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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er unsicher; er ergriff Sheila Quams hilfreiche Hand, hielt ihre Bewegung an — sie hatte ihren Zweck erfüllt - und umschloß sie mit seiner. Sie zog sie nicht weg; die kühle, schmale Hand, solcher stärkender Kräfte, solcher von Liebe inspirierter Heilung fähig, war durch eine beängstigende Ironie beinahe unglaublich zerbrechlich. Sie konnte, so begriff er, durch beinahe alles verletzt werden; ohne seinen sofortigen Schutz schien sie völlig der Gnade jeder bösartigen, zu bedrohlichen und unnatürlichen Formen entstellten zerstörerischen Wesenheit ausgeliefert, die gedieh.
Er fragte sich, was aus dieser Kategorie sich wohl als. nächstes manifestieren würde. Für ihn — und für die anderen.
Und . . . war das hier auch Freya widerfahren? Er hoffte bei Gott, daß nicht. Aber intuitiv wußte er, daß es doch so war. Und daß sie ihm immer noch gegenüberstand — vielleicht sogar mehr als er.
XI
Während er dem nachdrücklichen, geradezu schneidenden Tonfall der Disskussion lauschte, wurden rings um ihn im Raum die Gesichter der Menschen plötzlich flach und gespenstisch. Wie Comicfarben, dachte er, und das traf ihn schmerzlich als sehr ernüchternd und entmutigend; er saß steif da, unwillig, sich zu bewegen, weil selbst die geringste Körperbewegung die bedrückende Grellheit der grob gemalten, nur annähernd menschlichen Gesichter verstärkte, die ihn umgaben.
Die Diskussion war zu einer bösartigen, ohrenzerfetzenden Auseinandersetzung geworden.
Zwei gegensätzliche Erklärungen der Paraweiten, begriff er schließlich, kämpften jetzt wie lebende Wesen gegeneinander, die Vertreter einer jeden wurden mit jedem verstreichenden Augenblick immer manischer und verbissener, und übergangslos verfügte er über ein vollständiges Verstehen der unmäßi- gen, mörderischen Hartnäckigkeit aller Menschen in dem Raum, jedes einzelnen von ihnen . . . jetzt hatte es keiner, nicht einmal die, die sich entschlossen hatten, im Wohnzimmer zu bleiben, um das zappelnde, zuckende Bild von Präsident Omar Jones seine Tirade herleiern zu hören, geschafft, nicht hineingezogen zu werden.
Als Rachmael seine Blicke umherschweifen ließ, schmetter- ten ihn ihre Gesichter nieder. Schrecklich in ihrer Lebhaftigkeit, ihrer mechanischen, gräßlich unbarmherzigen Zielstrebigkeit, kämpften die Menschen um ihn in einem bedeutungslosen, formlosen Wortmorast miteinander; er hörte angstvoll zu, verspürte Entsetzen angesichts dessen, was er wahrnahm; er schrak vor ihnen zurück — spürte sich vor ihnen zurückschrekken — und den Wunsch, aufzuspringen und davonzulaufen, ohne Ziel oder die allerverschwommenste räumliche Orientierung, die ihm hätte helfen können, sich zu verorten, herauszufinden, wo er war, wer diese haßerfüllten Gegner waren . . . Männer und Frauen, die vor ein paar Zeiteinheiten — Sekunden, Tagen; unter dem Einfluß des LSDs war es unmöglich, auch nur annähernd genau zu sein — faul vor dem Fernsehge- rät herumgelungert und einem Mann zugehört hatten, der, wie er wußte, synthetisch war, der nicht existierte, außer in den Profigehirnen der Video-Sim-Design-Techniker von AHS, die möglicherweise von von Einems Schweinfurter Labors aus arbeiteten.
Das hatte sie völlig zufriedengestellt. Und nun . . .
»Es war keine Programmierung«, beharrte die ältere Frau mit dem faltigen Fleisch und dem gefärbten Haar, die Luft des Raumes mit dem vibrierenden, ohrenzermalmenden Schrillen ihrer nahezu hysterischen Stimme attackierend. »Es war ein Mangel an Programmierung.« '
»Sie hat recht«, meinte der dünne, strenge Mann mit der Goldrandbrille mit piepsigem, emotionslosen Falsett, er wedelte, flatterte erregt mit den Armen, in dem Versuch, sich Gehör zu verschaffen. »Wir sollten eigentlich alle falsch programmiert werden, damit wir ein Paradies sähen, wie man es uns versprochen hatte. Aber irgendwie hat es nicht funktioniert bei uns, uns wenigen hier in diesem Raum; wir sind die Ausnahme, und jetzt kommen diese Hundesöhne von Waschpsychiatern und machen die Arbeit richtig.«
Mit ätzendem Überdruß sagte Miß de Rungs zu niemandem bestimmten: »Zur Hölle damit. Überlassen Sie das unserer Aufsicht; soll sich die Aufsicht darüber den Kopf zerbrechen.« Sie beugte sich zu Rachmael hinüber, einen unangezündeten Zigarillo zwischen den dunklen Lippen. »Ein Streichholz, Mr. ben Applebaum?«
»Wer ist unsere Aufsicht?« fragte er, während er ein Streichholzbrief chen herausholte.
Voller Verachtung und

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