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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zumutest.«
»Verdammt«, meinte er. »Solange ich sowieso hinübergehen muß . . .«
»Gewiß; warum solltest du dann nicht die Kontrolle
übernehmen? Den jovialen, faden Omar Jones beiseite stoßen?
Schließlich . . .« Sie drückte ihren Zigarillo aus.
»Du wärest ohnehin dazu verurteilt, dort zu bleiben; warum
das gewöhnliche Leben mit den gewöhnlichen hol polloi leben?
Hier bist du stark — aber Horst Bertold und die UN, mit Auf
Hoffmanns Spuren als wirtschaftlicher Stütze, sind stärker.
Da drüben . . .« Sie zuckte mit den Achseln, als sei sie vom
menschlichen Streben ermüdet — oder von der menschlichen
Vergänglichkeit. Da drüben war die Lage einfach anders.
Keiner, begriff er, konnte sich mit ihm messen, wenn er es schaffte,
sein komplettes Gefolge mitsamt den Waffen in einem plötzlichen
Schwung hinüberzubefördern . . . wobei er ironi- scherweise
von Einems eigene offizielle Außenstellen benutzte. Er grinste
bei dem Gedanken daran; es amüsierte ihn, sich vorzustellen,
daß AHS höchstselbst dafür sorgen würde, daß
er und seine erfahrenen Agenten Neukolonisiertland erreichten.
»Und dann, im Jahr 2032«, fuhr Freya fort, »wenn
Rachmael ben Applebaum, bis dahin möglicherweise ein
ungewaschener, bärtiger, vor sich hin murmelnder Hebephrener, in
seinem famosen und tüchtigen Schiff, der Omphalos, auf der
Bildfläche erscheint, wird er entdecken, daß es eine
Hölle ist, genau wie er es vorausgesehen hat — aber du bist
es, der diese Hölle leitet. Und ich wette, das wird ihn mehr als
nur ein bißchen überraschen.«
Verärgert knurrte Matson: »Ich kann jetzt nicht weiter dar-
über nachdenken. Ich lege mich noch ein bißchen
schlafen.« Er zog den Morgenmantel und die Pantoffeln aus, kroch
müde zurück unter die Decke, sich seiner Jahre bewußt;
er fühlte sich alt. War er nicht schon zu klapprig für so
etwas? Nicht, unter die Decke zu kriechen; bei Gott, er war keineswegs
zu alt, um neben Freya Holm ins Bett zu steigen, jedenfalls noch nicht.
Aber zu alt für das, was Freya vorgeschlagen hatte - was sie
richtig, vielleicht sogar auf telepathischem Wege, aus seinem
Unterbewußtsein in Erfahrung gebracht hatte. Ja, es stimmte
tatsächlich.
Er hatte seit Rachmaels erstem Videophon-Anruf in den tiefsten
Schichten seines Denkens so etwas in Betracht gezo- gen, gleich von
Anfang an.
Und das war der Grund dafür, warum er dem mürrischen, von
Gläubigerballons gejagten Rachmael ben Applebaum geholfen oder
doch wenigstens zu helfen versucht hatte.
Er dachte: Laut den veröffentlichten Informationen gibt es auf
Walmaul eine sogenannte >Heimarmee< von dreihundert Freiwilligen
aus der Bürgerschaft. Zur Verwendung als eine Art Nationalgarde im
Falle eines Aufruhrs. Dreihundert! Und keiner von ihnen ein
Berufssoldat mit Erfahrung. Es sei ein idyllisches Land, erklärten
die Werbespots. Ein Garten Eden ohne Schlange; da es alles in totalem
Überfluß für alle gab, wozu brauchte man da eine Armee?
Welche Habenichtse existierten denn, um welchen Habenden etwas zu
neiden? Und welcher Grund, gewaltsam ihre Besitztümer zu rauben?
Ich werde es euch sagen, dachte Matson Glazer-Holliday. Die Habenichtse
sitzen hier auf dieser Seite. Ich und jene, die für mich arbeiten;
wir sind nach und nach von den wahren Titanen zerstampft und
überwältigt worden, von den UN und AHS und . . .
Die Habenden befinden sich vierundzwanzig Lichtjahre weit entfernt, im
Fomalhaut-System, auf seinem neunten Planeten. Mr. ben Applebaum,
dachte er bei sich, während er auf dem Rücken lag und in
einer instinktiven Bewegung Freya Holm an sich zog, Sie werden eine
ziemliche Überraschung erleben, wenn Sie auf Walmaul ankommen.
Wirklich schade, daß er selbst — und das spürte er mit
absoluter Gewißheit — zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am
Leben sein würde.
Warum, darüber verriet ihm seine beinahe psionische Intui- tion nichts.
Neben ihm stöhnte Freya im Halbschlaf, schmiegte sich dicht an ihn, entspannte sich.
Er aber lag wach und starrte ins Nichts. Tief in neuen, angestrengten Gedanken. Gedanken, wie er sie nie zuvor gekannt hatte.
VI
Der Beobachtungs- und Aufzeichnungs-Übertragungs-Satellit Prinz
Albert B-y knarrte sein erstes Videosignal hinaus, eine Sendung der
ersten Fernbildaufnahmen, die er seit mehr als einem Jahrzehnt von der
Oberfläche unter sich gemacht hatte. Teile des lange inaktiven
Netzwerks miniaturisierter Teile ver- sagten; indes übernahmen
Reservesysteme, und auch einige von diesen versagten. Aber das

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