Der unteleportierte Mann
Nahrungsmitteln . . . trieb
weiter und weiter, scheinbar eine Ewigkeit lang, und dachte an
nebelhafte und sogar glückliche Dinge, an einen Planeten mit
grünen Wäldern und an Frauen und die klingenden
Geräusche geselliger Zusammenkünfte, und wußte doch
zugleich mit seltsamer Teilnahmslosigkeit, daß er so nur kurze
Zeit überleben konnte . . . fragte sich auch, ob die UN die
Omphalos wohl ebenso erwischt hatten wie ihn; offenbar war seine
Radio-Trägerwelle von ihren aufmerksamen Monitoren angepeilt
worden, aber ob sie auch die Rachmaels angepeilt hatten, die auf einem
anderen Band operierte? . . . Gott, dachte er, ich hoffe es nicht; ich
hoffe, es hat bloß mich getroffen. Er hoffte immer noch, als das
UN-Jagdschiff zu ihm auf- schloß und ein robotartiges Gerät
ausschickte, das nach ihm angelte, bis es ihn mit großer Vorsicht
gepackt hatte, ohne seinen Anzug zu durchlöchern. Verblüfft
dachte er: Warum stechen sie nicht einfach ein kleines Loch in das
Gewebe des Anzugs, lassen die Luft und die Wärme heraus, lassen
mich hier treiben und dabei sterben?
Es verwirrte ihn. Und jetzt öffnete sich ein Luk des
UNJagdschiffes; er wurde hereingezogen wie ein in einem Netz gefangenes
Beutetier; das Luk schlug hinter ihm zu, und er spürte die
künstliche Schwerkraft, die im Inneren des teuren, ultramodernen
Raumfahrzeugs herrschte; er lag hilflos da und kam dann müde auf
die Füße, stand auf.
Ein vor ihm stehender höherer UN-Offizier in Uniform
befahl: »Legen Sie Ihren Anzug ab. Ihren Noranzug. Verste-
hen?« Er sprach mit schwerem Akzent; Dosker sah an seiner
Armbinde, daß er von der Nordischen Liga war.
Stück um Stück legte Dosker seinen Notanzug ab.
»Ihr Goten«, meinte er, »scheint ja überall am
Drücker zu sein.« Jedenfalls in den UN. Er fragte sich, ob
wohl auch auf Walmaul.
Der UN-Offizier, der immer noch die Laserpistole auf ihn richtete,
kommandierte: »Hinsetzen. Wir fliegen nach Terra zurück;
verstehen?« Hinter ihm saß ein zweiter, nicht bewaff- neter
UN-Mitarbeiter an der Kontrollkonsole; das Schiff war auf einem
Hochgeschwindigkeitskurs in Richtung des dritten Planeten, und Dosker
vermutete, daß kaum eine Stunde Flugzeit vor ihnen lag.
»Der Generalsekretär«, fuhr der UN-Offizier fort,
»hat verlangt, Sie persönlich zu sprechen. Bis dahin
verhalten Sie sich ruhig und warten Sie. Möchten Sie gerne eine
Zeitschrift zum Lesen? Wir haben den UN-Ratgeber für sozial
Schwache. Oder wollen Sie sich lieber eine Amü-Spule an-
schauen?«
»Nein«, sagte Dosker und setzte sich, blicklos vor sich hin starrend.
Der UN-Offizier erklärte: »Wir haben anhand Ihrer
Träger- wellensendung auch die Omphalos angemessen. Genau wie Ihr
Schiff.«
»Tüchtig«, erwiderte Dosker sardonisch.
»Wegen der bestehenden Entfernung werden wir jedoch mehrere Tage brauchen, um sie zu erreichen.«
Dosker sagte: »Aber schaffen werden Sie es trotzdem.«
»Das steht fest«, bestätigte der UN-Offizier mit
seinem schweren schwedischen Akzent nickend. Er hatte keine Zweifel.
Dosker auch nicht.
Das einzige Problem war der Zeitfaktor. Wie der Offizier sagte, ein paar Tage; mehr nicht.
Er starrte vor sich hin, saß da, wartete, während das
Hochgeschwindigkeits-Jagdschiff der UN in Richtung Erde, Neu-New York
und Horst Bertold eilte.
Im UN-Hauptquartier in Neu-New York wurde er einer gründlichen
körperlichen Untersuchung unterzogen; die Ärzte und
Schwestern schlössen einen Testapparat nach dem anderen an,
überprüften ihre Ablesungen, konnten keine subdermal
implantierten Geräte finden.
»Sie haben Ihre Feuerprobe erstaunlich gut
überstanden«, informierte ihn schließlich der leitende
Arzt, als er seine Kleider zurückerhielt und sich wieder anziehen
durfte.
»Und was jetzt?« fragte Dosker.
»Der Generalsekretär ist bereit, Sie zu empfangen«,
sagte der Arzt knapp, wobei er seinen Bericht abzeichnete, er nickte
mit dem Kopf in Richtung Tür.
Nachdem er sich fertig angezogen hatte, ging Dosker Schritt für Schritt zu der Tür hinüber, öffnete sie.
»Beeilen Sie sich bitte ein bißchen«, forderte ihn Horst Bertold auf.
Die Tür hinter sich schließend, erkundigte Dosker sich: »Warum?«
Der hinter seinem großen antiken Eichenschreibtisch sitzende
UN-Generalsekretär blickte kurz auf, er war ein massiger Mann,
rothaarig, mit einer spitzen, länglichen Nase und beinahe
farblosen, schmalen Lippen. Sein Gesicht war schmal, aber Schultern,
Arme und Brustkorb wölbten sich wie von unzähligen
Dampfbädern und
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