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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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reisen würde. Bedienstete und Angestellte, die mit ihren Arbeitgebern reisten, wurden immer durchgewinkt. Hierfür würde sie noch einen Weg finden müssen, und zwar schnell. Vielleicht würde Daniellia einem Angebot gegenüber offen sein?
    Angela saß in ihrem Ankleidezimmer und begann, sich die feuchten Haare zu kämmen. Es dauerte sehr viel länger, als wenn ihre Friseuse das erledigte. Sie hätte nie gedacht, dass etwas so Einfaches so schwierig sein könnte, aber die Bürste verfing sich immer wieder in irgendwelchen Haarzotteln. Und wieso waren da überhaupt mehr als sonst?
    Agent Matthews wartete bereits, als sie aus ihrer Suite in den Hauptkorridor trat. »Es scheint, als wäre etwas mit dem Netzwerk in Ihren privaten Gemächern nicht in Ordnung«, sagte er.
    »Guten Morgen, Agent Matthews. Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »Wir brauchen Ihre KI-Zugangscodes.«
    »Nein, ich auch nicht. Haben Sie zu Hause irgendwelche Köche? Ich schätze, ich kann Toast machen und ein Ei kochen. Wie schwierig wird das wohl sein? Es muss irgendwo im Transnet eine Anleitung für Anfänger geben.«
    »Die Codes, bitte.«
    Sie verdrehte die Augen und befahl ihrer E-I, sie dem Agenten zu schicken.
    »Danke«, sagte er in seinem monotonen, höflichen Tonfall. »Und ich weiß, wie man ein Ei kocht. Sie werden heute nicht verhungern.«
    »Sie sind sehr liebenswürdig. Ich denke, Sie haben den falschen Job.«
    »Er wird gut bezahlt.«
    »Wirklich? Gibt es irgendwelche freien Stellen? Ich besitze erstklassige Kenntnisse über die Finanzmärkte von New Monaco.«
    Er schüttelte verwundert den Kopf. »Ich werde Leute wie Sie nie verstehen.«
    »Nein, das werden Sie nicht. Sie Armer.«
    Matthews hatte recht, er konnte kochen. Sie saß in der Küche des Westflügels, die sie bisher nur dreimal in ihrem Leben betreten hatte, und ließ sich von ihm Rührei mit geräuchertem Lachs auf dickem, getoastetem Brot servieren. Er zeigte ihr, wie man die erfreulicherweise antike Orangenpresse handhabte. Den Saft aus der halbierten Frucht zu zwingen, indem sie den Hebel eines chrombeschichteten Apparates herunterdrückte, bescherte ihr ein lächerliches Gefühl von Befriedigung. Die Kaffeemaschine allerdings hatte mehr Kontrolllämpchen und blitzende Lichter als der Kontrollraum eines Gateways. Aber auch diese wusste er zu bedienen.
    »Es gibt eine ganze Menge, an das ich mich noch gewöhnen muss, oder?«, sagte sie reflexhaft, als sie die Espresso-Tasse mit ihrem perfekt zubereiteten Inhalt hob.
    »Eine ganze Menge, ja.«
    »Irgendwelche Tipps?«
    »Nehmen Sie sich etwas Zeit und finden Sie heraus, was Sie mit dem Rest Ihres Lebens anfangen wollen.«
    »Und wie soll ich diese Zeit finanzieren?«
    »Ihr Vater ist in Amerika geboren. Dadurch haben Sie einen rechtmäßigen Anspruch, dort zu leben. Es gibt dort eine soziale Absicherung. Es ist nicht viel. Wenn Sie jung und fähig sind, werden Sie auf eine neue Welt verschifft, wo sie vier Hektar Land bekommen, um Ihre eigene Nahrung anzubauen. In Grande Europe ist es genauso.«
    »Verschifft«, sagte sie voller Abscheu. »Vielleicht sollte ich mir einfach Versagerin auf meine Stirn tätowieren lassen.«
    »Wird Ihnen nicht irgendjemand von Ihren Freunden helfen?«
    »Ein paar vielleicht. Mein Exverlobter. Aber ich will keine Almosen, Agent Matthews.«
    »Die Transnet-Medien würden sich vermutlich für Ihre Geschichte interessieren.«
    »Ja. Ich bin mir sicher, dass sie das würden.«
    Matthews runzelte die Stirn und sah auf. »Entschuldigung«, sagte er und ging weg.
    Als Angela ihre E-I anwies, herauszufinden, was vor sich ging, erfuhr sie, dass sie keinen Zugang mehr zum Netz des Herrenhauses hatte. »Zu spät«, murmelte sie leise vor sich hin.
    Matthews kehrte ein paar Minuten später zurück. Eine vertraute Gestalt begleitete ihn. Shastas Vater Bantri. Größer als Matthews und auf bestem Wege, doppelt so breit zu werden. Sein rundes Gesicht wurde von einem Vollbart beherrscht, den sie aus ihrer Kindheit weltraumschwarz in Erinnerung hatte, der sich jetzt aber einer Heimsuchung alterssilberner Fäden unterwarf. Seine braunen Augen blickten so fröhlich wie die eines Serienmörders. Er trug einen dunkelpurpurnen Seidenanzug, der mehr dem chinesischen Stil ähnelte als dem indischen. Der Diamant, der vorne auf seinem traditionellen Turban befestigt war, würde ebenfalls groß genug sein, um einen Ring daraus schneiden zu lassen, dachte Angela. Aber Bantri sah sich ja auch als moderne Version der

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