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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aufschlägt, dann haben wir eine wirkliche Chance, daß . . .«
»Wird er nicht«, erwiderte Jaime Weiss fatalistisch. »Die Wahr- scheinlichkeit spricht dagegen. Meiner Meinung nach muß er irgendwie sehr deutlich und direkt dahin gelenkt werden, diese eine spezielle Seite aufzuschlagen, irgendwie müssen wir ein Instrument oder eine Methode anwenden, die ihm zuallererst unter allen mögli- chen Seitenzahlen gerade diese Seitenzahl verschafft, und wenn das geschehen ist, muß irgendwie seine Neugier
Mit bebenden Händen blätterte Theo Ferry das Buch bis zur Seite einhundertneunundzierzig durch. Und studierte zwanghaft, ohne zu blinzeln, den Text vor sich.
Mit einem frohlockenden Schnauben meinte Jaime Weiss: »Er hat es getan. Dr. Lupov — ich hatte vollkommen recht.« Schadenfroh hieb er auf eine Reihe von Meßinstrumenten, Schaltern und Skalen vor ihnen. Aber natürlich war die Kriegslist auf- grund der von dem Waschpsychiater vorgenommenen präzisen Diagnose all jener passiven Faktoren gelungen, die sich in Theo Ferrys Psyche vereinigten. Unfähigkeit, Gefahr zu widerstehen . . . die Andeutung, daß es ein Wagnis darstellte, sein Weiterblättern bis zu dieser einen bestimmten Seite: Der bloße Gedanke, daß ein extremes Risiko bestand, hatte Ferry veranlaßt, wie toll in diese Richtung zu blättern.
Er hatte widerstandslos die Seite aufgeschlagen — und er würde nicht wieder aus ihr herauskommen.
»Sir«, sagte plötzlich einer von Lupovs Assistenten, so daß sowohl Weiss als auch der Psychiater zusammenschreckten, »wir haben soeben etwas Tödliches auf dem Beobachtungsschirm entdeckt. Ein Ihnen beiden gegenüber tropisches Explosivlanzett ist durch das Telpor-Tor hindurchgekommen, das wir benutzt haben, um Greg Gloch in seiner Kammer zu erreichen.« Das Gesicht des Mannes glänzte bleich und feucht vor Angst.
Jaime Weiss und Dr. Lupov blickten sich wortlos an.
»Ich würde sagen«, meinte Lupov nach einer Weile mit bebender Stimme, »daß jetzt alles davon abhängt, wie schnell sich das Lanzett bewegt, wie genau es ist und . . .«er gestikulierte krampfhaft in Richtung des Mikrobildschirms vor ihnen, ». . . und wie lange es dauert, bis Mr. Ferry den Wascheinflüsterungen auf der Seite erliegt.«
»Wie lange«, fragte Jaime bedächtig, »wird es Ihrer Schätzung nach bei einem Mann von Ferrys Kaliber dauern, zu erliegen?« Nach kurzem Kalkulieren erwiderte Lupov rauh: »Wenigstens eine Stunde.«
»Zu lange«, sagte Jaime.
Hölzern nickte Lupov, mit langsamen Auf- und Abbewegungen.
»Wenn das Lanzett uns zuerst erreicht«, meinte Jaime darauf, »und uns beide erledigt, wird Ferrys Muster dann trotzdem geändert?« Was für eine Verschwendung, dachte er; was für eine kolossale, unmögliche Verschwendung, wenn nicht. Alles, was wir aufgebaut haben: die Pseudo-Welten, die falsche Klasse der »Kornkäfer«, alles — ohne jedes Ergebnis. Und so dicht dran zu sein, so unglaublich dicht! Wieder wandte er seine Aufmerksamkeit dem kleinen Bildschirm zu, gezielt vergaß er alles andere. Warum nicht? fragte er sich bitter. Schließlich gab es nichts, was sie hätten tun können, nun, da das Abwehrlanzett aus von Einems Labor durch das Tor gekommen war und Fomalhaut IX erreicht hatte.
»Ich kann keine Voraussage machen«, meinte Lupov halb zu sich in einem eintönigen Gemurmel, »was Ferry tun wird, wenn Sie und ich . . .«
Die Rückwand des Bunkers explodierte in einem Schauer mordender weißer und grüner Funken. Jaime Weiss schloß die Augen.
Völlig in die Seite vor sich vertieft, versäumte Theo Ferry es, den Summer seines Nackencoms beim ersten Mal zu hören. Schließlich wurde er seiner jedoch gewahr, erfaßte die Tatsache, daß von Einem versuchte, ihn zu erreichen.
»Ja«, sagte er brüsk. »Was ist denn, Sepp?« x
»Sie sind in höchster Gefahr«, drang die ferne, verschwommene Stimme zu ihm durch, ein blechernes, mückengleich tanzendes Wispern aus vielen Lichtjahren Entfernung. »Wer- fen Sie das Ding weg, das Sie da haben, was immer es auch sein mag; es ist Lupovs Erfindung — eine speziell aut S\e zuge- schnittene Waschtechnik, Sir! Beeilen Sie sich!«
Mit unglaublicher Anstrengung schaffte Theo Ferry es, das Buch zu schließen. Die gedruckte Seite verschwand . . . und im selben Augenblick fühlte er Stärke in seine Arme zurückkehren, Willenskraft flutete zurück, und sofort sprang er auf und ließ das Buch dabei fallen. Mit flatternden Seiten trudelte es auf den Boden. Theo Ferry sprang sofort

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