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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu tun hat, können wir ebensogut alle Spekulationen darüber einstellen, welche Welt real ist und welche es nicht sind, weil dieser Begriff dann bedeutungslos wird.«
»In theoretischer Hinsicht bedeutungslos«, entgegnete Miss de Rungs, »aber nicht für irgendeinen der hier im Raum Anwesenden. Oder sogar für irgendwen auf der Welt.« Sie verbes- serte sich: »Irgendwen auf dieser Welt. Wir haben ein erhebliches Interesse daran, dafür zu sorgen, daß die anderen Welten, para oder nicht, so bleiben, wie sie sind, da sie alle so viel schlimmer sind als diese.«
»Ich bin mir nicht einmal dessen so sicher«, sagte der Mann mittleren Alters halb zu sich selbst, »Kennen wir sie denn so genau? Wir sind, was sie angeht, völlig traumatisiert. Vielleicht gibt es eine, die besser ist, die vorzuziehen wäre.« Er gestiku- lierte in Richtung des Wohnzimmers mit seinem krankhaft geschwätzigen Strom von Fernsehgeräuschen, dem pompösen, endlosen leeren Hervorgesprudel inhaltlosen Schunds durch den nicht existenten Präsidenten von etwas, von dem Rachmael — ebenso wie jeder andere auf Terra — wußte, daß es eine nicht reale, gezielt erfundene und aufdringlich durch Werbung angepriesene Schwindelkolonie war.
»Aber diese Welt kann nicht para sein«, behauptete Gretchen Borbmann, »Weil wir alle daran teilhaben, und das ist immer noch unser einziges Kriterium, der eine Punkt, an dem wir uns festhalten können.« Zu Rachmael meinte sie: »Das ist wichtig. Denn was Ihnen gnädigerweise noch keiner mitgeteilt hat, ist die Tatsache, daß, wenn jemals zwei von uns zur selben Zeit übereinstimmen . . .« Darauf verfiel sie in plötzliches Schwei- gen. Und betrachtete Sheila mit einer Mischung aus Abneigung und Angst. »Dann werden die üblichen Formulare herausge- holt«, fuhr sie am Ende mit sichtlicher Anstrengung fort. »Besonders Formular 47-B.«
»Gutes altes 47-B«, schnarrte der kraushaarige Jüngling und verzog sofort heftig das Gesicht. »Ja, wir lieben es ganz einfach, wenn das aufgetischt wird, wenn sie ihre Routineüberprüfungen an uns durchführen.«
»Die Aufsicht«, fuhr Gretchen fort, »zeichnet 47-B ab, nach- dem sie die Parawelt-Gestalt von jemandem am Computertag eingegeben hat, der im allgemeinen der späte Mittwoch ist. Danach nämlich wird es öffentliches Eigentum, es ist nicht mehr bloß eine subjektive Wahnebene oder ein subjektives Irgendwas, es ist wie eine Ausstellung antiker Tonscherben unter Glas in einem Museum; das ganze verdammte Publikum kann in einer Reihe vorbeidefilieren und sie bis ins letzte Detail studieren. Daher würde es wohl kaum einen Zweifel geben, falls jemals zwei individuelle Paraweiten gleichzeitig übereinstimmten.«
»Das ist es, wovor wir uns fürchten«, sagte die faltig-fleischige ältere Frau mit dem gefärbten Haar tonlos mit mechani- scher Stimme zu niemandem im besonderen.
»Das ist das eine«, bestätigte Gretchen, »Was uns wirklich Angst macht, Mr. ben Applebaum, das können Sie uns glauben.« Sie lächelte leer, und ihr Gesichtsausdruck brennender, sich nie ändernder Sorge war über alle ihre Züge zu steriler Hoffnungslosigkeit versteinert, eine Maske völliger Verzweif- lung, die ihr zierliches, klar geschnittenes Gesicht zur Reglosig- keit verschloß — klar geschnitten und vor dem Gespenst einer totalen Niederlage erstarrt, als sei das, was sie und die anderen fürchteten, in letzter Zeit nah, viel zu nah herangekrochen; es war nicht länger reine Theorie.
»Ich verstehe nicht, warum eine von zwei Personen geteilte Auffassung derselben Paraweit . . .«, begann Rachmael, dann zögerte er und taxierte Sheila. Aber nicht um alles in der Welt konnte er ihre aufgesetzte kühle Gelassenheit ausloten, er wurde nicht im geringsten aus ihr klug und gab schließlich auf. »Warum wird das als so — schädlich angesehen?«
»Schädlich«, erklärte Hank Szantho, »Nicht für uns; Teufel nein — nicht für uns Kornkäfer! Im Gegenteil; es wäre besser für uns, wenn wir in der Lage wären, untereinander zu kommunizieren. Aber wer gibt schon einen Grufg darum . . . tja, wer kümmert sich schon um eine solche klitzekleine, unbedeutende Angelegenheit — eine Gültigkeitserklärung, die uns geistig gesund erhalten könnte.«
Sheila wiederholte weit entfernt: »Geistig gesund.«
»Ja, geistig gesund«, knurrte Hank Szantho sie an.
»Folie ä deux«, meinte Sheila sanft. Zu Rachmael gewandt, fuhr sie fort: »Nein, natürlich nicht schädlich für uns. Für sie.« Einmal

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