luft hängen.
Sie spürte, dass sie wieder
die Oberhand im Gespräch bekam. Haslauer brauchte sie und er brauchte sie
dringend. Sein Leben als waschechter Virologe, der seine Tage und Nächte an
Zentrifugen und Mikroskopen verbracht hatte, war vor Jahren zu Ende gegangen.
Zu lange war er bereits Leiter des virologischen Institutes gewesen und hatte
sein Augenmerk auf Planstellen, Kostenrechnungen und Öffentlichkeitsauftritten
gelenkt. Haslauer war ein Dinosaurier unter den Virologen, bedroht vom
Aussterben. Das Problem damit war, dass es ihm bewusst war.
„Oder?“, wiederholte
Haslauer angespannt.
„Es gibt da schon eine
Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen“, versuchte Tanja ihn an der kurzen
Leine zu halten.
„Was schlagen Sie vor?“,
drängte Haslauer, „Sie bekommen alles, was Sie brauchen. Sie müssen es nur
sagen.“
„Zuerst einmal“, sagte Tanja
im Brustton der Überzeugung, „müssen Sie Stark in Ruhe lassen. Er bekommt
ärztliche Hilfe und Sie müssen mir garantieren, dass ihm nichts passiert.“
Haslauers Augen funkelten:
„Sie haben mir gar nichts zu befehlen, Doktor Pavlova!“
„Das weiß ich“, sagte sie
abgebrüht, „wenn Sie aber wollen, dass ich konzentriert arbeiten kann, dann
sollten Sie es sich besser noch einmal überlegen. Jeder noch so kleine Fehler
könnte alles zum Scheitern bringen.“
Haslauer legte die Stirn in
Falten, dann seufzte er tief: „Also gut, er wird in einen versperrbaren Raum
verlegt und er wird ärztliche Hilfe bekommen. Wir haben hier einen sehr guten
Allgemeinmediziner, der wird sich um den Inspektor kümmern.“
Ein zartes Grinsen huschte
über Tanjas Lippen: „Vielen Dank Doktor Haslauer!“
„Ja was ist denn nun mit der
beschleunigten Variante“, zischte Haslauer ungeduldig, „Sie haben vorhin
diesen, wie hieß er denn gleich?“
„Jonny“, half ihm Tanja auf
die Sprünge.
„Ja genau, Sie haben diesen
Penner Jonny erwähnt. Ich kann mir noch immer keinen Reim daraus machen, wie
das im Zusammenhang steht.“
Tanja kicherte. Sie machte
keine Anstalten es Haslauer nicht merken zu lassen: „Wie ich bereits erwähnte,
hat sich Jonny mit dem ersten Opfer ein Schlafquartier geteilt. Er ist aber bis
jetzt nicht krank geworden.“
Langsam dämmerte es
Haslauer:
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