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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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verdammt noch mal.«
Einen Augenblick später hatte er sich in einer Seitennische angezogen; er sammelte seine tragbaren Besitztümer zusammen, betrachtete sein Spiegelbild in einem vor Staub ziemlich trüben Spiegel, schlenderte dann, sich schon viel besser fühlend, hinaus, um sich dem herumstreichenden Mädchen in dem Spitzenkittel zu stellen.
»Was ist denn hier ein gutes Hotel?« erkundigte er sich — als ob er das nicht gewußt hätte. Aber die Pose, ein gewöhnli- cher Neukolonist zu sein, mußte aufrecht erhalten werden, selbst gegenüber dieser loyalen Angestellten.
»Die lächelnde Katze«, entgegnete das Mädchen; sie musterte ihn jetzt aufmerksam. »Ich glaube, ich habe Sie
schon mal gesehen«, enschied sie. »Mr. Hennen. Hmm. Nein, der Name ist mir neu. Ein seltsamer Name, ist er irisch?« »Wer weiß«, murmelte er, während er zur Tür hinüberging. Keine Zeit für Geplauder, nicht einmal mit einem so hübschen Mädchen. Ein anderes Mal, vielleicht . . .
»Hüten Sie sich vor den Lies Incorporated-Polizisten, Mr. Hennen!« rief das Mädchen hinter ihm her. »Sie sind überall. Und die Kämpfe — langsam wird es wirklich schlimm. Sind Sie bewaffnet?«
»Nein.« Zögernd blieb er an der Tür stehen. Weitere Einzel- heiten.
»AHS«, informierte ihn das Mädchen, »würde sich freuen, Ihnen eine kleine, aber überaus nützliche Waffe zu verkaufen, die . . .
»Ach, rutschen Sie mir damit den Buckel runter!« sagte Ferry und stürmte weiter nach draußen, auf den dunklen Bürgersteig.
Umrisse, farblos, riesig und schnell, segelten in allen Schich- ten der Welt. Wie angewurzelt starrte er mit offenem Mund auf die neue, gespenstische Verwandlung der Kolonie, die er so gut kannte. Der Krieg — mit einem Schock erinnerte er sich plötzlich. Nun, so würde es für eine ganze Weile sein. Aber bestürzt hatte er erneut Schwierigkeiten, sich zurechzufinden. Gütiger Gott, wie lange würde das anhalten? Er ging ein paar Schritte, während er immer noch versuchte, sich anzupassen, und es immer noch unmöglich fand — er schien sich in einer fremden, unirdischen See zu wiegen, ein Leben, das die Umwelt nicht vorausgesehen hatte, er war ihr genauso fremd wie sie ihm.
»Jawohl, Sir!« sagte eine mechanische Stimme. »Lesestoff, um die Langeweile zu vertreiben. Zeitung oder Taschenbuch, Sir?« Der robotische Zeitungsverkäufer glitt eifrig in seine Rich,tung; voll Bestürzung endeckte Ferry, daß sein Metallkörper vom Feuer der in seiner Nähe ausgelösten Anti-PersonenWaffen zerfressen und blatternarbig geworden war.
»Nein«, entgegnete er rasch. »Dieser verdammte Krieg hier . . .«
»Die neueste Zeitung wird seine Hintergründe vollständig erklären, Sir«, sagte der Verkäufer mit lauter, kreischiger Stimme, während er Ferry verfolgte, der hoffnungsvoll Ausschau nach einem Mietflapser hielt, keinen sah und heftige Nervosität verspürte: Hier draußen auf dem Bürgersteig blieb er einzigartig exponiert.
Und das in der Nabe meines eigenen verdammten Kolonial- planeten, sagte er sich mit bedrückter Entrüstung. Ich kann nicht einmal unbehelligt meine eigenen Straßen entlanggehen, muß eine Tarnidentität annehmen — es so erscheinen lassen, als sei ich irgend so eine Null namens Mike Hennon oder wie auch immer ... er hatte schon jetzt praktisch den Kontakt zu seiner falschen Identität verloren, und offen gestanden gefiel ihm dieser Verlust. Verdammt, sagte er sich, ich bin der unvergleichliche . . .
In diesem Augenblick fiel sein Blick auf den Hauptartikel, den der Zeitungsverkäufer anzubieten hatte. Wahre und vollständige ökonomische und politische Geschichte Neukolonisiertlands,
las er. Von wem? Dr. Bluth. Seltsam, dachte er. Darauf bin ich noch nie gestoßen, und doch gehe ich die ganze Zeit über an diesem Ort ein und aus!
»Wie ich erkenne, betrachten Sie aufmerksam diese bemer- kenswerte Schrift, die ich zum Verkauf anbiete«, erklärte der Verkäufer. »Diese Auflage, die achtzehnte, ist komplett auf dem neuesten Stand, Sir. Vielleicht möchten Sie gerne einen Blick hineinwerfen? Das kostet nichts.« Er streckte Ferry ruckartig sein Exemplar des umfangreichen Buches hin, unwillkürlich nahm dieser es entgegen, schlug es an einer beliebigen Stelle auf. Er fühlte sich rastlos und belagert, ohne jedoch genau zu wissen, wie er dem Zeitungsverkäufer entkommen sollte.
Und da, vor seinen Augen, ein Abschnitt, der sich mit ihm befaßte; sein eigener Name sprang ihm entgegen, um ihn zu betäuben, sein

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