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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Zwischenrauminterferenzen, als der
Impulsempfangstrichter auf Doskers Schiff sich drehte, das schwache,
weit entfernte Signal aufzufangen versuchte. »Aber Sie sollten
doch keinen Kontakt mit mir aufnehmen«, fuhr Rachmael fort,
»es sei denn . . .«
»Es sei denn«, meinte Dosker, »daß dieser Fall
einträte. Wir haben bei der Lies Incorporated eine
Chiffriermethode, die nicht geknackt werden kann. Weil die Daten nicht
in dem enthalten sind, was gesendet wird. Hören Sie gut zu, Rach-
mael.« Verstärkt vom Schiffssender erreichten seine Worte -
so hoffte er — die Omphalos; ein Teil der technischen Apparaturen
vor ihm zeichnete sie auf und sendete sie mehrfach: eine
Vervielfältigung des Signals, um auf statistischer Grundlage dem
hohen Hintergrundrauschen entgegenzuwirken. Mit Hilfe dieses
sogenannten Redundanzprinzips hoffte er, seine Botschaft zu Rachmael
durchzuzubringen. »Sie kennen den Witz über den
Sträfling«, begann Dosker, »der aufsteht und
>Drei!< ruft. Und alle lachen.«
»Ja«, bestätigte Rachmael hellwach.
>»Drei< steht dabei näm- lich für einen ganzen
vielschichtigen Witz, den alle Gefangenen kennen, weil sie schon so
lange zusammen eingesperrt sind.« »Mit dieser
Methode«, sagte Dosker, »arbeitete heute unsere Sendung von
Walmaul. Wir haben einen Binärcomputer als Dekoder.
Ursprünglich begannen wir damit, für jeden Buchstaben des
Alphabets eine Münze zu werfen. Zahl ergab Null, Kopf ergab Eins.
Es heißt entweder Null oder Eins; das ist der modus operandi
eines Binärcomputers. Dann erfanden wir fünfzig
Nachrichteneinheiten, die mögliche Verhältnisse auf der
anderen Seite beschrieben; die Botschaften wurden so angelegt,
daß jede aus einer unverwechselbaren Abfolge von Einsern und
Nullen bestand. Ich . . .« Seine Stimme klang jetzt roh, heiser.
»Ich habe gerade eben eine Nachricht erhalten, die, wenn man sie
auf Elemente des Binärsystems reduziert, aus einer wie folgt
lautenden Sequenz besteht:
1110100110011101011000001001101010011100001001111101000 00111. In
dieser Binärsequenz ist nichts Intrinsisches enthalten, was man
entschlüsseln könnte, weil sie bloß eines von
fünfzig unverwechselbaren Signalen darstellt, die unsere Box
— hier auf meinem Schiff — kennt, und ein ganz bestimmtes
Band auslöst. Aber ihre Länge — die erweckt in den
Dechiffrierspe- zialisten den falschen Eindruck einer intrinsischen
Botschaft.« »Und Ihr Band«, meinte Rachmael,
»das ausgelöst wurde . . .«
»Ich will es mal mit eigenen Worten wiedergeben«, sagte
Dosker. »Das Einsatzwort ist — Sparta.« Dann schwieg
er. »Ein Militärstaat?« kam Rachmaels Stimme.
»Ja.«
»Gegen wen?«
»Das haben sie nicht gesagt. Dann kam eine zweite Nach- richt,
aber sie brachte relativ wenig Neues. Außer, daß sie im
Klartext durchkam und uns mitteilte, daß sie nicht durchhalten
können. Sie werden da drüben vom Militär
aufgerieben.«
»Und Sie sind sicher, daß das echte Daten sind?« fragte Rachmael.
»Nur Freya Holm, Matson und ich«, erklärte Dosker,
»haben die Dekoderboxen, in die die Nachrichten als binäre
Auslösesequenz eingespeist werden können. Sie kam
offensichtlich von Freya; jedenfalls hatte sie die erste
unterzeichnet.« Er fügte hinzu: »Sie haben nicht
einmal versucht, die zweite zu unterzeichnen.«
»Nun«, sagte Rachmael, »dann werde ich umdrehen. Jetzt hat meine Reise keinen Sinn mehr.«
»Das müssen Sie entscheiden.« Er wartete und fragte
sich dabei, wie Rachmael ben Applebaums Entscheidung wohl lauten
würde; aber, dachte er, wie du sagst, macht es eigentlich nichts
mehr aus, weil die wirkliche Tragödie sich vierundzwan- zig
Lichtjahre entfernt abspielt, und nicht etwa die Vernichtung, die
Auslöschung der zweitausend besten Männer von Lies
Incorporated, sondern — die vierzig Millionen, die vorher
gegangen sind. Und die achtzig Millionen oder mehr, die noch folgen
werden, weil es trotz unseres Wissens auf dieser Seite der Telpor-Tore
keine Möglichkeit gibt, es über die Massenmedien der
Bevölkerung mitzuteilen.
Er war gerade bei diesem Gedanken angekommen, als die UN-Jagdschiffe,
drei an der Zahl, wie schwarze, gleitende Fische geräuschlos zu
ihm aufschlossen, in All-zu-All-Raketen- Reichweite kamen; ihre Raketen
zündeten, und Doskers Lies Incorporated-Schiff wurde in
Stücke gerissen.
Betäubt, teilnahmslos, trieb er in seinem in sich geschlosse- nen
Anzug mit der eigenen Luft, dem Wasser, dem Sender, der
Abfallbeseitigungsbox, den Drucktuben mit

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