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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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können, jammerte er, ohne den »Klüngel um dieses Geschmeiß« der Vergangenheit, »Tausende« hätte man »beseitigen« müssen. Es gewährt einen aufschlußreichen Blick in die untergründigen Antriebe des Hitler-Regimes, wenn Goebbels sekundierte, wie bedauerlich es sei, daß Österreich beim Anschluß 1938 keinen Widerstand geleistet habe: »Wir hätten alles kaputtschlagen können.«
      Als habe er damit nur ein weiteres Stichwort für seinen Entschluß erhalten, Berlin nicht zu verlassen, erwiderte Hitler, er bleibe nicht zuletzt in der Hauptstadt, um künftig mit besserem Recht gegen jedes Anzeichen von Schwäche vorzugehen. Im gleichen Zusammenhang fällt auch die lamentierende Bemerkung über die eigentliche Ursache der Verzweiflungen, die ihn zusehends häufiger heimsuchten: »Man bereut es hinterher, daß man so gut ist.«

    FÜNFTES KAPITEL Bankett des Todes

      An Nachmittag des 23. April ging ein Telegramm aus Berchtesgaden im Bunker ein. Darin fragte Göring, ob Hitlers Entschluß, »in der Festung Berlin auszuharren«, den Erlaß vom
    29. Juni 1941 in Kraft setze, der ihm, dem Reichsmarschall, die Führernachfolge mit allen Vollmachten für den Fall übertrug, daß Hitler seiner Handlungsfreiheit beraubt sei.
      Göring hatte sich die Anfrage nicht leicht gemacht. Dem Entschluß waren ausgedehnte Überlegungen voraufgegangen. Von General Koller, der eigens aus Berlin herbeibefohlen worden war, hatte er sich über die jüngsten Vorgänge im Bunker berichten lassen. Vor allem Hitlers unwiderrufliche Absicht, in der Hauptstadt zu bleiben, sowie seine Äußerung vom Vorabend, Keitel und Jodl sollten von nun an gemeinsam mit dem Reichsmarschall die notwendigen Entscheidungen treffen, hatten ihn derart alarmiert, daß er seine wichtigsten Berater zusammenrufen ließ und mit ihnen erörterte, was zu tun sei. Alle Anwesenden einschließlich des Chefs der Reichskanzlei, des Ministers Hans-Heinrich Lammers, waren der Auffassung, daß damit die Nachfolgeregelung auflebe. Das nach mehreren Entwürfen schließlich verabschiedete Telegramm war in loyalem Ton formuliert, erbat eine Antwort bis zweiundzwanzig Uhr und schloß mit den Worten: »Der Herrgott schütze Sie, und ich hoffe, daß Sie doch noch aus Berlin hierherkommen.« Obwohl Görings alter Widersacher Martin Bormann alles unternahm, um das Telegramm als Ultimatum hinzustellen, war Hitler zunächst ruhig geblieben.
      Erst als gegen sechs Uhr abends ein weiteres Telegramm des Reichsmarschalls bekannt wurde, das den Reichsaußenminister von Ribbentrop bei Inkrafttreten der Nachfolgeregelung »unverzüglich« nach Berchtesgaden beorderte, gelang es Bormann, Hitler in steigende Rage zu versetzen. Sein Reden lief darauf hinaus, daß ein Staatsstreich im Gange sei, und bald mischte auch Goebbels sich ein und sprach von Ehre, Treue, Kampf und Tod. Doch die großen Worte verbargen nur notdürftig seine Empörung über Görings Versuch, die Reste der Macht an sich zu reißen, die, wie er fand, keinem anderen als ihm gebührten. Die Balgereien der Trabanten gingen unvermindert weiter. Wie eh und je erfaßten sie alsbald auch Hitler, der sie als Mittel seiner Machtausübung stets eingesetzt hatte. Seine seit Jahren erkennbare Ungehaltenheit über Göring machte sich ein letztes Mal Luft. In einem zusehends ungestümeren Ausbruch warf er ihm Faulheit und Versagen vor, bezichtigte ihn, mit seinem Beispiel »die Korruption in unserem Staate möglich gemacht« zu haben, nannte ihn einen »Morphinisten« und steigerte sich, dem Bericht eines Anwesenden zufolge, in eine solche Erregung, daß er zuletzt »wie ein Kind« weinte.
      Schließlich, als der Zorn sich gelegt hatte, unterzeichnete Hitler einen von Bormann aufgesetzten Funkspruch. Darin beschuldigte er Göring des Hochverrats, der, wie jeder wisse, die Todesstrafe nach sich ziehe. Er werde indessen davon absehen, falls Göring von allen seinen Ämtern zurücktrete und auf das Recht der Führernachfolge verzichte. Dann fiel er, wie so oft in den Stimmungsbrüchen dieser Tage, in seine Apathie zurück und meinte geringschätzig, es komme nun schon auf fast nichts mehr an: »Von mir aus kann Göring ruhig die Kapitulationsverhandlungen führen. Wenn der Krieg verlorengeht, dann ist sowieso gleichgültig, wer das macht.« Nicht ohne Grund hat Göring sich später zur Rechtfertigung auch auf diese Bemerkung berufen. Doch in den Aufgebrachtheiten der letzten Stunden zählte dergleichen nicht mehr. Am Ende

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