Der Untergang
zurückliegenden Jahre verkündet hatte, und ein Ausbruch, wie er fand, nur ein verdeckter Rückzug. Selbst wenn Weidlings Vorschlag Erfolg hätte, so hat der General die Worte Hitlers zusammengefaßt, »gerieten wir dann einfach aus einem Kessel in den anderen. Er, der Führer, müßte dann entweder unter freiem Himmel oder in einem Bauernhaus oder in irgend etwas Ähnlichem hausen und das Ende abwarten.«
»Ein durch und durch verderbter Charakter«, hat Albert Speer gleich vielen
anderen von dem SS-General Hermann Fegelein gesagt; der elegante
Herrenreiter und bedenkenlose Karrierist hatte sich Schritt für Schritt in Hitlers Umgebung vorgearbeitet und im Sommer 1944 Eva Brauns Schwester Margarete geheiratet. Gleichwohl ließ Hitler ihn noch am 29. April 1945
erschießen. Das Bild zeigt Fegelein mit Margarete und Eva Braun.
Im übrigen schien Hitler, zeitweilig wenigstens, kaum bei der Sache, anderes drängte sich vor. Insbesondere verlangte seine nach wie vor grenzenlose Wut nach einem Opfer. Während der Beratungen über Himmlers Verrat war mehrfach der Name Hermann Fegeleins gefallen, der zu den engen Vertrauten des Reichsführers-SS zählte. Nach übereinstimmendem Urteil ein »durch und durch verderbter Charakter«, hatte er sich mit soviel Charme wie Skrupellosigkeit in die Umgebung Hitlers vorgearbeitet und im Sommer 1944 unter nachfolgender Beförderung zum Generalleutnant der Waffen-SS Eva Brauns Schwester Margarete geheiratet. Am 26. April war er, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, aus dem Bunker verschwunden und in seine Wohnung in der Bleibtreustraße 4, nahe dem Kurfürstendamm, gefahren. Schon zwei Tage zuvor hatte er dem SS-General Hans Jüttner gegenüber erklärt, er habe »entschieden nicht die Absicht, in Berlin zu sterben«. Jetzt rief er Eva Braun, der er als der Frauenheld, der er war, schon auf dem Obersalzberg in aller Ungeniertheit den Hof gemacht hatte, in volltrunkenem Zustand an und redete auf sie ein. Es gebe nichts zu überlegen, sagte er, sie solle zu ihm kommen, statt im Bunker das sichere Ende zu erwarten: »Eva, du mußt den Führer verlassen. Sei nicht so dumm, jetzt geht es um Leben und Tod!«
Als Hitler ihn im Verlauf des 17. April zu sprechen wünschte,
war er unauffindbar gewesen. Die telefonische Aufforderung durch den Chef des Reichssicherheitsdienstes, den SSGeneralmajor Johann Rattenhuber, sofort in die Reichskanzlei zu kommen, hatte er ignoriert. Daraufhin war eine Gruppe des Führerbegleitkommandos losgeschickt worden, Fegelein herbeizuholen. Das Bunkergerede wollte sogar wissen, Eva Braun, die an den Avancen ihres Schwagers längst Gefallen gefunden hatte, habe in großer Erregung in der Bleibtreustraße angerufen, doch seien alle ihre Bemühungen, Fegelein zur Rückkehr zu bewegen, vergeblich gewesen. Noch das erste Kommando hatte er mit anmaßendem Hohn abgewiesen, und erst einem zweiten Aufgebot unter dem Kriminaldirektor des Reichssicherheitsdienstes Högl war es gelungen, den noch immer betrunkenen und, wie nicht ohne Entrüstung berichtet wurde, in Gesellschaft einer jungen rothaarigen Dame angetroffenen SS-General zu überreden, sie in die Reichskanzlei zu begleiten. Als Fegelein bei der Rückkehr von Hitlers Chefpilot Hans Baur vorgehalten wurde, er habe durch sein Verhalten den Verdacht einer Fahnenflucht hervorgerufen, bekam er zur Antwort: »Wenn weiter nichts ist - dann erschießt mich halt!«
Es waren aber nur Leichtsinn und die verwegene
Unverfrorenheit eines erfolgsverwöhnten Karrieristen, die Fegelein zu der Bemerkung veranlaßt hatten. Zu seiner Überraschung sah er sich noch vor dem ersten Verhör degradiert. Als Mohnke ihm zudem erklärte, daß ihm sämtliche Orden und Ehrenzeichen aberkannt seien, riß er sich selber die Schulterstücke herunter, schrie empört herum und beschimpfte Mohnke sowie die beiden SS-Offiziere in seiner Begleitung. Kein anderer als der Reichsführer sei für ihn zuständig, rief er, infolgedessen werde er nur vor Heinrich Himmler aussagen. Seine anschließende Forderung, Hitler vorgeführt zu werden, wies dieser zornig zurück, er wolle, sagte er, den Mann nicht sehen. Immerhin scheint Hitler zunächst daran gedacht zu haben, Fegelein einer der Einheiten Mohnkes zu überstellen. Doch Bormann und Otto Günsche überzeugten ihn, daß Fegelein auch dann wieder bei erster Gelegenheit »einfach abhauen« würde, so daß Hitler befahl, ein Standgericht einzuberufen. Vergebens bat Eva Braun, ihren Schwager mit
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