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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wußte, wie es war, einen Intersystemflug ohne
Tiefschlaf zu versuchen, nicht zum Narren halten. Denn Dosker hatte die
Drei-Jahres-Reise nach Proxima gemacht. Und auf dem Rückflug hatte
er angesichts seiner Erfahrungen auf Tiefschlaf bestanden. »Was
mir unter die Haut geht«, fuhr Rachmael fort, »ist,
daß die AHS ihre Finger auch im Schwarzmarkt hat. Daß sie
sogar illegale Lieferungen von miniaturisierten Teilen lahmlegen
können.« Aber — er hatte seine Chance im Restaurant
gehabt und sie verpaßt; die Komponenten waren in seiner
Reichweite gewesen, ein Wert von fünftausend Poscreds. Also konnte
er sich nicht beklagen.
»Sie wissen«, sagte Dosker langsam, »daß einer
der erfahre- nen Feldagenten von Lies Incorporated nach drüben
geht, über einen gewöhnlichen Telpor-Terminal wie Otto
Normalverbraucher. Also kann es sein, daß wir schon im Laufe der
nächsten Woche Kontakt mit der Omphalos aufnehmen; vielleicht
können Sie ja umkehren; vielleicht ersparen wir Ihnen die achtzehn
Jahre hin und — oder hatten Sie die vergessen? — die
achtzehn Jahre zurück.«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Rachmael,
»daß ich zurückkomme, wenn ich es schaffe.« Er
machte sich nichts vor; nach dem Flug nach Fomalhaut konnte es durchaus
sein, daß er körperlich nicht mehr in der Lage war, den
Rückflug anzutreten. Welche Bedingungen auch immer auf Walmaul
herrschten — vielleicht blieb er dort, weil er mußte. Der
Körper hatte seine Grenzen. Und auch der Geist.
Jedenfalls hatten sie jetzt mehr, wovon sie ausgehen konnten. Nicht nur
"das Versagen der alten Zeitkapsel, je das Sol-System zu erreichen
— was die Massenmedien bequemerweise verges- sen hatten — ,
sondern auch die strikte Weigerung der Videophon-Gesellschaft von
Wes-Dem angesichts einer direkten, juristischen Aufforderung durch
Matson Glazer-Holliday, ihren Prinz Albert B-y-Satelliten im Orbit um
Fomalhaut zu reaktivieren. Diese Tatsache allein, überlegte
Rachmael, sollte eigentlich jedem vernünftigen Bürger Angst
machen. Aber —
Die Menschen wußten nichts davon. Die Medien hatten es nicht berichtet.
Matson hatte die Information jedoch heimlich zu einer kleinen,
militanten auswanderungsfeindlichen Organisation durchsickern lassen,
den Freunden eines vereinten Volkes. Größtenteils handelte
es sich dabei um altmodische, ältere und ängstliche Leute,
deren Mißtrauen gegenüber einer Auswanderung per Telpor auf
ihren persönlichen Neurosen beruhte. Aber — sie druckten
jedenfalls Flugschriften. Und die Weigerung der Videophon-Gesellschaft
war sofort in einem ihrer über die ganze Erde verbreiteten
Flugblätter gebührend vermerkt worden.
Aber wie viele Personen sie gesehen hatten — das wußte
Rachmael nicht. Er ahnte jedoch, daß es nur sehr wenige waren.
Und — die Auswanderung ging weiter.
Wie Matson sagte, nahmen die Fußspuren, die in den Bau des
Räubers führten, immer weiter an Zahl zu. Und immer noch
führte keine wieder hinaus.
Dosker knurrte: »Na, schön; hiermit übergebe ich
offiziell und in aller Form die Omphalos wieder an Sie. Alle Systeme
scheinen fehlerfrei zu funktionieren, also dürften Sie nichts zu
befürchten haben.« Seine dunklen Augen blitzten. »Ich
will Ihnen was sagen, ben Applebaum. Während der achtzehn Jahre
ohne Tiefschlaf könnten Sie sich auf dieselbe Art vergnügen
wie ich während der letzten Woche.« Er nahm ein Buch mit
Lederrücken von einem Tisch. »Sie könnten«, sagte
er ruhig, »Tagebuch führen.«
»Worüber?«
»Über den Verfallsprozeß«, erwiderte Dosker,
»eines Verstandes. Es wird von psychiatrischem Interesse
sein.« Jetzt schien er nicht zu scherzen.
»Also selbst Sie«, sagte Rachmael, »halten mich . . .«
»Ohne eine Tiefschlafausrüstung, um Ihren Metabolismus zu
verlangsamen, machen Sie einen entsetzlichen Fehler, wenn Sie fliegen.
Also wird das Tagebuch vielleicht doch nicht die Niederschrift des
geistigen Verfalls eines Menschen sein; vielleicht hat der schon
längst vorher stattgefunden.«
Wortlos sah Rachmael zu, wie der dunkelhäutige, geschmeidige Mann
durch die Schleuse trat, aus der Omphalos in den winzigen Mietflapser
verschwand.
Die Schleuse fiel mit einem lauten Knall zu. Ein rotes Licht leuchtete
über ihr auf, und er war allein, hier in seinem Riesen-
passagierschiff, so allein, wie er es achtzehn Jahre lang sein
würde. Und vielleicht, überlegte er, vielleicht hat Dosker
recht. Aber immer noch war er fest entschlossen, den Flug zu machen.
Um drei Uhr in der Frühe

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