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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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verletzender Feindseligkeit ruckte Miß de Rungs ihren Kopf in Richtung Sheila Quam. »Sie. Diese Woche. Und es gefällt ihr. Nicht wahr, Sheila? Du magst es ganz einfach, alle springen zu lassen. Krümm, krümm, wenn du den Raum betrittst.« Sie betrachtete Sheila Quam noch eine Weile mit haßerfüllter Rachsucht, dann wandte sie sich ab, versank in ein schweigendes, nach innen gekehrtes Brüten, mit gezieltem und feindseligem Abscheu von allen Anwesenden und jeglichem Gespräch im Raum getrennt; ihre dunklen Augen trübten sich vor Ekel.
»Was ich gesehen habe«, sagte Rachmael zu Sheila Quam. »Unter dem Einfluß des LSDs — diesen Kopffüßler. Was Sie — was Hank Szantho — die Aquatische Horrorgestalt nannte. War das psychedelisch? Habe ich im Zustand erweiterten Bewußt- seins eine tatsächlich existierende Essenz erfaßt und irgendeine Art hypnoidaler Abschirmung durchdrungen? Und wenn dem so . . .«
»Oh, ja, es war wirklich«, bestätigte Sheila Quam gleichmü- tig, ihr Tonfall war so sachlich, als sei dies eine technische, fachliche Diskussion, etwas von rein akademischem Interesse. »Die Kopffüßler oder Cephalopoden dieser Gattung scheinen, oder jedenfalls mutmaßen das die Anthropologen, die in dieser Fachrichtung tätig sind — jedenfalls ist es die vernünftigste Arbeitshypothese, die sie vielleicht als Ausgangspunkt haben, ob sie ihnen nun gefällt oder nicht -, daß es sich bei der cephalopodischen Lebensform, die als das erlebt wird, was wir als Paraweit Blau bezeichnen, um die einheimische Rasse handelt, die hier lebte, bevor AHS auftauchte mit . . .« Sie hielt inne, jetzt nicht mehr länger ruhig, ihr Gesicht hatte sich verhärtet, und als sie weitersprach, war ihre Stimme energisch und scharf. »Den mächtig tollen Der-Gedanke-zur-WocheOffensivwaffen. Den raffinierten kleinen Ungeheuerlichkeiten des guten alten Papa von Einem. Dem Ausstoß von Krupp & Söhne und dergleichem N.E.D.-Dreck mehr.« Übergangslos zerdrückte sie die Überreste ihres Zigarillos zu einem abstoßen- den Durcheinander. »Während des Telpor-Transfers nach Wal- maul hat man Ihnen den üblichen vorgeschriebenen Blödsinn eingegeben, aber genau wie bei uns übrigen Kornkäfern blieb er nicht haften. Sobald Sie der LSD-Pfeil erwischte, fingen Sie daher an, innerhalb Ihrer neuen Umgebung intuitiv zu erkennnen; die künstlich hergerichtete, illusionäre äußere Schale wurde transparent, und Sie sahen in ihr Inneres hinein, und als Sie natürlich eine tüchtige reine Dosis davon abbekamen . . .« »Was ist mit den anderen Paraweiten?« erkundigte er sich. »Tja? Was soll mit denen sein? Sie sind ebenfalls real. Genauso real. Die Uhr; die kommt häufig vor. Paraweit Silber; die tritt wieder und wieder auf.« Sie fügte hinzu: »Ich bin lange dort gewesen; ich habe sie immer wieder von neuem gese- hen . . . ich schätze, sie ist die allerschlimmste. Darin sind sich wohl alle einig. Ob sie sie nun gesehen haben oder nicht. Wenn Sie den Computertag hinter sich gebracht und Ihre Erfahrungen in die Datenbänke des verfnuggten Dings eingegeben haben, so daß jeder in der Klasse sie . . .«
Vorsichtig fragte Rachmael: »Warum verschiedene psychedelische Welten? Warum nicht immer wieder dieselbe?«
Sheila Quam hob eine dünne, gekonnt nachgezogene Augenbraue. »Für alle? Die ganze Klasse, solange sie besteht?« »Ja.«
Nach einer Pause gestand sie: »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe viele Male darüber nachgedacht. Und eine Menge anderer Leute auch, die davon wissen. Die Waschpsychiater zum Beispiel. Dr. Lupov selbst, ich hörte einmal eine Vorlesung, die er über dieses Thema hielt. Er ist so sehr am Schwimmen wie nur irgendeiner, und das ist es, was . . .«
»Warum hat Miß de Rungs gesagt, alle würden sich krüm- men, wenn Sie in den Raum kommen?« Er wartete auf ihre Antwort; er ließ sie nicht wieder vom Haken.
Seelenruhig einen neu angezündeten Zigarillo rauchend, erklärte Sheila Quam: »Eine Aufsicht, wer immer es auch sein mag — das ändert sich von Monat zu Monat, wir wechseln uns ab — hat die Macht, die Euthanasierung eines jeden anzuordnen, den sie für eine Bedrohung Neukolonisiertlands hält. Eine Berufungsinstanz gibt es nicht mehr, das hat sich nicht bewährt. Jetzt ist es ein ganz einfaches Verfahren; ich fülle ein Formular aus, besorge mir die Kennummer der betreffenden Person, und damit hat sich's. Ist das grausam?« Sie musterte ihn eingehend; offensichtlich war die Frage ernst gemeint.

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