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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schenken?« fragte Hrobon.
    »Ich will nichts hören von Blenden und Töten!« rief Luxon laut. »Es ist genug gestorben worden!«
    Kukuar lehnte sich zurück und machte ein unwilliges Gesicht.
    »Ich will meine Rache. Ihr wißt, warum. Ich habe euch berichtet, was ich gelitten habe!«
    Luxon schüttelte den Kopf und stand auf.
    »Warte!« sagte er. »Zuerst werde ich mit Aiquos reden. Willst du mitkommen, Kukuar?«
    Der Rebell nickte.
    In der ersten Dunkelheit, die noch ohne Sterne und ohne Mond war, gingen sie zum Niedergang und folgten dem schwachen Flackern einiger Öllämpchen. Die Krieger hatten Aiquos in einen kleinen Raum mit eisenbeschlagenen Türen gesperrt und seine Hände gefesselt. Luxon stieß den Riegel zurück und trat ein. Auch hier brannte ein winziges Lämpchen.
    Schweigend starrte ihn der Hexenmeister an. Seine Blicke waren haßerfüllt. Er hatte einige Stunden Zeit gehabt, das gesamte Ausmaß seiner Niederlage zu begreifen.
    »Was willst du? Und du, Abtrünniger? Verdammt sollst du sein, Rebell von Loo-Quin!«
    Kukuars Hand fuhr zum Dolchgriff. Beschwichtigend hielt Luxon das Handgelenk des Mannes fest.
    »Es ist die Stunde gekommen, in der wir reden sollten«, begann Luxon. »Du sollst hören, was ich dir zu sagen habe.«
    »Ich lehne es ab. Was willst du? Deine Flotte ist…«
    Luxon schnitt ihm mit einer schroffen Bewegung die Rede ab, dann sagte er überaus deutlich:
    »Ich wiederhole, was ich dir sagte. Du und ich, wir kämpfen für dasselbe Ziel. Du willst es nicht wahrhaben, aber so ist es. Ich will keinen Krieg gegen das HÖCHSTE und die Zaketer führen. Du bist über das dritte Auge in der Lage, mit dem HÖCHSTEN zu sprechen. Du kannst den drei Licht-Herren sagen, was geschehen ist. Sie suchen ebenso Verbündete wie ich!«
    Aiquos knurrte tief in der Kehle wie ein gefangenes Tier. Dann stieß er leise, flüsternde Worte aus. Der Haß schien ihn übermannt zu haben.
    »Die anderen Hexenmeister und ich… wir wollen nichts zu tun haben mit euch Barbaren. Die Flamme gehört den Zaketern! Unser ist das HÖCHSTE! Wir sind die Erben des Lichtboten!«
    Er machte einige Atemzüge lang eine Pause, fauchte dann voller Wut:
    »Und ihr alle… auch du, Rebell… ihr werdet den feierlichen Opfertod sterben! Bald! ALLUMEDDON ist nahe, und alle Dinge werden umgestürzt! Aus Verlierern werden Sieger! Aus Machtlosen erwächst die neue Macht! Und ihr alle sterbt, langsam und unter unaussprechlichen Qualen!«
    Leise sagte, mühsam beherrscht, der Hexer von Loo-Quin:
    »Ein weißglühendes Schwert und harte Fesseln, nur einen Augenblick, und dann löst das läuternde Feuer das dritte Auge auf… laß es mich tun, Luxon. Wir haben einen Feind weniger! Überall, wo wir sind, sieht uns das HÖCHSTE. Es wird neue Truppen, neue Rächer schicken… noch haben wir glühende Kohlen in den Eisenkörben.«
    »Nein!« sagte Luxon, der erschrocken war über den Ausbruch von Haß, der beide Männer erfüllte.
    »Nein!« wiederholte er! »Aber ich werde deinen Wunsch erfüllen. Auf andere Art freilich, als du jetzt denkst. Komm!«
    Er wandte sich zum Gehen. Er war todmüde und wollte eine Stunde schlafen. In der schmalen Tür drehte er sich um und sagte schroff:
    »Du wirst mich noch auf Knien anflehen, Hexer Aiquos, daß ich dir helfe. Denke an meine Worte.«
    Er schlug die knarrende Tür zu, rammte den schweren Riegel vor und sah sich Uzo gegenüber, dessen haarbedecktes Gesicht einen wilden, fremden Ausdruck zeigte.
    »Ist er tot?« brummte der junge Mann.
    »Nein. Noch lebt er. Willst du ihn töten?«
    »Er ist böse!« schrie Uzo. »Er taugt nichts. Er ist dumm. Man muß ihn züchtigen.«
    »Er ist ebenso böse wie du«, sagte Luxon abwehrend. »Niemand wird getötet. Sorge dich um Zked, Uzo. Er braucht dich.«
    »Er ist dumm!«
    »Und du mußt ihm helfen«, sagte Luxon. »Geh schon! Sonst lasse ich dich an den Mastfuß fesseln.«
    Der Schwarzhaarige, der wie ein Tier wirkte, rannte mit seltsamen Schritten durch den schmalen Gang im Schiffsinnern davon und verschwand. Luxon wischte den Schweiß von der Stirn und zog Kukuar mit sich an Deck. Dort wehte ein kühler Wind in einzelnen Stößen; irgendwo weiter südlich schien ein Sturm über das Meer zu ziehen. Vor dem brodelnden Wall der Dunkelzone wetterleuchtete es.
    Luxon legte seinen Arm kameradschaftlich um die Schultern Kukuars.
    »Vergiß deine Rache«, bat er. »Oder schiebe wenigstens die Gedanken daran auf. Es ist uns nicht gedient, wenn wir noch mehr Haß

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