Der unteleportierte Mann
wurde Matson Glazer-Holliday von einem
seiner automatischen Villendiener geweckt. »Sir, eine Nachricht
von einem Mr. Bergen Phillips. Von Neukolonisiertland. Soeben
eingetroffen. Und Sie hatten befohlen . . .«
»Ja.« Matson setzte sich auf, wobei er die Decke von Freya
wegzog, die jedoch weiterschlief; hastig griff er nach seinem
Morgenrock, seinen Pantoffeln. »Her damit.«
Die Nachricht, von Schablonendruckern der VideophonGesellschaft ausgedruckt, lautete:
HABE MEINEN ERSTEN APFELSINENBAUM GEKAUFT. SIEHT NACH
EINER REICHEN ERNTE AUS.
KOMMT DOCH UND SCHLIESST EUCH MOLLY UND MIR AN.
Jetzt regte sich auch Freya und setzte sich hin; ihr
Spinnenseide-Nachthemd, ein Träger davon, rutschte von ihrer
nackten, bleichen Schulter. »Was ist das?« murmelte sie.
»Die erste kodierte Mitteilung von B.P.«, sagte Matson;
geistesabwesend schlug er mit der zusammengefalteten Nachricht einen
Trommelwirbel auf seinem Knie, Er dachte nach.
Sie setzte sich ganz auf, griff nach ihrer Packung mit BeringZigarillos. »Was berichtet er, Mat?«
Matson anwortete: »Die Nachricht ist Version sechs.«
»Daß . . . alles genauso ist wie immer dargestellt.«
Sie war jetzt hellwach; während sie dasaß und ihren
Zigarillo anzündete, beobachtete sie ihn aufmerksam.
»Ja.« Aber — AHS-Psychologen, die auf der anderen
Seite warteten, konnten den Feldagenten geschnappt haben —
konnten ihn einer Gehirnwäsche unterzogen, alles aus ihm
herausgeholt und dann das hier geschickt haben; also bedeutete es
nichts. Nur die Übermittlung eines der Kodes mit den ungeraden
Zahlen - die in verschiedenen Abstufungen anzeigten, daß die
Verhältnisse auf Walmaul nicht so waren wie darge- stellt —
wäre irgend etwas wert gewesen. Weil natürlich AHS-
Psychologen kein Motiv hatten, die zu fälschen.
»Also«, stellte Freya fest, »weißt du nichts.«
»Aber vielleicht kann er den Prinz Albert B-y-Satelliten akti-
vieren.« Eine Woche; das wäre nicht lange, und bis dahin
ließ sich noch leicht Verbindung mit der Omphalos aufnehmen. Und
da ihr Solopilot nicht im Tiefschlaf lag, konnte man ihn infor- mieren.
Nach einer Woche aber . . .
»Wenn keine Daten von dem Satelliten kommen«, bemerkte
Matson nachdenklich, »beweist das immer noch nichts. Weil Bergen
dann nämlich eine Nachricht schickt, die besagt, daß der
Satellit sich als nicht mehr funktionsfähig erwiesen hat. Sie
werden genau dasselbe tun, wenn sie ihn erwischt haben. Also nach wie
vor nichts!« Er schritt erregt im Schlafzimmer auf und ab, nahm
dann dem Mädchen in dem zerwühlten Bett den brennenden
Zigarillo ab, inhalierte heftig, bis der Zigarillo sich erhitzte und
ihm die Finger versengte. »Ich«, sagte er, »werde die
achtzehn Jahre nicht überleben.« Ich werde nicht lange genug
leben, um die Wahrheit über Walmaul zu erfahren, begriff er. Diese
Zeitspanne; sie war einfach zu lang, um sie abzuwarten.
»Du bist dann siebenundneunzig«, stellte Freya sachlich
fest. »Also lebst du wahrscheinlich noch. Aber als Jerry mit
künstlichen anstelle der natürlichen Organe.«
Aber — so viel Geduld habe ich einfach nicht, begriff Matson. Ein
neugeborenes Baby wird praktisch in dieser Zeit erwachsen!
Freya nahm ihm den Zigarillo wieder ab, zuckte angesichts der hohen
Temperatur zusammen. »Nun, möglicherweise könntest du
noch jemanden . . .«
»Ich gehe selbst«, verkündete Matson.
Freya starrte ihn an. Nach einer Weile sagte sie: »O Gott.«
»Ich gehe nicht allein. Ich werde eine >Familie< haben. An
jeder Außenstelle von Auf Hoffmanns Spuren wird ein Kommandotrupp
der Lies Incorporated . . .« Er verfügte über
zweitausend Männer, viele davon Kriegsveteranen; sie würden
im gleichen Augenblick wie er überwechseln und sich auf Walmaul
formieren. Und in ihrer >persönlichen< Habe würden sie
genügend Spür-, Nachrichten-, Aufzeichnungs- und
Überwachungsgeräte mitführen, um die private
Polizeiagentur wie- der neu aufzubauen. »Also hast du hier auf
Terra die Leitung«, erklärte er Freya. »Bis ich
zurückkomme.« Was, von jetzt an gerechnet, in
sechsunddreißig Jahren sein wird, dachte er bitter. Wenn ich
siebenundneunzig Jahre alt bin . . . nein, stimmt ja: Wir können
auf Walmaul Tiefschlaf-Ausrüstungen bekommen, weil ich mich daran
erinnere, daß sie welche mit hinüber- genommen haben; das
ist der Grund dafür, warum die Bestände hier so knapp sind.
Ursprünglich war es so gedacht, daß sie, wenn die
Kolonisierung nicht klappte, im Tiefschlaf per Schiff ins
Weitere Kostenlose Bücher