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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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einzigartig ist.
»Was würden Sie sagen«, erkundigte sich das Mädchen, »wenn ich Ihnen erzählen würde, daß das, was Sie sahen, nicht im geringsten mystikomimetisch war?«
»Was ich gesehen habe«, erklärte Rachmael, »kann nicht psycheletisch gewesen sein; es war keine Bewußtseinserweite- rung und keine erhöhte Empfindlichkeit meines Wahrnehmungssystems.«
»Warum nicht?« Das Mädchen musterte ihn aufmerksam. Jetzt erschienen zwei andere aus dem Wohnzimmer, wo sie das Fernsehgerät mit seinem dröhnenden Abbild des nie verzagenden Präsidenten Omar Jones zurückließen, der dünne, strenge Mann mit der Goldrandbrille und eine ältliche Frau mit eingefallenem, runzeligen Fleisch, das in traurigen Lappen herabhing, offensichtlich schwarz gefärbtem, glanzlosen Haar und viel zu reich verzierten Armbändern an den schlaffen Handgelenken. Beide schienen sich der Richtung, die das Gespräch vorher genommen hatte, bewußt zu sein; sie hörten schwei- gend zu, beinahe verzückt, und jetzt schloß sich ihnen eine dritte Person an, eine aufregend gebräunte, schwerlidrige Frau offenbar Anfang dreißig, die ein blaues Baumwollhemd in mexikanischem Stil trug, an der Taille zusammengebunden und weit genug offen, um wirkungsvoll beschattete glatte, nackte Haut zu enthüllen; ihre stark ausgebleichten, extrem engen Jeans, dazu das nicht zugeknöpfte Oberteil ihrer Bluse unter dem mexikanischen Hemd, offenbarten einen atemberaubenden, geschmeidigen Körper — Rachmael stellte fest, daß er sie unverwandt anstarrte, ohne sich noch länger des Fortgangs der Unterhaltung bewußt zu sein.
»Das ist Miss de Rungs«, erklärte der dünne, strenggesichtige Mann mit der Goldbrille, indem er in Richtung der beeindruckenden, tiefbraun getönten Frau in dem mexikanischen Hemd nickte. »Und das hier ist Sheila Quam,« Er deutete auf das Mädchen mit den lohweißen Haaren, das heißen Syn-Kaf für Rachmael gemacht hatte.
Der beleibte Mann, der immer noch mit dem Zahnhölzchen im Mund herumstocherte, erschien unter der Küchentür, lächelte ein verzerrtes, aber freundliches Lächeln, das hauptsächlich aus lückenhaften und ungleichmäßigen Zähnen bestand, und stellte sich vor: »Ich bin Hank Szantho.« Er streckte Rachmael die Hand entgegen, und Rachmael schüttelte sie. »Wir sind alle Kornkäfer«, erklärte er Rachmael. »Wie Sie. Sie sind ein Kornkäfer; wußten Sie das nicht? In welche Para- weit sind Sie gerutscht? Hoffentlich nicht in eine wirklich schlimme; hm?« Er betrachtete Rachmael forschend mit arbeitendem Kiefer; sein Gesicht war grobkörnig vor heftigem, aber keineswegs böswilligen Interesse.
»Wir sind alle in derselben Klasse«, meinte der lockige Jüngling mit kriegerischer, aber seltsam bewegter Stimme, indem er sich direkt an Rachmael wandte, als wolle er ihn herausfordern, als sei plötzlich ein verborgener Streit, der außerhalb von Rachmaels Wahrnehmung lag, mit im Spiel. »Wir alle haben die Krankheit; wir alle müssen wieder gesund werden.« Er schob mit sanfter Gewalt ein schlankes, kurzhaariges, hübsch gekleidetes Mädchen mit scharf ausgeprägten, feinen Gesichtszügen herein, sie starrte Rachmael mit einer wilden, unbestimmten Angst an, die beinahe ein Appell war — er wußte nicht, in welcher Hinsicht, da der lockenköpfige Jüngling, dessen Schultern und Muskeln, wie Rachmael jetzt erstmals bemerkte, einen ungewöhnlich gesteigerten Gebrauchswert aufwiesen, sie inzwischen losgelassen hatte. »Stimmt's, Gretch?« fragte der Jüngling herausfordernd.
Zu Rachmael gewandt, sagte das Mädchen mit leiser, aber völlig beherrschter Stimme: »Ich bin Gretchen Borbman.« Sie reichte ihm die Hand; reflexartig schüttelte er sie und stellte fest, daß ihre Hand glatt und ein kleines bißchen kühl war. »Willkommen in unserer kleinen revolutionären Organisation, Mr. . . .« Höflich hielt sie inne.
Er nannte seinen Namen.
»Arab-Israeli?« erkundigte sich Gretchen Borbman. »Aus der Föderation Semitischer Völker? Oder von dieser Beförderungfirma, die früher einmal so groß war und jetzt am Ende ist ... die Applebaum-Gruppe, hieß sie nicht so? Besteht da irgendein Zusammenhang? Was ist denn bloß aus ihr und diesem wun-derschönen neuen Passagierschiff, der Omphalos, gewor- den . . . war das nicht Ihr Flaggschiff?«
Es schien völlig unglaublich, daß sie es nicht wußten; die Nachrichtenmedien hatten eine cause cetebre solcher Größenordnung aus dem Flug der Omphalos zum Fomalhaut-System gemacht,

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