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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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Sorge der gesamten Population zu sein. Eine geheimnisvolle Rolle spielte dabei die Strahlungsintensität ihrer Sonnen. Zweimal im Verlaufe der meerinidischen Geschichte hatten kosmische Umstände die Bildung eines Übermulti verhindert. Das hatte, infolge des Wirkens eines Djagganaut unbekannten Gesetzes, jedesmal eine ökologische Katastrophe zur Folge gehabt. Einmal wären sie beinahe ausgestorben.
Ihre Schilderungen weckten in ihm schaurige Visionen von einer apokalyptischen Welt.
Keméle, Wesen einer unvorstellbaren Welt, in einem Wirbel aus Licht und Feuer geboren, aufgewachsen auf einem höllischen Planeten, der voller Rätsel steckte. Wo sollte er beginnen, um sie zu lösen? Furcht vor dem Versagen kroch in ihm hoch. Er wünschte sich, zu vergessen, daß sie eine Fremde war, wollte ihre Ungeheuerlichkeit ignorieren. Doch unwiderstehlich breitete sich in ihm die Überzeugung aus, er würde all seine Hilflosigkeit überwinden, könnte er sie in ihrer wahren Gestalt sehen. Er klammerte sich an die Hoffnung, denn das Grauen vor der Macht des anonymen Wesens nahm ihm die Fähigkeit zu denken. Der Widerspruch des von unirdischen Fähigkeiten und Eigenschaften beherrschten menschlichen Körpers ließ ihn erzittern.
Während sie noch erzählte, ergriff er ihre Hand. Die Berührung tat unendlich wohl. Jedoch im gleichen Maße, wie er die Glückseligkeit genoß, entstand ein furchtbarer Verdacht.
Immer wieder hatte er sich eingeredet, er liebe dieses Wesen, Keméle. Aber in ihrer Hülle steckte etwas anderes. Liebte er das? War es am Ende egal, was für eine Kreatur sich in dem Körper verbarg? Der Zweifel besetzte alle Positionen seines Denkens, ängstigte ihn wie einen Menschen, der eine unbekannte Krankheit in sich wahrnimmt.
Am Nachmittag wirkte sie erschöpft. Er beobachtete es besorgt. Sie erklärte es mit dem Rhythmus ihrer Regeneration. Auch Djagganaut verspürte des Bedürfnis zu schlafen. Die Ereignisse der vergangenen Stunden hatten ihn überfordert.
    Er zeigte ihr das Bett in der Wohnkabine. Sie betrachtete es, strich mit den Händen darüber. »Ich glaube, ich habe mich so weit an meinen neuen Körper gewöhnt, daß es mir nichts ausmachen wird, mich hinzulegen.« Sie streifte das Kleid ab. Darunter trug sie nichts.
    Er erkannte jede Stelle an ihr, jede Linie, jede Rundung. Aber nicht nur das war es, was ihn gefangennahm. Ihre vertraute Ausstrahlung lockte. Einen Moment lang zögerte er, dann folgte er wie ein Tier seiner Witterung. Als er sich neben ihr ausstreckte, übermannte ihn fast augenblicklich die Erschöpfung, und er schlief ein. Irgendwann durchdrang ihn ein schwerer Traum.
    Er floß als zähflüssiger Bach durch eine fremde, sonnendurchgloste Landschaft. Er spürte die Begrenzungen seines heißen, felsigen Bettes. Am Himmel stand ein Riesengestirn, begleitet von einer winzigen, blauen Sonne.
    Rechts und links an den Ufern wuchsen bizarre, kristallin anmutende Gebilde. Er selbst empfand sich als hartelastische Masse, doch er floß geschmeidig durch sein enges Bett. Eine erschreckende Lust begleitete diese Bewegung.
    Der Kanal wurde immer enger, immer schneller sein Fließen. Wie ein Rasender schoß er durch die Rinne. Dann plötzlich war nichts mehr um ihn. Nicht endend ergoß er sich über ein weiches, warmes Ding, das um ihn anschwoll, ihn in sich bettete, ihn, einer Amöbe gleich, umschloß. Er versank in dem und erwachte mit einem heiseren, stöhnenden Laut.
    Keméle saß, mit dem Rücken gegen die Wandnische gelehnt, neben ihm. Ihre Augen glitzerten in der dunklen Höhle des Gesichts. Sie verfolgten wachsam jede seiner Regungen.
    Seine Stimme gehorchte ihm kaum. »Was hast du?« »Habe ich dich erschreckt?«
»Womit?«
Seine Verständnislosigkeit wirkte naiv. Was meinte sie? Er
    hatte geschlafen und war von einem Traum erwacht. Er erinnerte sich, jemand anders gewesen zu sein. Er wußte nicht mehr, wer.
    Ihre Hand lag auf seiner Schulter. Zwischen ihnen entstand ein kaum wahrnehmbares Beben. Djagganaut fröstelte.
»Hast du nun begriffen, wie weit unsere Welten voneinander sind, wie unvergleichbar?« Ihre Hand bedeckte seinen Körper, betäubte ihn mit ihrem Duft; sie umschloß das Zentrum seiner Lust. Es war zu spät, etwas anderes zu denken oder zu empfinden.
Ihre Vereinigung begleitete dieselbe wilde Erregung, die er mit Keméle verloren hatte. Er vergaß die Zweifel und die Ängste des Auseinandergehens. Es hatte nicht stattgefunden.
Ihre Leidenschaft war Keméles Leidenschaft. Doch

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